- Warum ist Wasserstoff so wichtig?
- Was ist blauer Wasserstoff?
- Wie sieht der Zeitplan aus?
- Was nimmt die Wirtschaft aus Norwegen mit?
- Welche Rolle spielen die Häfen?
- Wer war bei der Reise noch dabei?
Zwischen Bremen und Oslo liegen rund 800 Kilometer Luftlinie. Norwegen und die Hansestadt rücken allerdings im übertragenen Sinne künftig ein Stück näher zusammen – für die Bewältigung von Energiefragen. Eine Delegationsreise der Handelskammer Bremen besuchte dieser Tage das Land gemeinsam mit Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) und Häfensenatorin Claudia Schilling (SPD). Das Thema Wasserstoff stand bei Stationen in Oslo, Herøya und Bergen ganz klar im Fokus. Die Ergebnisse der Reise im Überblick.
Warum ist Wasserstoff so wichtig?
Wasserstoff spielt für die Energiewende eine besondere Rolle. Denn der Energieträger soll auch der Industrie zu einer umweltfreundlicheren Produktion verhelfen – darauf setzt etwa das Bremer Stahlwerk. Der Austausch vor Ort zeigte der Delegation nun aber deutlich: Zunächst wird man mit blauem Wasserstoff aus Norwegen vorliebnehmen müssen, weil die Kapazitäten für den klimaneutralen grünen Wasserstoff nicht ausreichen. Hierfür fehlt noch die nötige Energie von Sonne, Wind oder Wasserkraft. Wann der blaue Wasserstoff nach Bremen kommen soll, ist offen. Allen Beteiligten liegt aber an einem hohen Tempo.
Was ist blauer Wasserstoff?
Blauer Wasserstoff entsteht aus der Dampfreduzierung von Erdgas und kommt damit aus fossiler Energie. Zudem gibt es als Abfallprodukt Kohlenstoffdioxid. Das CO2 wird in Norwegen unterirdisch gelagert. Damit gilt der Wasserstoff als blau. "Sie nutzen dafür die alten Gas- und Ölfelder", sagte Wirtschaftssenatorin Vogt. In Deutschland sei das Verfahren Carbon Capture and Storage (CCS) sehr umstritten, die Nutzung des blauen Wasserstoffs in der aktuellen Situation aber richtig. Angesichts der riesigen globalen Herausforderungen könne es "zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr darauf ankommen, ob es sich um türkisen, grünen oder blauen Wasserstoff handelt". Es gehe um die schnelle Reduktion der Emissionen. Klar sei aber auch, so Vogt, dass blauer Wasserstoff nur eine "Übergangstechnologie" sein werde. Bisher sollte verstärkt Gas eine solche Übergangsrolle spielen – bis der Ausbau der Erneuerbaren ausreicht. Doch die Gasversorgung ist seit dem Krieg in der Ukraine unsicherer.
Wie sieht der Zeitplan aus?
Das Wirtschaftsressort plante bereits vor zwei Jahren eine Reise nach Norwegen, um Wasserstoffkooperationen zu schließen. "Wir hätten schon weiter sein können", sagte Kristina Vogt. Die Pandemie kam dazwischen. Nun soll es schnell gehen: Mitte Juni beschloss Norwegen bei einem Wasserstoffforum in Hamburg eine Taskforce mit den norddeutschen Bundesländern. Spätestens im Oktober soll sie erste Ergebnisse liefern. In Oslo sprach Vogt jetzt erneut mit dem norwegischen Wirtschaftsminister Jan Christian Vestre. "Es war für uns natürlich eine Gelegenheit, Norwegen deutlich zu machen, dass Bremen tatsächlich ein Tor sein kann für Norddeutschland, was die Wasserstoffimporte und die Wasserstoffinfrastruktur angeht." Und es gebe Anwender in der Industrie. Für den Einsatz des blauen Wasserstoffs ist allerdings der politische Wille nötig. Bei der Wirtschaftsministerkonferenz in Dortmund ist das Verfahren CCS aktuell Thema.
Was nimmt die Wirtschaft aus Norwegen mit?
Der Präses der Handelskammer Bremen, Eduard Dubbers-Albrecht, leitete die Reise. "Die Norweger sind einige Jahre weiter als wir", berichtet er von seinen Eindrücken. Das betreffe beispielsweise die Herstellung von Wasserstoff. Der Großteil des Stroms in Norwegen werde heute durch Wasserkraft hergestellt. Die Skandinavier stellten sich jedoch ebenfalls auf Veränderungen ein.
Vor Ort sei die Stimmung von einer großen Bereitschaft geprägt gewesen, dass jetzt gehandelt werden müsse. "Man möchte wirklich vorangehen, gegebenenfalls auch durchaus mit kleinen Schritten", sagte der Präses und begrüßte den "sehr unideologischen Ansatz" der Norweger. "Es ging nicht um die reine Farbenlehre", sagte Dubbers-Albrecht in Bezug auf blauen und grünen Wasserstoff. Die Aussage sei einfach gewesen: "Wir wollen die Emissionen reduzieren. Das ist unser Ziel." Frank Hohlweg von Arcelor-Mittal Bremen, der ebenfalls an der Reise teilnahm, hält den Weg für richtig, schrittweise voranzugehen. Der Konzern werde den Einsatz von blauem Wasserstoff in der Stahlproduktion prüfen.
Welche Rolle spielen die Häfen?
In einer Studie wird derzeit untersucht, inwieweit die bremischen Häfen von der Wasserstofftechnologie profitieren können. Nach den Sommerferien werden die Ergebnisse vorgestellt. Wie der Wasserstoff nach Bremen kommt? Per Pipeline oder Container? Welche Investitionen in die Häfen vorweg nötig sind? Das muss noch geklärt werden. "Diese Punkte werden wir uns basierend auf der Studie in nächster Zeit genau anschauen", sagte die Senatorin für Wissenschaft und Häfen, Claudia Schilling. Man sei überzeugt, "dass die Häfen ein ganz wichtiger Punkt für das Gelingen der Energiewende sein werden". Nach dem Wasserstoffimport könne es in den Bremer Häfen später vielleicht auch um den Wasserstoffexport gehen.
Der Zeitpunkt für die Delegationsreise ist laut Schilling genau richtig gewesen: "Die Norweger suchen im Moment nach Kooperationen gerade im Bereich Wasserstoff." Wegen der Anbindung ans Wasser sei das Interesse an Bremen besonders groß.
Wer war bei der Reise noch dabei?
Insgesamt nahmen 25 Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Wissenschaft an der Reise teil. Aufseiten der Unternehmen reisten unter anderem auch Mitarbeiter des Logistikunternehmens BLG und des Energieversorgers SWB sowie der Koopmann-Jindelt Energiehandel GmbH mit. Vertreter der Hochschule Bremerhaven und des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik waren ebenfalls dabei.