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Tarifstreit geht weiter Tausende Stahlkocher im Warnstreik – kommt die Urabstimmung?

In Bremen haben Beschäftigte des Stahlwerks erneut ihre Arbeit niedergelegt. Am Dienstag geht es in die nächste Verhandlungsrunde für die Stahlkocher im Nordwesten.
13.06.2022, 18:41 Uhr
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Tausende Stahlkocher im Warnstreik – kommt die Urabstimmung?
Von Lisa Schröder

Rund 11.400 Beschäftigte der Eisen- und Stahlindustrie in Nordwestdeutschland haben sich am Montag an weiteren Warnstreiks im laufenden Tarifkonflikt beteiligt. In Bremen gingen nach Angaben der IG Metall 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Schichten in den Ausstand. Der Streik bei Arcelor-Mittal dauerte insgesamt sechs Stunden. "Wir glauben, dass es das richtige Signal für die morgige Verhandlung war", sagte Bernd Rosenbaum, Geschäftsführer der IG Metall Bremen, zur Aktion und schloss weitere Streiks dabei nicht aus.

Die Zeiten sind derweil nicht einfach. "Die Konjunktur entwickelt sich leider nicht so positiv wie erhofft", teilte der Arbeitsdirektor des Bremer Stahlwerks Michael Hehemann am Montag auf Anfrage des WESER-KURIER mit. "Wir sind weiterhin im Gespräch mit der Arbeitnehmervertretung über die Auslastung und die notwendigen Reaktionen darauf." Konkret heißt das: Zusammen mit dem Betriebsrat wird über Kurzarbeit verhandelt.

Zugleich entflammte nun der Tarifstreit um die Löhne der Stahlkocher. Arcelor-Mittal Bremen erwartet laut Hehemann, "dass es in Kürze zu einer Einigung bei den aktuellen Tarifverhandlungen kommt". Nach Gewerkschaftsangaben kamen etwa auch 3500 Menschen in Salzgitter zur größten Einzelkundgebung in der Region zusammen, in Duisburg waren es knapp 2200, in Mülheim ebenfalls gut 1000, in Bochum 800. Für die niedersächsischen Standorte Georgsmarienhütte und Peine wurden 450 beziehungsweise 300 Demonstranten gemeldet. Auch andernorts gab es Aktionen. Etliche Kolleginnen und Kollegen aus der Verwaltung hätten im Homeoffice ebenfalls ihre Arbeit niedergelegt.

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Am vergangenen Freitag hatten Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter ihre Verhandlungen nach mittlerweile drei Runden ohne Ergebnis abermals unterbrochen. Am Dienstag wollen sie ihre Gespräche fortsetzen. Die Gewerkschaft deutete nun an, dass es im Fall eines erneuten Scheiterns bald zu einem möglichen großangelegten Streik in der deutschen Kernbranche kommen könnte.

Der Bezirksleiter für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, Thorsten Gröger, sagte: „Da muss deutlich nachgebessert werden.“ Zeichne sich weiter keine Einigung ab, werde beim Vorstand der Gewerkschaft eine Urabstimmung beantragt. Sein Kollege Knut Giesler aus NRW sprach von einer „letzten Chance, um eine Urabstimmung im Stahl zu verhindern“.

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Die bisherigen Ausstände sollten die Unternehmen zu einem neuen Tarifangebot bewegen. Angesichts der rasanten Inflation verlangt die IG Metall 8,2 Prozent mehr Geld über eine Laufzeit von einem Jahr als nachhaltige, tabellenwirksame Erhöhung. Die Betriebe waren zuletzt zu 4,7 Prozent über 21 Monate bereit – der Arbeitgeberverband Stahl forderte, „realitätsbezogene Lösungen mitzugehen“.

Dem Angebot der Arbeitgeber erteilte der Bremer IG-Metall-Chef Rosenbaum eine Absage: "Das reicht uns noch nicht." Das sei am Montag auch in Bremen bei den Kolleginnen und Kollegen zu spüren gewesen. Er erwarte "sehr ernsthafte Verhandlungen" am Dienstag.

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Das Tarifgebiet der nordwestdeutschen Stahlindustrie umfasst vor allem Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen. Die wichtige Industriebranche beschäftigt dort laut IG Metall 68.000 Menschen.

Auch die ostdeutsche Stahlindustrie mit ihren rund 8000 Beschäftigten steht vor weiteren Warnstreiks. Das Angebot der Arbeitgeber reiche nicht aus, teilte die IG Metall nach der dritten Runde am Montag mit. Sie kündigte weitere mehrstündige Arbeitsniederlegungen für diese Woche an, ehe am Freitag wieder verhandelt wird. Der Stahlverband in Düsseldorf bekräftigte, schon das bisherige Angebot sei „uns in Anbetracht der hohen, sich bedauerlicherweise immer mehr abzeichnenden Risiken sowohl der Energieversorgung als auch der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung alles andere als leicht gefallen“.

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