Die Preise für Kraftstoffe haben sich laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Jahr um 33,8 Prozent verteuert. Im Januar gingen die Preise pro Liter nochmals um ein paar Cent nach oben. Das belastet private Haushalte und die Wirtschaft. Besonders Betriebe wie Fuhr- und Taxiunternehmen sowie Fahrschulen treffen die hohen Preise. Bei diesen Unternehmen macht der Kraftstoff einen Großteil der Betriebskosten aus – ein Grund, weshalb sich beispielsweise die Fahrschule Rudi Meyer aus Lilienthal mittelfristig vom Kraftstoff unabhängig machen will.
Bei Fuhrunternehmen machen die Aufwendungen für Kraftstoff nach Angaben des Landesverband Verkehrsgewerbe Bremen (LVB) 30 bis 40 Prozent der Gesamtkosten aus. „Schon ein paar Cent mehr pro Liter lassen die ohnehin schon geringe Marge bedenklich schrumpfen“, so LVB-Geschäftsführer Olaf Mittelmann. Eine häufig im Vertrag vereinbarte Gleitklausel sei hilfreich, aber trotz dieser Möglichkeit des Nachverhandelns müsse der Fuhrunternehmer in Vorleistung treten. „Das kann für den einen oder anderen Betrieb bei diesen Summen schon mal eng werden.“ Rückwirkend einen Teil der gestiegenen Spritpreise vom Kunden zurückzubekommen, diese Möglichkeit gibt es für Taxis und Fahrschulen nicht.
„Ich rechne im Herbst mit der Tarifanpassung“, so Fred Buchholz. Er ist Vorsitzender der Vereinigung Bremer Kraftdroschkenbesitzer seit 1894, die unter dem Namen Taxi-Ruf Bremen für 186 selbstständige Unternehmen mit 420 Taxen als Vermittlungszentrale fungiert. „Bei der Preisfindung müssen wir immer einen Spagat machen, denn wir müssen abwägen – zwischen dem, was wir kostendeckend und nach Möglichkeit gewinnbringend als Fahrpreis eigentlich nehmen müssen, und dem, was der Kunde zu zahlen bereit ist.“
„Bei uns wird der Fahrpreis in der Regel alle drei Jahre festgelegt“, so Buchholz. „Wir werden der städtischen Deputation für Verkehr in der nächsten Woche unseren Vorschlag unterbreiten, der meist auch angenommen wird, weil wir sehr maßvoll kalkulieren.“ Das Verfahren dauere ein paar Monate. Dabei werden unter anderem Taxameter darauf geprüft, ob sie technisch überhaupt auf einen neuen Preis umgestellt werden können.
Bei Fuhrunternehmen hängt das Risiko von der Art der Vertragsgestaltung ab. Im Tagesgeschäft wird mit aktuellen Kraftstoffpreisen kalkuliert, viele Unternehmen haben jedoch langfristige Verträge. „Es gibt verschiedene Varianten, aber in der Regel muss das Fuhrunternehmen vorfinanzieren“, so Dariusz Dudek, einer der beiden Geschäftsführer vom Logistikunternehmen Dudek & Kling mit Sitz in Weyhe und einem Fuhrpark von etwa 100 Fahrzeugen vom Sprinter bis zum 18-Tonnen-Lkw.
Welche Summen dabei zusammenkommen können, verdeutlicht Dudek am Beispiel seines Unternehmens: „Wir haben im Dezember 2020 für unsere Lkw-Flotte 313.000 Liter Kraftstoff eingekauft und dafür 275.000 Euro bezahlt, ein Jahr später waren es für die gleiche Menge 375.000 Euro und jetzt im Januar waren es 403.000 Euro.“ Durch einen im Vertrag berücksichtigten sogenannten Dieselfloater, der sich an die Entwicklung des Kraftstoffpreises orientiert, gibt es im Nachhinein einen Kraftstoffzuschlag. „Der wird je nach Variante zu 100 Prozent oder beispielsweise anteilig zu 70 Prozent vom Verlader gezahlt und 30 Prozent verbleiben beim Fuhrunternehmen.“
Der Dieselfloater werde am Ende jedes Quartals berücksichtigt. „Das heißt, wir müssen drei Monate vorfinanzieren“, so Dudek. Das könne für das manches Unternehmen ein Kraftakt sein. „Ich mache mir in der Funktion als zweiter Vorsitzender des LVB durchaus Sorgen, ob alle Unternehmen die gestiegenen Kraftstoffpreise verkraften können – gerade kleinere Betriebe.“
Die Preisexplosion belastet auch die Fahrschule Rudi Meyer. Mittelfristig will sich das Unternehmen mit Standorten in Lilienthal, Grasberg und im Horner Mühlenviertel von solchen Entwicklungen abkoppeln. „Wir bekommen im Juni und Juli neun Elektrofahrzeuge“, sagt Torben Meyer, einer der beiden Geschäftsführer.
Die Fahrzeugflotte von 15 Autos könne noch nicht ganz auf Elektro umgestellt werden, „weil wir wegen der Ausbildungsauflagen auch ein paar Schaltwagen benötigen. Mittelfristig stellen wir aber um, weil wir langfristig eine CO2-freie Fahrschule abbilden wollen.“ Dazu gehöre auch die eigene Produktion von grünem Strom mit Ladestationen in Lilienthal, die auch öffentlich genutzt werden können.