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Roboterschiffe Bund will Testgebiete für autonome Schiffe

An autonomen Roboterschiffen wird schon seit längerer Zeit geforscht. Die Bundesregierung will nun Gebiete bestimmen, in denen autonome Schiffe und Systeme getestet werden dürfen.
01.08.2018, 21:06 Uhr
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Von Stefan Lakeband und Eckart Gienke

Die Bundesregierung will Gebiete ausweisen, in denen autonome Schiffe und Systeme getestet werden können. Nach ersten Gesprächen mit der Wirtschaft seien für die autonome Schifffahrt Stadtgebiete mit einem verzweigten Wasserstraßennetz wie Berlin, die Unterelbe und großflächige Häfen geeignet, heißt es in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage des FDP-Abgeordneten Bernd Reuther. Konkrete Testgebiete werden in der Antwort jedoch nicht genannt. Zunächst müsse das Regelwerk der Internationalen Maritimen Organisation (IMO) angepasst werden.

Norwegen ist Vorreiter

An autonomen Roboterschiffen wird schon seit längerer Zeit geforscht. Im Ausland gab es auch erste Prototypen und Praxistests, vor allem in Norwegen. Dort sind bereits drei Testfelder eingerichtet. Die Projekte stehen aber alle noch am Anfang; vor 2020 wird vermutlich kein wirklich autonom fahrendes Schiff unterwegs sein.

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Erst im Frühjahr hatten zwei norwegische Unternehmen, die Reederei Wilhelmsen und der Technologiekonzern Kongsberg, eine Gemeinschaftsfirma gegründet, um die selbstfahrende Schifffahrt weiter voranzutreiben. Das Start-up Massterly dürfte das erste Unternehmen weltweit sein, das sich auf die Entwicklung der notwendigen Infrastruktur und die Bedienung autonomer Schiffe spezialisiert hat. So sollen bald schon Kontrollzentren an Land entstehen, die die autonomen Schiffe überwachen können. „Als Erstes sollen die Schiffe für kürzere Strecken zum Einsatz kommen“, sagt Thomas Wilhelmsen, Vorstandsvorsitzender von Wilhelmsen. Dadurch steige die Wettbewerbsfähigkeit des Seetransports, und mehr Verkehr lasse sich von der Straße auf das Meer verlagern.

Erst kürzlich hatte Kongsberg die Sparte von Rolls-Royce übernommen, die sich mit der Entwicklung von Schiffen beschäftigt hat, die ohne Mannschaft auskommen. Sie sollen beispielsweise Container oder Öl über die Meere transportieren. Erste Entwürfe zeigen torpedoartige Schiffe, die weder Deck noch Brücke haben. Sie sollen sich selbst steuern. In den Kontrollzentren am Festland soll es jedoch Schiffsführer geben, die per Fernsteuerung das Schiff bewegen können. „Die Technologien, um ferngesteuerte und autonome Schiffe in die Realität zu holen, existieren bereits“, sagte Oskar Levander von Rolls-Royce schon vor zwei Jahren über die Machbarkeit autonomer Schiffe.

Autonom fahrende Schiffe eher für ruhigere Gewässer geeignet

Robert Völkl, Geschäftsführer des Bremer Rhedervereins, ist allerdings noch skeptisch. „Das Geschäft der Bremer Reeder wird das vorerst wohl nicht betreffen“, sagt er. Sie seien mit großen Schiffen auf den Weltmeeren unterwegs. Autonom fahrende Schiffe könne er sich eher in ruhigeren Gewässern vorstellen. „Sie könnten etwa als Pendeldienst zwischen Häfen zum Einsatz kommen.“ Denkbar wären auch Fähren, die Personen befördern. „Bis Frachtschiffe autonom fahren, wird es aber wohl noch Jahrzehnte dauern.“

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Die Bundesregierung erwartet jedoch bald enorme Fortschritte. "Hoch automatisierte, ferngesteuerte oder voll autonom fahrende Schiffe und Systeme werden weitreichende Auswirkungen auf den gesamten maritimen Sektor haben", heißt es in der Antwort aus dem Bundesverkehrsministerium.

Ein deutsches Forschungsprojekt läuft bereits am Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen in Hamburg. Unter dem Namen „Fernsams“ geht es um die Entwicklung und Erprobung von vier automatisierten Schleppern. Sie sollen einen Verbund mit einem bemannten Leitschlepper bilden. Gleichzeitig soll so auch erforscht werden, welche Infrastruktur Häfen bräuchten, um autonome Schiffe aufzunehmen.

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