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Tod des 15-jährigen Syrers Odai K. Weiterer Tatverdächtiger in Haft

Zwei Schüler einer Oberschule sind in Bremen-Nord von der Polizei zur Vernehmung abgeholt worden. Einer von ihnen ist nun in Haft. Die Maßnahme hängt mit dem Tod des 15-jährigen Syrers Odai K. zusammen.
12.01.2017, 11:03 Uhr
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Von Christian Weth und Pascal Faltermann

Zwei Schüler einer Oberschule sind in Bremen-Nord von der Polizei zur Vernehmung abgeholt worden. Einer von ihnen ist nun in Haft. Die Maßnahme hängt mit dem Tod des 15-jährigen Syrers Odai K. zusammen.

Die tödliche Schlägerei in der Silvesternacht in Bremen-Lüssum zieht immer größere Kreise. Wie am Donnerstag bekannt wurde, ist es im Fall des zu Tode geprügelten syrischen Flüchtlings Odai K. zu einer weiteren Festnahme gekommen.

Wie Staatsanwalt Frank Passade am Donnerstag bestätigte, sind am Mittwoch zwei Schüler einer Oberschule in Bremen-Nord von Beamten aus dem Unterricht geholt worden. Nach der Vernehmung wurde gegen einen der beiden Jugendlichen Haftbefehl erlassen.

Schüler soll zu den Schlägern gehören

Die Bremer Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der mutmaßliche Täter zu der Gruppe von Schlägern gehörte, die den 15-jährigen Odai K. in der Silvesternacht in Lüssum so schwer attackiert hatten, dass er Tage später, am Samstag, 7. Januar, seinen schweren Verletzungen im Krankenhaus erlag.

Bei dem nun festgenommenen Tatverdächtigen handelt es sich um einen 15 Jahre alten Jugendlichen. Er soll ein Neffe der beiden Männer sein, die am Dienstag von den Einsatzkräften der Polizei in der Lüssumer Heide festgenommen wurden. Auch gegen die beiden Brüder ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen gemeinschaftlichen Totschlags.

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Die beiden Kurden mit türkischem Pass sind 24 beziehungsweise 35 Jahre alt und sitzen seither in Untersuchungshaft. Nach Angaben von Staatsanwaltschafts-Sprecher Passade sollen bis zu acht Personen der Schlägergruppe angehört haben, die Odai K. lebensgefährlich verletzte. Der zweite Schüler, den die Beamten am Mittwoch vernommen haben, konnte nach der Befragung die Wache der Polizei wieder verlassen.

Verdacht hat sich nicht bestätigt

Laut Passade hatte sich der Verdacht nicht bestätigt, dass auch er zu den Schlägern gehörte. Nach bisherigem Ermittlungsstand war Odai K. am Neujahrsmorgen gegen 0.20 Uhr in der Nähe der elterlichen Wohnung an der Straße Lüssumer Heide mit mehreren Männern in Streit geraten.

Der 15-jährige Junge flüchtete in die Räume eines ehemaligen türkischen Cafés. Dort wurde er von der Gruppe „körperlich schwer misshandelt“, heißt es im Polizeibericht. Der 15-jährige syrische Flüchtling soll laut Staatsanwaltschaft mit gezielten Faustschlägen und Fußtritten gegen den Kopf attackiert worden sein. Dadurch hatte das Opfer unter anderem ein Schädelhirntrauma mit Hirnblutungen erlitten.

Gegen 0.30 Uhr soll ein Besucher der Gaststätte den Rettungsdienst gerufen haben. Die Polizei hingegen sei allerdings erst gegen 2.30 Uhr durch Familienangehörige alarmiert worden. Warum niemand die Beamten informierte, ist bislang unklar. Ob möglicherweise der Rettungsdienst die Polizei hätte informieren müssen, müsse geklärt werden.

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Der Verletzte wurde von einem Rettungswagen zuerst in das Klinikum Bremen-Nord gebracht. „Noch in der Nacht wurde er nach Bremen-Mitte verlegt“, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Dort sei er noch fachspezifischer behandelt und später in ein künstliches Koma versetzt worden.

Versäumnisse bei der Erstversorgung

Zwei Hinweisgeber, die nicht genannt werden wollen, erhoben schwere Vorwürfe. Demnach soll es Versäumnisse bei der Erstversorgung des verstorbenen Jungen durch die Rettungskräfte und später im Krankenhaus gegeben haben. Die Staatsanwaltschaft kann dies nicht bestätigen. „Bislang gibt es in diese Richtung keine Ermittlungen“, so Passade.

Die Kollegen, die sich mit dem Tathergang und der Mordsache beschäftigen, hätten bis Donnerstagabend keine Kenntnisse davon. Eine Sprecherin des städtischen Klinikverbundes Gesundheit Nord (Geno) konnte dazu keine Angaben machen und verwies zudem auf die ärztliche Schweigepflicht.

Über die Beweislage, Zeugenaussagen oder mögliche Video-Aufzeichnungen gibt es von der Staatsanwaltschaft bislang ebenfalls keine Informationen. Odai K. ist am Dienstag auf dem Osterholzer Friedhof beigesetzt worden. 150 Menschen nahmen an dem Begräbnis teil.

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