Nun kommt es beim Signa-Konzern des österreichischen Immobilien- und Handelsunternehmers René Benko zur nächsten Insolvenz. Die Signa Holding GmbH des österreichischen Immobilien- und Handelsunternehmers René Benko werde beim Handelsgericht Wien die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung beantragen, teilte die Gruppe mit. „Trotz erheblicher Bemühungen in den letzten Wochen konnte die erforderliche Liquidität für eine außergerichtliche Restrukturierung nicht in ausreichendem Maße sichergestellt werden“, hieß es in einer Mitteilung.
Zur Unternehmensgruppe gehören zahlreiche Geschäftsimmobilien in Deutschland und Österreich sowie der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof, der bereits zwei Insolvenzverfahren hinter sich hat. Für Karstadt Bremen heißt es jetzt erstmal Abwarten. Kurz nach Eintreffen der Meldung über die Insolvenz telefonierte der WESER-KURIER mit der Geschäftsführung und dem Betriebsrat vom Bremer Standort. Erst wenn man weiß, ob die Insolvenz der Holding Auswirkungen auf den Galeria-Konzern habe, könne man sich dazu äußern. Das Karstadt-Gebäude an der Obernstraße gehört dem Bremer Investor Kurt Zech. Im Mai einigte man sich mit der Warenhauskette auf ein Zukunftskonzept, nachdem der Standort über Wochen auf der Schließungsliste stand. „Wir gehen aktuell davon aus, dass die Vereinbarungen erfüllt werden“, sagte Holger Römer, Sprecher der Zech-Gruppe.
Gewerkschaft sieht Galeria-Führung in der Pflicht
An der Unternehmensspitze des Warenhauskonzerns in Essen äußerten sich Firmenvertreter über die Insolvenz der Signa Holding eher zurückhaltend. „Die Situation hat im Moment nicht unmittelbar negative Auswirkungen auf Galeria. Wir werden den Ausgang dieses geordneten Verfahrens in Ruhe abwarten“, hieß es am Mittwoch in Firmenkreisen. Jürgen Ettl, der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Galeria, wollte sich auf Anfrage zunächst nicht äußern.
Die Gewerkschaft Verdi nimmt die Galeria-Führung in die Pflicht. „Wenn die Signa GmbH ihre finanzielle Unterstützung nicht wie zugesagt leisten kann, muss das Galeria-Management vorbereitet sein“, sagte Corinna Groß, Bundesfachgruppenleiterin Einzelhandel bei Verdi. „Die immer neuen Hiobsbotschaften bei Signa sorgen bei den Beschäftigten von Galeria für Unruhe. Sie wollen Jobsicherheit und eine planbare Perspektive.“
In den vergangenen Wochen hatten die Sporthandelssparte und die deutsche Immobilienverwaltungs-Gesellschaft von Signa Insolvenz angemeldet. Benko kündigte Anfang November unter dem Druck seiner Mitgesellschafter an, sich als Vorsitzender des Signa-Beirates zurückzuziehen. Der deutsche Sanierungsexperte Arndt Geiwitz wurde damals mit der Restrukturierung beauftragt. Er hatte in der Vergangenheit bereits in zwei Insolvenzverfahren den Warenhauskonzern Galeria gerettet.
Die Immobilien- und Handelsgruppe Signa besteht aus einem komplexen Firmengeflecht mit mehreren Hundert Einzelfirmen und war in Zeiten historisch niedriger Zinsen stark gewachsen. Doch seit Beginn des Ukraine-Krieges kämpft die Immobilienbranche mit gestiegenen Bau- und Energiekosten sowie höheren Zinsen – auch die Signa-Gruppe blieb davon nicht verschont. Dazu zählt auch Galeria Karstadt Kaufhof. Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern hatte Ende 2022 zum zweiten Mal Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Im März 2023 hatte die Gläubigerversammlung dem Insolvenzplan zugestimmt und den Weg für die Sanierung frei gemacht. Signa hatte dafür 200 Millionen Euro zugesagt, die in mehreren Tranchen bis 2025 fließen sollen, die ersten 50 Millionen dem Vernehmen nach im Februar. Der rechtskräftige Sanierungsplan für Galeria sah die Schließung von rund einem Drittel der 129 Filialen vor.
Johannes Berentzen, Chef der Handelsberatung BBE, erwartet drastische Auswirkungen für den Konzern. „Der Sanierungsplan kann auf der Ertragsseite nicht aufgehen, weil Investitionen ausbleiben“, sagte er. Kaufhäuser hätten zwar eine Chance, Galeria in der jetzigen Form aber keine Zukunft. „Ausgenommen, es fände sich ein Investor mit Handelskompetenz, der das gesamte Netz übernimmt, das Konzept deutlich verändert und viele 100 Millionen Euro in die Modernisierung der Flächen investiert“, sagte Berentzen.
„Sorgen um Galeria“ macht sich Alexander Otto, Chef des Shoppingcenter-Betreibers ECE. „Ob es Galeria gelingt, wieder auf die Beine zu kommen, hängt auch von der Unterstützung des Eigentümers ab. Fällt der jetzt aus, wird es nicht einfacher“, sagte Otto der „Wirtschaftswoche“. Galeria ist in fünf der deutschlandweit rund 100 ECE-Shoppingcenter vertreten.
Mit der Signa-Insolvenz beschäftigt sich auch die Bundesregierung. „Mögliche Auswirkungen müssen jetzt erst mal geprüft werden“, sagte eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums. Galeria Kaufhof Karstadt hatte 2021 und 2022 staatliche Unterstützung erhalten. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) griff dem Unternehmen mit insgesamt 680 Millionen Euro unter die Arme.