Durchschnittlich 56 Mal pro Tag hat es im vergangenen Jahr in Bremen gekracht. Das geht aus der Verkehrsunfallstatistik der Innenbehörde hervor. Die Gesamtzahl der Unfälle im kleinsten Bundesland lag demnach bei 20.404, was annähernd dem Wert aus dem Jahr 2021 entspricht. Deutlich gestiegen ist im gleichen Zeitraum die Anzahl der Verletzten – von rund 3200 auf etwa 3500. Der Anstieg betrifft sowohl Leicht- als auch Schwerverletzte. Bei Verkehrsunfällen gestorben sind im vergangenen Jahr zehn Menschen, davon zwei in Bremerhaven und acht in Bremen.
Die Bremer Statistik deckt sich in großen Teilen mit der bundesweiten Entwicklung. Im gesamten Bundesgebiet hat die Zahl der Verletzten und Toten zuletzt zugenommen, liegt aber weiter unter dem Niveau der Vor-Corona-Jahre. Darauf weist auch die Innenbehörde hin. 2018 hatte es in Bremen noch mehr als 24.500 Unfälle mit rund 4.100 Verletzten gegeben.
Die neueste Statistik gibt auch Aufschluss über die Art der Unfälle und die Unfallbeteiligten. Eine Erkenntnis: Immer mehr Pedelec-Fahrer sind in Zusammenstöße verwickelt. Waren es im Jahr 2021 in Bremen und Bremerhaven noch 186, stieg die Zahl im vergangenen Jahr auf 282. Auch Fahrradfahrer waren wieder etwas häufiger an Unfällen beteiligt. In beiden Gruppen hat, dem Gesamttrend entsprechend, die Zahl der Verletzungen zugenommen.
Wer mit dem E-Scooter einen Unfall baut, verletzt sich dabei besonders häufig. 123 Fahrer trugen Blessuren davon – bei insgesamt 151 Unfällen. Meistens waren es der Statistik zufolge leichte Verletzungen; zwölf Menschen wurden als schwer verletzt eingestuft. "Aufgrund der nicht gesetzlich vorgeschriebenen Helmpflicht kommt es bei Unfällen mit E-Scootern auch zu schweren Kopfverletzungen", schreibt die Innenbehörde.
Etwa zwölf Prozent der Unfälle mit E-Scootern passierten demnach unter Alkoholeinfluss – wie viele Fahrrad- und Autofahrer bei ihren Unfällen alkoholisiert waren, geht aus der Statistik nicht hervor. Seit 2020, dem ersten Erhebungsjahr für diese Kategorie, hat sich die Zahl der E-Scooter-Unfälle mehr als verdreifacht. Zuletzt ist sie allerdings nur noch leicht gestiegen. Aufgrund der "negativen Verkehrsunfallentwicklung" werde die Polizei diese Mobilitätsform weiterhin verstärkt betrachten, heißt es in der Mitteilung.
Eine negative Entwicklung verzeichnet die Behörde auch bei Unfällen, an denen Kinder beteiligt sind. Die Zahl ist laut Statistik von 211 auf 313 gestiegen – sie liegt damit auch deutlich über dem Vor-Corona-Niveau von 2019. Sorgen bereitet das den Verantwortlichen auch deshalb, weil rund 85 Prozent der Kinder bei den Unfällen verletzt werden. Zum Vergleich: Von den rund 4300 Senioren, die im vergangenen Jahr in Verkehrsunfälle verwickelt waren, trug jeder Achte Verletzungen davon.
Die Unfallursachen schlüsselt die Behörde nicht vollständig auf. Aus der Statistik geht lediglich hervor, dass Geschwindigkeits- und Abstandsverstöße als Unfallursache deutlich zugenommen haben – das sei aber auch auf eine neue Berechnungsweise zurückzuführen.
Als die drei größten Unfallschwerpunkte gelten der Mitteilung zufolge in Bremen der Stern, die Schwachhauser Heerstraße und die Stephanibrücke. Genaue Unfallzahlen für das Jahr 2022 werden nicht genannt. Für dieses Jahr kündigt die Polizei zahlreiche Kontrollen an. In den Sommermonaten wollen die Beamten demnach auch verstärkt auf Fahrrädern und Pedelecs unterwegs sein. Am Karfreitag, bei Rasern und Autoposern auch als "Carfriday" bekannt, beteilige man sich an den bundesweiten Kontrollen.