Am Autoterminal in Bremerhaven ist ein Kommen und Gehen. Fast jeden Tag legt hier ein Autotransportschiff von großen Reedereien wie Wallenius Wilhelmsen oder Kawasaki Kisen Kaisha an, kurz "K-Line", lädt Autos ab und wieder auf. Was bedeutet nun für den Autoterminalbetreiber BLG Logistics die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, auf Autoimporte 25 Prozent Zoll zu verlangen?
Laut BLG-Sprecherin Tina Allerheiligen entfallen 30 Prozent der Im- und Exporte beim Fahrzeugumschlag auf den US-Markt – darunter sind auch große Landmaschinen wie zum Beispiel Mähdrescher. Der BLG-Vorstandsvorsitzende Matthias Magnor sagt: "Wir kalkulieren derzeit verschiedene Szenarien für einen möglichen Rückgang des Umschlags um bis zu 15 Prozent. Entscheidend sind nun die Reaktionen unserer Kunden, also der Automobilhersteller, der Bundesregierung, der Europäischen Union sowie der Verbraucher. Protektionistische Handelshemmnisse wie Strafzölle oder nichttarifäre Handelsbarrieren wirken sich direkt auf die Nachfrage aus und beeinflussen damit Export, Import und letztlich den Wohlstand beider Volkswirtschaften."
BLG fordert Verhandlungen mit den USA
Magnor fordert, dass die Europäische Union auf die angekündigten Zölle mit einer klaren und entschlossenen Reaktion sowie der unverzüglichen Aufnahme von Verhandlungen antwortet: "Für die Automobilbranche hätte eine derart hohe Zollbelastung erhebliche wirtschaftliche Folgen. Als führender Automobillogistiker Deutschlands werden auch wir die Auswirkungen spüren – selbst wenn unser Autoterminal in Bremerhaven als globaler Umschlagplatz nur in Teilen von der europäisch-amerikanischen Handelsroute abhängt."
Der Mercedes-Vorstandsvorsitzende Ola Källenius forderte neulich erst im Interview mit dem Handelsblatt, die Zölle auf Autos ganz abzuschaffen: "Heute fallen für jeden Pkw aus den USA beim Import in Europa Gebühren von zehn Prozent an, umgekehrt sind es 2,5 Prozent.“ Källenius, der auch Präsident des europäischen Autoverbandes ACEA ist, fügte an: „Lasst uns doch diese Zölle beidseitig auf null absenken.“
SUV-Fertigung im Mercedes-Werk in den USA
Inwieweit das Bremer Mercedes-Werk von den Einfuhrzöllen betroffen sein könnte, dazu wollte sich der Autobauer nicht äußern. Mercedes verfügt auch über ein Werk in Tuscaloosa im US-Bundesstaat Alabama. Hierbei handelt es sich um das erste Werk, das Mercedes vor 30 Jahren außerhalb Deutschlands gebaut hat. 2024 gingen hier 260.000 Fahrzeuge vom Band. Laut Unternehmen handelt es sich um den traditionellen Standort der SUV-Fertigung mit den Baureihen GLE, GLE Coupé sowie dem GLS und dem GLS Maybach. Seit 2022 werden in Tuscaloosa auch E-Autos gebaut – die SUV-Modelle EQS und EQE SUV sowie der Mercedes-Maybach-SUV EQS. Die Batterien kommen aus der Fabrik ganz in der Nähe in Bibb County.
Deutsche Wirtschaftsvertreter sehen in den von Donald Trump angekündigten zusätzlichen US-Zöllen auf Autoimporte ein Problem auch für US-amerikanische Hersteller. In den USA verkaufte Fahrzeuge würden wesentlich teurer, sagte Christoph Schemionek, Geschäftsführer der Deutschen Auslandshandelskammer Washington: "Die Zeche zahlt letztendlich der Kunde." Fast die Hälfte aller in den USA verkauften Fahrzeuge würden importiert. Das gelte nicht nur für deutsche, südkoreanische und japanische Hersteller, sondern auch für US-amerikanische Hersteller, die weltweit produzierten und ihre im Ausland produzierten Autos in die USA importierten.
Welthandel grundlegend im Umbruch
Der Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Volker Treier, sagte, die Verunsicherung in den USA könne auch zu einer Stärke Deutschlands und Europas werden. Nämlich in dem Sinne, dass "wir im Moment als ein sicherer, verlässlicherer Investitionspartner" wahrgenommen werden. Generell befinde sich der Welthandel in einem grundlegenden Umbruch, sagte Treier. Protektionistische Tendenzen seien allgegenwärtig und erschwerten das Auslandsgeschäft deutscher Firmen zunehmend.
Eine Mehrheit der Unternehmen habe in den vergangenen Wochen und Monaten bei ihren internationalen Geschäften eine deutliche Zunahme von Handelshemmnissen festgestellt, wie eine aktuelle DIHK-Umfrage unter knapp 2600 im Ausland aktiven Unternehmen mit Sitz in Deutschland zeige. Diese fand vor Trumps Ankündigung statt. Nordamerika entwickele sich zur Problemregion, so der DIHK. 70 Prozent der Unternehmen erwarteten negative Auswirkungen der US-Handelspolitik auf ihre Geschäfte.
Die BLG wiederum besinnt sich abschließend darauf, was das Unternehmen groß gemacht hat: "Als international agierender Logistikdienstleister und Seehafenbetreiber mit hanseatischen Wurzeln stehen wir für freien und fairen Welthandel." Doch in fast 150 Jahren habe das Unternehmen zahlreiche wirtschaftspolitische Umbrüche und Handelskonflikte erlebt – nicht nur mit den USA.