Die Logistik soll künftig eine kleinere Rolle in der bremischen Wirtschaft spielen. Das fordern die Grünen in einem Positionspapier zum Gewerbeentwicklungsprogramm ( GEP ) 2030. Bei der Wirtschaftssenatorin sorgte das bereits für Unverständnis. Auch in der Logistikbranche selbst regt sich nun Widerstand.
„Ich habe die politischen Einlassungen von Herrn Bücking nicht verstanden“, sagt Ralph Sandstedt, Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft des Güterverkehrszentrums (GVZ). Die Logistik sei das, womit Bremen hervorsteche. „Und für Logistik braucht man nun mal Flächen.“ Er ist der Meinung, dass man Erweiterungsmöglichkeiten an bestehenden Flächen haben müsse, wenn ein Unternehmen expandieren wolle. Einem Logistiker nütze es nichts, wenn er 20 Kilometer weiter einen zweiten Standort eröffnen müsse. Dementsprechend befürwortet er eine Erweiterung des GVZ. „50 Prozent der Unternehmen, die in Bremen logistisch arbeiten, sitzen hier“, sagt Sandstedt.
Neben der reinen Erweiterung kommt für den Leiter der Entwicklungsgesellschaft aber auch infrage, die bestehenden Flächen im GVZ zu untersuchen und aufzuwerten. Parkplätze für die Mitarbeiter könnten beispielsweise außerhalb des GVZ sein, um dadurch die frei werdenden Areale besser nutzen zu können. Auch zweigeschossige Logistikhallen könnten künftig wichtiger werden. Laut Sandstedt sind diese vor allem für E-Commerce-Unternehmen interessant, die hochgradig automatisiert arbeiten.
Auch Jens Lütjen, geschäftsführender Gesellschafter von Robert C. Spies, sieht Potenzial in bestehenden Flächen: „Sie sind noch nicht ausentwickelt.“ Dass das Thema nun diskutiert werde, begrüßt er, ebenso die deutliche Positionierung von Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke). Zusammen mit Björn Sundermann, Bereichsleiter für Industrie- und Logistikimmobilien bei Robert C. Spies, spricht er sich für mehr kommunale Zusammenarbeit aus. Ein Beispiel sei das gemeinsame Gewerbegebiet der Städte Achim und Bremen. Hier dürfe es aber nicht bei Plänen und Interessensbekundungen bleiben – es müssten auch Verträge geschlossen werden.
„Flächenhunger“ der Logistikbranche
Robert Bücking, wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen, hatte am Donnerstag den „Flächenhunger“ der Logistikbranche kritisiert und möglichen neuen Gewerbegebieten oder Erweiterungen, beispielsweise nördlich der A27 im Blockland, eine Absage erteilt.
Die Handelskammer rät nun dazu, abzuwarten, bis das GEP 2030 stehe, bevor man „wichtige Zukunftsentwicklungen in den Bereichen Technologiepark und Airport-Stadt“ ablehne. Die Kammer fordert „die Umstrukturierung alter sowie die kontinuierliche Erschließung neuer Gewerbegebiete“. Im Fokus sollen die Hansalinie, das GVZ, der Bremer Industriepark sowie die Restrukturierungsmaßnahmen in der Überseestadt stehen.
Robert Völkl, Geschäftsführer des Vereins Bremer Spediteure, hält die Herangehensweise der Grünen für falsch. Man dürfe die Steuereinnahmen und die Arbeitsplätze nicht auf den Quadratmeter umrechnen. „Logistik ist eine abgeleitete Nachfrage“, sagt Völkl. Industrie und Handel würden für die Notwendigkeit der Logistik und der entsprechenden Flächen sorgen. Wenn Bremen in diesen Bereichen wachsen solle, dann müsse man auch die Logistik „noch stärker machen“.
Das Thema Logistikflächen wird auch die Bremische Bürgerschaft beschäftigen. Die CDU teilte am Freitag mit, eine Aktuelle Stunde zum Thema beantragt zu haben. „Unternehmen haben schon heute viel mehr Bedarf als befriedigt werden kann. Aus Bremen wandern bereits Unternehmen ab, die sich hier nicht erweitern geschweige denn ansiedeln können“, sagt CDU-Fraktionschef Thomas Röwekamp. Die Haltung der Grünen habe daher „fatale Folgen für Arbeitsplätze, Unternehmen und Wachstum“.