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"Die Standhaften": Ristedt Kontakt zur Kundschaft per Whatsapp

Im Bremer Modehaus Ristedt hält das Team mit Whatsapp-Gruppen Kunden-Kontakt. Und mit einem Artikel löst Ristedt anscheinend gerade besondere Freude aus. Shopping habe mit Emotionen zu tun, sagt der Inhaber.
10.08.2022, 05:00 Uhr
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Kontakt zur Kundschaft per Whatsapp
Von Florian Schwiegershausen

Mit einem Artikel hat Jens Ristedt anscheinend einen Erfolg gelandet. Eigentlich ist es ja nur eine Papiertüte, in der die Kundschaft ihre gerade erworbenen Artikel mit nach Hause nimmt. Aber auf der Tüte steht der Satz "Dein Lächeln ist Dein schönstes Kleidungsstück". Es gab auch schon Besucher, die nur die Tüte haben wollten, erzählt Ristedt. Mode in einem Geschäft einzukaufen habe eben etwas mit Emotionen zu tun. Und mit diesem positiv behafteten Spruch möchte der Besitzer des Modehauses an der Ansgaritorstraße direkt neben der Handwerkskammer Emotionen wecken.

Dabei waren für das Unternehmen die vergangenen zwei Jahre Pandemie sehr emotional – der Corona-Lockdown war alles andere als einfach. Doch selbst als die Kunden das Geschäft wegen Corona nicht betreten durften, die Beschäftigten in Kurzarbeit waren, konnte Ristedt auf sein Team zählen. Per Whatsapp hielten sie Kontakt zu den Stammkundinnen – und so manche ließ sich an der Eingangstür das gewünschte Kleidungsstück in die Hand drücken. Der Kontakt ist auch nach dem vorläufigen Ende der Corona-Maßnahmen geblieben. "Einige Kundinnen überraschen uns manchmal sogar mit kleinen Geschenken", freut sich Ristedt.

Neuer Internetauftritt und Online-Shop

Der Geschäftsführer will die Pandemie hinter sich lassen und arbeitet längst an Ideen, wie er sein Modehaus weiter entwickeln kann. Mit der Grafikerin, mit der er zusammen den Satz mit dem Lächeln auf die Tüte brachte, bastelt er gerade am neuen Internetauftritt mit eigenem Online-Shop. "Den müssen Sie heutzutage einfach haben", stellt Ristedt fest. Schließlich sei dieser ein Schaufenster für alle, die noch nicht im Geschäft waren.

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Doch auch das reale Schaufenster am Eingang bespielen er und sein Team regelmäßig. Denn die Laufkundschaft dürfe man nicht vernachlässigen. Hier sei das Parkhaus Am Brill direkt nebenan eine große Stütze, wie Ristedt erläutert: "Wer da parkt und von dort in die Innenstadt läuft, kommt zwangsläufig bei uns vorbei." Und so manche Besucherin biegt dann spontan nach rechts in den Eingang von Ristedt ein.

Wieder mehr Kostüme und Hosenanzüge

Gleichzeitig stellen Ristedt und sein Team auch eine Art Nachholbedarf fest. "Eine ganze Reihe Kundinnen kaufen sich Kostüme und Hosenanzüge", sagt der Geschäftsführer. Daran ist aus seiner Sicht auch ein wenig zu erkennen, dass die Menschen so langsam vom Homeoffice ins Büro zurückkehren.

Ururgroßvater begann 1867

Ristedt ist ein Stück Bremer Innenstadt, dabei stammt der Gründer Heinrich Ristedt aus Barrien bei Syke. Er eröffnete 1867 nahe dem Marktplatz in der Wachtstraße 21 ein Tuch- und Manufacturwaren-Geschäft – damals gab es die Bremer Baumwollbörse noch nicht. Die Anzeige, mit der Jens Ristedts Ururgroßvater die Eröffnung in den Bremer Nachrichten angekündigte, hängt heute noch als Bild im Büro in der obersten Etage in der Ansgaritorstraße. In den 1920er Jahren zog es Ristedt in die Bürgermeister-Smidt-Straße, die damals noch Kaiserstraße hieß. Weitere Geschäfte in der Sögestraße und im Ostertorsteinweg folgten.

1963 baute Johann Heinrich Ristedt dann am heutigen Standort ein neues Gebäude, das noch heute im Besitz der Familie ist. Von seinem Vater Klaus übernahm Jens Ristedt 2002 das Geschäft, nachdem der gelernte Werbekaufmann viel in der Welt unterwegs war, dann in den Heimathafen Bremen zurückkehrte und seinem Vater signalisierte, dass er als fünfte Generation das Modehaus weiterführen möchte. Vater Klaus schrieb ihm mal ins Buch: "Auch in einer schwierigen Stagnationszeit ist mit Mut, Verantwortungsbewusstsein und Entschlossenheit eine weitere positive Zukunft zu erreichen."

Bestellung der Sommerkollektion 2023

So bleibt Jens Ristedt am Ball, um der Kundschaft das anzubieten, was Anklang findet. Von den schweren Mänteln wie sie noch vor Jahrzehnten in Mode waren, ist er weg. In den letzten Wochen war er in Düsseldorf, Berlin und Hamburg unterwegs, um die Sommerkollektion für das kommende Jahr zu bestellen. Auch da berät er sich mit seinem 13-köpfigen Team, was die Kundschaft begeistern könnte. Die wurde vor der Pandemie regelmäßig zu Modenschauen eingeladen, um auch so Kleidung mit Emotionen zu verbinden. Mit zusätzlichen Accessoires will er die Bandbreite im Geschäft vergrößern. Und wenn die Begleitung einer Kundin im Sessel wartet und liest, bekommt sie zum Kaffee vielleicht auch eine Probe der neuesten Kreation, dem Ristedt-Gin, dazu. Erst ist nun aber der langjährige Mitarbeiter für die Kurierdienste an der Reihe: Er wird mit einem Grillabend auf der Dachterrasse des Hauses in den Ruhestand verabschiedet.

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Ristedt ist übrigens auf der Suche nach einer weiteren Person für die Modeberatung. Denn in seinem Haus werde beraten und nicht einfach verkauft, sagt er. Das sei es auch, was die Kundinnen schätzten, wenn sie unsicher sind, ob das denn alles so zum Typ passe. Damit das Lächeln als schönstes Kleidungsstück noch mehr strahlt.

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