Der August und die Ausbildung – das Paar gehört zusammen. Anfang des Monats haben viele junge Menschen ihre Lehre begonnen, und noch suchen Unternehmen nach Kandidaten für das aktuelle Ausbildungsjahr. Zudem gibt es Neuigkeiten für alle, die bisher vielleicht noch keine Stelle ergattern konnten.
Bremen will den Ausbildungsmarkt stärken. Das Wirtschaftsressort wird dafür einen Betrag von 52 Millionen Euro einsetzen – mehr als zunächst angenommen. Das Geld kommt von der EU. Der Großteil der Summe soll weitere außerbetriebliche Ausbildungsplätze in Bremen und Bremerhaven ermöglichen. Dafür gibt es in beiden Städten jeweils bereits einen Ausbildungsverbund. "Die zusätzlichen Mittel helfen uns unter anderem dabei, den Bedarf an weiteren Ausbildungsplätzen zu decken und die jungen Menschen in unserem Bundesland noch stärker in den Fokus zu stellen", äußerte sich Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) in der Mitteilung ihres Hauses.
Vermittelt werden von den Verbünden Ausbildungsplätze für technische, kaufmännische sowie handwerkliche Berufe. Darunter waren im vergangenen Jahr zum Beispiel der Kaufmann und die Kauffrau für Büromanagement und der Industriemechaniker. 160 Ausbildungsverträge sind nach Angaben des Ressorts bereits geschlossen worden: 90 davon in Bremerhaven und 70 in Bremen. Der Praxisteil findet dabei in Weiterbildungseinrichtungen statt, die Auszubildenden besuchen zudem die Berufsschule. Und zum Abschluss gibt es eine Prüfung bei der Handels- oder Handwerkskammer. Derzeit stehen noch mindestens 400 Plätze für bisher unversorgte Bewerber zur Verfügung. In Bremen sind es 250 und 150 in Bremerhaven.
Zunächst sei das Programm im vergangenen Jahr etwas schleppend angelaufen, erinnert sich die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds für die Region Bremen-Elbe-Weser Annette Düring. Das sei zum Auftakt eines Angebots nicht ungewöhnlich. Doch jetzt sei die Resonanz positiv. Ziel der Sache sei ganz klar, dass die jungen Menschen aus der außerbetrieblichen Ausbildung schnellstmöglich in die Unternehmen wechselten und damit in die reguläre Ausbildung. Aus Sicht von Düring könnte diese Vermittlung in die Betriebe aktuell noch besser laufen.
Düring hält den Bremer Weg über die Ausbildungsverbünde für richtig. Das Konzept schauten sich auch andere Länder an. Die außerbetriebliche Ausbildung sei zunächst eine Art "Auffangbecken" für Jugendliche, die keinen Platz bekommen hätten und so zunächst versorgt seien. Es gebe unterschiedlichste Gründe dafür, warum junge Menschen keine reguläre Ausbildung fänden.
Das Programm soll gezielt kompensieren, dass Betriebe sich wegen Corona beim Ausbildungsplatzangebot zögerlich verhielten. Düring sieht die außerbetriebliche Ausbildung aber nicht als die eine Lösung für den Ausbildungsmarkt. "Es ist außerdem ein teures Instrument", so die DGB-Chefin. Nach Angaben des Wirtschaftsressorts kostet ein Platz pro Azubi im Schnitt etwa 33.000 Euro pro Jahr.
Wirtschaftssenatorin Vogt betonte ebenfalls, das oberste Ziel bleibe, Jugendliche in die betriebliche Ausbildung zu bringen. In einem Interview erklärte Vogt Anfang des Jahres gegenüber dem WESER-KURIER, der Ausbildungsverbund sei als Einstieg in Ausbildung oder als Überbrückung für Auszubildende insolventer Betriebe gedacht. "Und es ist dringend nötig, weil wir die Schuljahrgänge nicht dem Nichts überlassen können. Das wäre dramatisch."
Björn Reichenbach, bei der Handelskammer Bremen für Aus- und Weiterbildung zuständig, teilt die Ansicht. "Die Ausbildung im Betrieb hat auch für uns die Priorität." Aktuell suchten Betriebe noch Bewerber. Wer auf der Suche nach einer Ausbildung sei, solle nicht zögern, sich noch bei Unternehmen zu bewerben. Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhten sich, je dichter die jungen Menschen an einem Betrieb dran seien. Die Verbünde seien wegen Corona auf den Weg gebracht worden.
Das Programm setzt in der Stadt Bremen die Ausbildungsgesellschaft Bremen um, in Bremerhaven trägt es den Namen "Ausbildung Plus im Seestadtverbund". Auf sogenannten Städtesitzungen wird von Akteuren wie der Handelskammer und der Handwerkskammer gemeinsam überlegt, in welchen Berufen es Perspektiven für die Jugendlichen gibt und danach die jeweiligen Plätze für Bremen und Bremerhaven bestimmt.