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Probleme für Autofahrer Warum in Bremen Parkmöglichkeiten verloren gehen

Auf Bremer Straßen tummeln sich so viele Autos wie selten zuvor, doch an vielen Stellen gehen Parkmöglichkeiten verloren. Die Gründe dafür sind vielfältig.
20.02.2024, 05:00 Uhr
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Warum in Bremen Parkmöglichkeiten verloren gehen
Von Björn Struß
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Studien haben Bremen in den vergangenen Jahren immer wieder bescheinigt, wie beliebt das Radeln an der Weser ist. Gleichzeitig tummeln sich auf den Straßen so viele Autos wie selten zuvor. Zwischen 2008 und 2023 wuchs der Bestand der zugelassenen Kraftfahrzeuge im Land Bremen um knapp 49.000 auf nunmehr 347.000 Modelle an, was einem Anstieg von 16,3 Prozent entspricht. Dies ist dem gemeinsamen Statistikportal von Bund und Ländern zu entnehmen. Während Fahrradfahrer mit Premiumrouten, Modellquartieren und der Aussicht auf neue Weserbrücken frohlocken können, ist das Autofahren nicht immer eine Freude. Dies zeigt sich unter anderem am Verlust von Parkmöglichkeiten. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Fahrradbügel

Das Verkehrs- und Bauressort von Senatorin Özlem Ünsal (SPD) hat im vergangenen Jahr 107 neue Fahrradbügel errichtet, die sich auf 28 Standorte verteilen. Laut Sprecher René Möller ergeben sich daraus 272 neue Stellplätze, wovon 22 auf Lastenräder mit einem entsprechenden Platzbedarf entfallen. „Beim Einbau von Fahrradbügeln wird platzsparend vorgegangen“, erläutert Möller. Die Standorte seien teilweise zum Beispiel so gewählt, dass die Bügel lediglich das Falschparken an Einmündungen oder im Straßenverlauf verhinderten. „Nur wenn es keine anderen Flächenoptionen in den Straßen gibt, werden punktuell auch einzelne reguläre Kfz-Stellplätze für Fahrradbügel umgewidmet“, betont der Sprecher. Zu der Anzahl der betroffenen Parkplätze könne das Ressort keine Angaben machen.

Aufgesetztes Parken

Nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts müssen die Behörden schrittweise gegen das illegale Parken auf Gehwegen vorgehen, welches zuvor geduldet wurde. Wie berichtet, sind davon zunächst zwölf besonders enge Straßen in den Stadtteilen Mitte und Östliche Vorstadt betroffen. Infolge der seit einigen Tagen eingerichteten Halteverbote fehlen dadurch Dutzende Parkmöglichkeiten. Laut Werner Scharf, Sprecher der Bürgerinitiative Leben im Viertel, sind es alleine im „Kleinen“ Sielwall – einem Seitenarm entlang des Turmhotels Weserblick – 14 Stellplätze. „Einige Anwohner sind deshalb ziemlich verzweifelt“, schildert Scharf.

Sprecher Möller verweist auf die Rettungssicherheit und Barrierefreiheit, für die es Fahrbahnen und Gehwege mit ausreichenden Breiten brauche. „Die Sicherheit der Menschen in den Quartieren hat oberste Priorität“, unterstreicht er. Inwieweit sich der ruhende Verkehr in anliegende Straßen verteile, sei unklar. Sofern verfügbar, könne es nämlich auch zu der Reaktivierung oder Anmietung von privaten Stellplätzen und Garagen kommen. „In manchen Fällen kommt es auch zur Aufgabe von privaten Pkw, wenn alternative Mobilitätsoptionen für die individuellen Mobilitätsbedürfnisse verfügbar und akzeptabel sind“, meint Möller.

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Außengastronomie

Damit sich das öffentliche Leben mehr an der frischen Luft abspielt, war es für Gastronomen in den Corona-Jahren besonders leicht, Kunden auf anliegenden Parkplätzen zu bewirten. Seit 2023 verlangen die Behörden dafür wieder Gebühren und auch die Genehmigung ist wieder etwas aufwendiger. Dennoch agieren die zuständigen Stellen weniger restriktiv, von „wohlwollenden Prüfungen“ war 2023 die Rede.

Die Auswirkungen sind teilweise sogar im Winter sichtbar. So hat etwa die Kneipe „Haifischbecken“ im Viertel ihre Metall-Konstruktion kurzerhand stehen lassen. Auch wenn der Nutzen für die Kundschaft gering sein dürfte, sind dadurch etwa drei Parkplätze dauerhaft belegt. Auch am „Eisen“ liegt mitten im Februar eine grüne Rasenmatte inklusive Bierzeltgarnitur. In diesem Fall hat lediglich ein Autofahrer das Nachsehen. Auch die Bar „Friends“ belegt an der Rembertistraße mit einer Konstruktion aus Holzpaletten mehrere Parkplätze.

Mobilpunkte

Seit 2003 treibt Bremen mit sogenannten Mobilpunkten das Carsharing voran. Laut Ressortsprecher Möller sind so bis heute im Stadtgebiet 50 Stationen entstanden, die das Netz auf privaten Grundstücken ergänzen. Zehn Weitere seien in Planung. „An manchen Standorten werden öffentliche Kfz-Stellplätze umgewidmet, denn auch Sharing-Dienste benötigen im öffentlichen Straßenraum Platz“, erläutert Möller. Auf das Verhältnis von Angebot und Nachfrage der legalen Stellflächen habe dies insgesamt einen positiven Effekt. „Die circa 600 Carsharing-Fahrzeuge und mehr als 26.000 Menschen, die Carsharing nutzen, haben bereits dazu beigetragen, dass 9.600 weniger private Pkw auf unseren Straßen in Bremen stehen“, argumentiert Möller.

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Umfrage zu Quartiersgaragen startet

Um das Parkplatzangebot zu verbessern, sammelt das Verkehrsressort ab diesem Dienstag Standortvorschläge für neue Quartiersgaragen. Von besonderem Interesse sind dabei Stadtgebiete wie Walle, Findorff oder das Viertel, weil dort die Parkplatzsuche schwierig ist. Alle Bremer können auf www.planersocietaet.de/befragung-parken bis zum 11. März an einer Befragung teilnehmen. "Wir wissen um die Sorgen der Menschen in den Quartieren, die auf Parkmöglichkeiten angewiesen sind", teilt Verkehrssenatorin Özlem Ünsal (SPD) mit. Gemeinsam mit den Stadteilbeiräten suche sie nach tragfähigen Alternativen. Die Ergebnisse der Befragung sollen eine systematische Analyse von möglichen Standorten ergänzen, die Experten in einer Studie vornehmen.

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