Über Silvester hat Detlef Pauls meist ein volles Haus. 250 Gäste quartiert der Bremer Hotelier normalerweise zum Jahreswechsel in seinem Hotel Munte ein. "Dieses Jahr waren es nur 40", resümiert Pauls enttäuscht. Und auch für den Januar sieht die Buchungslage "sehr traurig" aus. Die neue Welle der Corona-Infektionen verdirbt den Hoteliers erneut das Geschäft – jedenfalls in den Städten. Auf den Ostfriesischen Inseln dagegen war vom Corona-Blues über die Feiertage wenig zu spüren.
Dass das Gastgewerbe zu den am härtesten von der Krise betroffenen Wirtschaftszweigen gehört, beklagen Hoteliers und Gastronomen seit Beginn der Epidemie vor bald zwei Jahren. Von "katastrophalen Umsatzverlusten" berichtet der Branchenverband Dehoga. Durch die verschärften Zugangsregeln habe sich die Lage vor Weihnachten erneut dramatisch zugespitzt. „Mit 2G ist der Umsatz in unseren Restaurants und Hotels bereits um mehr als die Hälfte eingebrochen", rechnet Dehoga-Präsident Guido Zöllick vor. Noch höhere Einbußen meldeten Betriebe in Ländern, in denen 2G Plus gilt – wie zum Beispiel in Niedersachsen. Das sei umso bitterer mit Blick auf das für die Branche so wichtige Weihnachts- und Silvestergeschäft, auf das viele Unternehmer gehofft hatten. „Viele Betriebe können nicht mehr rentabel arbeiten“, so Zöllick.
Die Misere bekommen auch die Bremer Hoteliers zu spüren. "Einige Häuser haben zuletzt durchaus vom Trend zum Deutschland-Tourismus profitiert", rekapituliert Munte-Chef Detlef Pauls, der auch Vorsitzender des Bremer Dehoga-Landesverbandes ist. Weil viele Menschen angesichts des weltweit grassierenden Virus' ihren Urlaub lieber im eigenen Land verbrachten, stieg die Nachfrage nach Unterkünften – vor allem in den klassischen Ferienregionen an den Küsten, und als dort alles ausgebucht war, auch im Hinterland.
Die neue Corona-Welle jedoch hat den positiven Trend jäh gestoppt. Messen, Kongresse, Veranstaltungen werden wieder abgesagt und mit ihnen die geplanten Hotelübernachtungen. "Das Sechstagerennen war für uns immer so etwas wie ein Startschuss ins neue Jahr", erklärt Pauls. Doch der traditionsreiche Radsportwettbewerb in der ÖVB-Arena und den benachbarten Messehallen wurde wegen Corona zum zweiten Mal in Folge aus dem Veranstaltungskalender gestrichen. Und die Hotelzimmer für Sportler, Stars und Sternchen samt ihrem Tross bleiben leer.
Gutes Weihnachtsgeschäft auf den Ostfriesischen Inseln
Anders sieht es an der Küste aus. Auf den Ostfriesischen Inseln war zu Weihnachten von einer allzu stillen Nacht wenig zu spüren; die Bettenvermieter sangen stattdessen lauthals "O du fröhliche": "Das Geschäft über die Feiertage war richtig gut", sagt Göran Sell, Geschäftsführer der Marketinggesellschaft Ostfriesische Inseln. Zwar habe es in einigen Hotels Stornierungen gegeben, die jedoch zum Teil gleich wieder mit neuen Buchungen ausgeglichen werden konnten. Und die Ferienwohnungen, die den Großteil der Gästebetten auf den Inseln stellen, waren ohnehin so gut wie ausgebucht.
Dass es jetzt auch zwischen Borkum und Wangerooge ruhiger wird, ist normal – bis zur Ankunft der "Karnevalsflüchtlinge" aus dem Rheinland Ende Februar. "Man muss sehen, wie sich die Lage bis dahin entwickelt. Ich bin da guter Dinge", sagt Sell. Auch um den Sommer macht er sich keine Sorgen. "Wir rechnen mit einer guten Saison", so der Tourismuswerber. Auch Gäste, die die Inseln erst in der Corona-Epidemie neu entdeckt haben, hätten bereits für die kommende Saison gebucht. Borkum statt Bodrum – der aktuelle Trend zum Urlaub im eigenen Land sorgt auf den Inseln für volle Betten. "Der ländliche Tourismus profitiert insgesamt von dieser Situation", freut sich Sell.
In Bremen dagegen werden die altbekannten Instrumente im Kampf gegen die Krise ausgepackt. "Ich habe wieder Kurzarbeit beantragt", räumt Munte-Hotelier Pauls ein. Im Dezember mussten bereits zwei Dutzend seiner 115 festen Mitarbeiter stundenweise zu Hause bleiben. Im Januar könnte für einige gar keine Arbeit mehr da sein. "Ich hoffe einfach, dass Omikron jetzt das Ende der Pandemie einläutet", sagt der leidgeprüfte Hotelier. "Ohne diese Hoffnung wäre es ganz schlimm."