An diesem Freitag beginnt das neue Semester, die Vorlesungen starten in Bremen am 18. Oktober. An einem Teil der Corona-Regeln auf dem Campus entzündet sich nun Kritik. Zuletzt hat das Uni-Rektorat in einer Nachricht an Studierende und Beschäftigte die Regeln konkretisiert. Demnach können sich Studierende ohne vollen Impfschutz in der Orientierungswoche vom 11. bis 15. Oktober noch kostenlos im Test-Center der Uni testen lassen. Zudem soll ein Impf-Truck an der Uni stehen.
Ab 16. Oktober sollen dann die kostenlosen Tests für ungeimpfte Studierende enden. Studierende, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können, müssten ihre Tests nicht selbst zahlen, betont Thomas Hoffmeister, Uni-Konrektor für Lehre und Studium. Gleiches gelte für Studierende aus dem Ausland, die sich bislang in ihrem Heimatland nicht impfen lassen konnten – und für Studierende, die mit einem in der EU nicht zugelassenen Vakzin geimpft wurden.
In Bremen gilt an den Hochschulen 3G: Zugang zu Gebäuden und Seminaren hat nur, wer geimpft, getestet oder genesen ist. Ungeimpfte Studierende müssen einen Testnachweis vorlegen, der höchstens 24 Stunden alt sein darf. Dies soll an den Eingängen von Uni und Hochschule kontrolliert werden.
Der Uni-Asta lehnt die Bezahl-Tests für ungeimpfte Studierende ab. Generell empfehle der Asta Studierenden, die sich impfen lassen könnten, dies auch zu tun, sagt Dominik Lange vom Asta-Vorstand. Er stellt aber klar: "Wir sind der Meinung, dass auf die Studierenden kein ökonomischer Zwang ausgeübt werden sollte. Wenn ein Test 20 bis 30 Euro kostet, bedeutet das Kosten von mehreren Hundert Euro im Monat." Dies könnten sich die ohnehin durch die Pandemie belasteten Studierenden nicht leisten: "Das ist im Prinzip ein Impfzwang, den sich aber niemand traut auszusprechen." Der Asta sehe deshalb die Uni in der Pflicht, Lehrveranstaltungen für Ungeimpfte auch digital anzubieten. Und die Landesregierung solle die Testkosten für ungeimpfte Studierende übernehmen, fordert Lange.
"Der Zwang, den die Uni mit den Bezahl-Tests ausübt, ist illegitim", sagt auch Politikwissenschaftler Stefan Luft von der Bremer Uni. "Impfen muss eine freie Entscheidung bleiben." Durch Bezahl-Tests gebe es einen faktischen Impfzwang, und das in einem essenziellen Bereich wie der Bildung: "Es gibt ein Grundrecht auf Bildung, aber es gibt keine gesetzliche Pflicht, sich impfen zu lassen."
Paul-Theodor Pricop lehnt die kostenpflichtigen Tests ebenfalls ab. Der 25-Jährige ist für den Ring christlich-demokratischer Studenten Mitglied im Studierendenrat der Uni. "Ohne Impfung wird es jetzt superschwierig, sich am Uni-Leben zu beteiligen", sagt er. Pricop selbst überlegt noch, ob er sich impfen lässt. "Ich stehe einer Impfung nicht negativ gegenüber, aber ich möchte das frei entscheiden können."
Uni-Konrektor Hoffmeister kann nachvollziehen, dass der Asta die Bezahl-Tests kritisiert, weil die Kosten für Studierende kaum finanzierbar seien. "Dieses Argument haben wir auch gegenüber der Politik vorgebracht", sagt er. "Die Politik hat diese Entscheidung zu den Tests getroffen." Er selbst könne sowohl die Position des Asta als auch die Entscheidung für Bezahl-Tests verstehen.
Die Bremer Hochschulen und das Wissenschaftsressort hätten sich darauf verständigt, dass es, wenn die kostenlosen Tests bundesweit enden, auch keine Kostenübernahme für die Tests von Studierenden geben solle, sagt Wissenschaftsstaatsrat Tim Cordßen-Ryglewski. "Ein Test bietet keinen Schutz, Schutz bietet nur die Impfung", betont er. "Wir gehen davon aus, dass wir inzwischen eine Impfquote von über 90 Prozent bei den Studierenden haben." Dies gebe Zuversicht für einen guten Semesterstart.