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Hauptamtlicher Geschäftsführer zum 1. Januar Ein neues Gesicht fürs Weserstadion

Ein prominenter Arbeitsplatz im Weserstadion wird zum Jahreswechsel geschaffen: Die Stadt und der SV Werder suchen einen neuen Chef oder eine neue Chefin für ihre Stadion-GmbH. Die Hintergründe.
27.08.2021, 18:21 Uhr
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Ein neues Gesicht fürs Weserstadion
Von Jean-Julien Beer

Auf den ersten Blick überrascht der Zeitpunkt, an dem in Bremen eine spannende Führungsposition neu geschaffen und besetzt wird, mitten in der Pandemie mit ihren auch für den Profifußball erheblichen wirtschaftlichen Auswirkungen: Das traditionsreiche Weserstadion bekommt einen neuen Chef oder eine neue Chefin. Zum Jahreswechsel wird die Position eines hauptamtlichen Geschäftsführers eingeführt, die entsprechende Ausschreibung ist nun fertig, bestätigte der Aufsichtsrats-Vorsitzende der Bremer Weser-Stadion GmbH (BWS), Klaus Filbry, auf Nachfrage des WESER-KURIER.

An der BWS sind seit dem Jahr 2002 die Stadt Bremen und der SV Werder zu gleichen Teilen beteiligt. Beide Seiten stellten bisher jeweils eine ihrer Führungskräfte für die Geschäftsführung der BWS zur Verfügung, jedoch nur im Nebenjob. Für die Werder-Seite ist das Jörg Fürst, der bei den Grün-Weißen eigentlich das Rechnungswesen leitet. Die Stadt entsandte Heinz-Günther Zobel, der die Grenze des Ruhestands erreicht hat. Eine Umbesetzung der bisherigen Geschäftsführung wäre also ohnehin nun notwendig geworden, was der Aufsichtsrat – zu dem unter anderem aus dem Bremer Senat Kristina Vogt (Wirtschaft), Ulrich Mäurer (Inneres) und Anja Stahmann (Sport) gehören – nun zum Anlass nahm, die Führung hauptamtlich zu besetzen.

Wohninvest-Vertrag war ein Segen

Bei genauerer Betrachtung scheint der Zeitpunkt klug gewählt: Nach Ausbruch der Pandemie galt eine Insolvenz der BWS noch als realistisches Szenario, weil durch ausfallende Heimspiele oder Geisterspiele ohne Zuschauer erhebliche Mindereinnahmen aufliefen. Inzwischen konnte die Stadion-GmbH aber wirtschaftlich stabilisiert werden, nicht zuletzt durch Überbrückungshilfen. Als Segen erweist sich heute, wogegen vor zwei Jahren noch viele Menschen in Bremen demonstrierten: Der Vertrag mit der „Wohninvest Holding“ aus Fellbach bei Stuttgart, die für eine Nutzung der Namensrechte jährlich drei Millionen Euro überweist – auch in der 2. Liga zu unveränderten Konditionen. Seither heißt das Stadion offiziell „Wohninvest Weserstadion“. Dieser Vertrag gilt für zehn Jahre.

Nachdem die BWS nun nicht mehr stabilisiert oder gar gerettet werden muss, sollen neue Einnahmequellen erschlossen werden. Wie Filbry erklärt, wird es die Kernaufgabe der neuen Führungskraft sein, „Entwicklungspotenziale zu heben“. In der Ausschreibung für die neue Geschäftsführerposition wird die „strategische und konzeptionelle Weiterentwicklung der Nutzbarkeit und Vermarktung des Stadions“ besonders betont, wie auch die gezielte Positionierung als „besonders nachhaltiger Veranstaltungsort“ - schließlich ist das Weserstadion erst 2019 mit dem „Deutschen Solarpreis“ ausgezeichnet worden.

Vorrangig geht es also darum, wie die BWS künftig mehr zum wirtschaftlichen Erfolg beitragen kann. Bisher erzielen die zehn Mitarbeiter in einem normalen Jahr rund zwölf Millionen Euro Umsatz.

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Ob es wirklich noch große Steigerungspotenziale gibt, darüber gehen die Meinungen jedoch auseinander. Neben den Heimspielen des SV Werder sind nur noch vier weitere Großveranstaltungen pro Jahr möglich, der Hauptgrund dafür ist die Anwohnerproblematik. Eine solche Veranstaltung war in dieser Woche zum Beispiel das DFB-Pokalspiel des Fünftligisten Bremer SV gegen Bayern München, zu dem rund 10.000 Zuschauer ins Weserstadion kamen. Für große Konzerte sind die Arenen in Hamburg und Hannover offenbar attraktiver, zumal hierfür in Bremen pro Konzert Umbaumaßnahmen in Höhe von etwa 30.000 Euro anfallen würden. Als mögliches Zukunftspotential gilt der Bereich Catering. Der jetzige Vertrag mit „Levy Restaurants“ läuft 2025 aus und muss also demnächst neu ausgeschrieben werden. Derzeit fließen hier nur etwa 20 Prozent der Einnahmen bei Veranstaltungen im Logenbereich an die BWS.

Akzente in der Öffentlichkeitsarbeit

Der Kandidat oder die Kandidatin an der Spitze soll obendrein künftig das Gesicht der Weser-Stadion GmbH nach außen sein und in der Öffentlichkeitsarbeit Akzente setzen. Erfahrung in der Betreuung großer Immobilienprojekte sowie ein passender  Umgang mit parlamentarischen Gremien wird ebenso vorausgesetzt wie eine gewisse Affinität für Fußball und Sport.

Obwohl das ziemlich viele Anforderungen sind, dürfte das traditionsreiche Weserstadion auch Interessenten von weit außerhalb anlocken. Die Ausschreibung ist aber gerade erst angelaufen. In jedem Fall ist die hauptamtliche Position ab 1. Januar 2022 – wie in der Vergangenheit auch die beiden Teilzeitgeschäftsführer – nicht bei Werder oder bei der Stadt angesiedelt, sondern direkt bei der Bremer Weser-Stadion GmbH.

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