Das Wort Landesvater hört sich verstaubt an. Und dennoch beschreibt es ganz gut, was die Bürger von einem Ministerpräsidenten erwarten: Er soll das Land mit Frische und Selbstbewusstsein nach außen vertreten und dadurch eine Stärke und positive Art entwickeln, damit sich möglichst viele gut von ihm vertreten fühlen. Ein Landesvater muss sich hin und wieder von seiner eigenen Partei absetzen und so den Eindruck stärken, dass er unabhängig, sachorientiert und im besten Sinn für den Bürger handelt. Nur so erntet er parteiübergreifend die meisten Stimmen.
All das ist Carsten Sieling nicht gelungen. Er ist nicht der Motivator, der Macher, der mitreißt. Er werkelt zwar fleißig, aber zu bescheiden und leise vor sich hin. Was von ihm in Erinnerung bleibt, ist das, was allen am sichtbarsten ins Auge fällt: ein harter Sparkurs. Das sorgt für Unzufriedenheit und Ärger. Darüber hinaus sehen viele Bremer Carsten Sieling nicht als ihren Bürgermeister an, weil sie 2015 Jens Böhrnsen wählten.
Aber nicht nur der Bürgermeister hat viel Arbeit vor sich. Das katastrophale Stimmungsbild zu Sieling strahlt fast geschlossen auf die restlichen Senatsmitglieder ab. Dass die Senatoren Joachim Lohse und Eva Quante-Brandt in der Negativliste auftauchen, braucht nicht zu wundern. Ein Blick auf die magere Bilanz in ihren jeweiligen Bereichen genügt. Lediglich Innensenator Ulrich Mäurer kommt mit klarer Kante und Beharrlichkeit beim Wähler an.
Wagen un winnen – dieser Leitspruch sollte also die Devise für die Landesregierung für die Zeit bis zum Bürgerschaftswahlsonntag sein. Einen mächtigen positiven Schub können alle Mitglieder des rot-grünen Senats brauchen.