Der Flughafen Bremen prüft derzeit, wie er bevorstehende Investitionen finanzieren kann und ob er dafür Unterstützung braucht. Insgesamt geht es um mehr als 60 Millionen Euro. Das bestätigt Tim Cordßen, Sprecher des Bremer Wirtschaftssenators. Es seien „erhebliche Herausforderungen“, vor denen der Hans-Koschnick-Airport stehe.
„Für die Abarbeitung stehen wir in einem engen, offenen und konstruktiven Dialog mit unserem Aufsichtsrat und dem zuständigen Senatsressort“, sagt Elmar Kleinert, Geschäftsführer des Flughafens Bremen. Gleichzeitig macht er aber klar: „Die Finanzierung für das Jahr 2019 ist vollumfänglich gesichert, und über die kommenden Jahre wird noch beraten.“ Sollte es notwendig sein, den Flughafen zu unterstützen, sei allerdings gar nicht klar, ob Bremen das überhaupt dürfe, sagt Cordßen. Denn öffentliche Zuwendungen könnten gegen EU-Recht verstoßen.
Für die Millionen, die der Flughafen etwa in die Infrastruktur und die Gebäude investieren muss, wolle man alle Möglichkeiten überdenken. Eine wäre etwa, die Flughafenfeuerwehr in die Berufsfeuerwehr der Stadt Bremen zu integrieren. Die Kosten müsste dann das Innenressort tragen. Laut Cordßen könne der Flughafen so jährlich bis zu drei Millionen Euro einsparen.
Die FDP-Bürgerschaftsfraktion hatte vor wenigen Tagen in einem Antrag gefordert, dass der Senat den Flughafen jährlich mit fünf Millionen Euro unterstützen soll. „Damit kann der Flughafen einen Teil seines Investitionsstaus abbauen und außerdem Geld in das Wachstum des Flughafens investieren“, sagt Lencke Steiner, Vorsitzende der FDP-Fraktion. Als hundertprozentige Eigentümerin dürfe die Stadt den Airport nicht im Stich lassen. Cordßen hält diesen Vorschlag für wenig sinnvoll. Zum jetzigen Zeitpunkt einfach eine Zahl in den Raum zu werfen, sei „unseriös“.
Auch die anderen Parteien kritisieren das Ansinnen der FDP. „Der Vorstoß ist aus der Hüfte geschossen“, sagt etwa der CDU- Landesvorsitzende Jörg Kastendiek. Ihm erscheine die Höhe des Betrags willkürlich gewählt. Bevor man über Unterstützung nachdenke, müsse der Flughafen erst einmal Zahlen vorlegen. Das hätte eigentlich diese Woche geschehen sollen. Der Tagesordnungspunkt wurde im Controlling-Ausschuss jedoch auf die nächste Sitzung verlegt, Grund war die Germania-Pleite. Der Flughafen hatte nach der Insolvenz seinen Finanzplan nicht schnell genug überarbeiten können. „Das ist aber eine Grundlage, wenn man über die Frage entscheidet: Wollen wir davon abweichen, dass der Flughafen bislang zuschussfrei ist?“, sagt Kastendiek.
Auf Twitter kritisierte der Bürgerschaftsabgeordnete der Linken, Nelson Janßen, zudem: „Für den Betrag, den die FDP-Fraktion in den Flughafen stecken möchte, könnten alle Kinder von Eltern im Leistungsbezug in Bremen kostenlos Bus und Bahn fahren.“
Der Flughafen Bremen musste einige Rückschläge hinnehmen: Anfang Februar meldete die Fluggesellschaft Germania Insolvenz an. Sie war bis dahin die drittgrößte Airline am Bremer Flughafen; jährlich transportierte sie etwa 400 000 Passagiere mit Start- oder Zielort Bremen. Mitte der Woche wurde dafür ein Ersatz gefunden: Die Fluggesellschaften Corendon Airlines und Sundair werden ab April beziehungsweise August einen Teil der alten Germania-Strecken übernehmen.
Bereits im November hatte der Billigflieger Ryanair nach elf Jahren seine Basis in Bremen geschlossen. Die Folgen: Hier stationierte Flugzeuge wurden an andere Standorte verlegt, Mitarbeiter mussten gehen. Das irische Unternehmen fliegt von Bremen aus zwar immer noch etliche Ziele an, im Vergleich zu den Vorjahren ist die Anzahl jedoch gesunken.
Wie drastisch der Rückzug von Ryanair tatsächlich ausfällt, hat das Portal airliners.de nun ausgerechnet. Demnach ist das Angebot des Billigfliegers am Bremer Flughafen um ein Viertel geschrumpft. Dafür hat das Portal den diesjährigen Sommerflugplan mit dem des Vorjahres verglichen und daraus die Zahl der angebotenen Sitzplätze berechnet. Für diesen Sommer bietet Ryanair demnach etwa 250 000 Sitzplätze an, vergangenes Jahr waren es knapp 340 000. Die Iren sind damit nicht mehr die größte Fluggesellschaft am Bremer Flughafen – sie wurden von der Lufthansa überholt. Was diese Entwicklung für die Passagierzahl bedeutet, ist unklar. 2018 ist sie im Vergleich zu 2017 leicht um ein Prozent gestiegen.