Behördengänge für Unternehmen sollen künftig einfacher werden. Daran arbeitet zurzeit das Land Bremen mit anderen Bundesländern. Das Ziel: Eine Plattform im Internet, über die Firmen mit allen Behörden in Kontakt treten können, um Dienstleistungen abzuwickeln.
Dieses sogenannte Unternehmenskonto hat der IT-Planungsrat beschlossen, ein Gremium aus Bund und Ländern, das die Digitalisierung vorantreiben soll. Dahinter steckt die Idee, dass Unternehmen wesentlich mehr Kontakt mit Behörden haben als etwa Privatpersonen. Sie müssen etwa die Lohnsteuer voranmelden, Bauvorhaben genehmigen oder Steuern für den Fuhrpark zahlen. Bislang gibt es für etliche Aufgabe verschiedene Ansprechpartner und Adressen – sowohl im Unternehmen als auch bei den Behörden. Mit dem Unternehmenskonto sollen alle Anträge über eine Plattform laufen, über die die verschiedenen Behörden und die entsprechenden Mitarbeiter im Unternehmen kommunizieren und Dokumente austauschen können.
„Eine gute digitale Verwaltung ist ein Standortvorteil für die deutsche Wirtschaft“, sagt Henning Lühr, Bremer Finanzstaatsrat und Vorsitzender des IT-Planungsrates. Einige Bundesländer hätten schon angefangen, selbst eine Lösung zu entwickeln. Aus dem Bremer Projekt soll nun eine einheitliche Plattform für alle entstehen.
Ein Unternehmenskonto sei auch immer wieder von der Wirtschaft gefordert worden, um „überflüssige Bürokratiekosten zu vermeiden“, wie es in einem gemeinsamen Schreiben verschiedener Wirtschaftsverbände heißt. „Die staatliche Verwaltung nimmt eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung der digitalen Transformation in Deutschland ein“, teilt zudem der Deutsche Industrie- und Handelskammertag mit.
Gute Erfahrungen mit E-Rechnung
Noch steht das Projekt aber ganz am Anfang. Um es sinnvoll und so praktikabel wie möglich zu gestalten, will Lühr eng mit der Wirtschaft zusammenarbeiten. „Wir werden gezielt bei den Unternehmen abfragen, was gemacht werden muss und welche Ansprüche es gibt“, sagt er. Denn das Servicekonto solle nicht nur für große Firmen wie Siemens oder die BLG Entlastung bringen, sondern auch für den kleinen Handwerksbetrieb.
Bislang liegt das Budget bei etwa 500 000 Euro. Wenn das Projekt aber konkreter wird, soll zusätzliches Geld vom Budget des Planungsrates fließen. Dass Bremen überhaupt die Federführung für das Vorhaben bekommen hat, liegt auch an den guten Erfahrungen mit der elektronischen Rechnung.
So hat die Hansestadt bereits im vergangenen Jahr eine Möglichkeit entwickelt, mit der Unternehmen, die für die Stadt gearbeitet haben, ihre Rechnung elektronisch über das Internet und damit papierlos einreichen können. Alle Länder und Kommunen müssen ab Herbst 2019 E-Rechnungen akzeptieren. So schreibt es die entsprechende Richtlinie der Europäischen Union (2014/55/EU) vor. Ab 2020 sind Lieferanten sogar dazu verpflichtet, E-Rechnungen einzureichen.