Bananen und Kussmünder im Pop-Art-Stil, geometrische Muster, satte Farben. Bei der Unterwäsche von Tizz & Tonic kommt keine Langeweile auf. Was Kundinnen erst auf den zweiten Blick sehen: Die Höschen und weichen BHs sind aus zertifizierter Bio-Baumwolle – und von Hand genäht. Hinter der Marke stehen die beiden Kanadierinnen Imke und Yanna Hanscomb. Imke Hanscomb ist ausgebildete Modedesignerin, hat in Toronto Fashion Techniques and Design studiert. Bevor sie sich Höschen und BHs widmete, waren Jacken ihre Leidenschaft. Allerdings brauchen diese viel Platz und Stoff – Unterwäsche hingegen nicht.
Vor fünf Jahren ist Hanscomb nach Bremen gezogen. Weil sie keinen Job als Designerin finden konnte, entschied sich die 28-Jährige dazu, ihre eigene Marke zu kreieren. In ihrer Wohnung in der Neustadt hat sie mit der Produktion angefangen. „Dann habe ich Yanna gefragt, ob wir das nicht zusammen machen wollen.“ Die ältere Schwester sagte zu und zog auch nach Bremen – mit der Bedingung, dass die Unterwäsche aus nachhaltigen Stoffen produziert wird. „Ich wollte unbedingt einen ökologischen Schwerpunkt haben“, sagt die studierte Biologin Yanna Hanscomb. Die 29-Jährige kümmert sich um die Arbeit hinter den Kulissen des Labels. „Ich liebe es, mich mit Zahlen zu beschäftigen.“
„Wir wollen frisches, poppiges Bio“, sagt Imke Hanscomb. Die Designs entwickeln die Schwestern zusammen mit verschiedenen Grafikdesignerinnen, eine Textilfabrik im Süden Indiens fertigt die Stoffe aus zertifizierter Bio-Baumwolle an. Fünf verschiedene Unterhosenschnitte in sechs verschiedenen Größen gibt es bei Tizz & Tonic. Für jeden Hintern das passende Höschen – das ist das erklärte Ziel des Unterwäsche-Labels. Dazu gibt es einen Bralette in zwei Ausführungen, bei dem Körbchengröße und Brustumfang separat ausgewählt werden können.
Jedes Stück ist Handarbeit — genäht von Imke Hanscomb in ihrem Laden in der Bischofsnadel, den Tizz & Tonic im vergangenen Jahr bezogen hat. Davor waren sie neun Monate als Pop-Up-Store im City Lab. Bei der Produktion können die Kundinnen zuschauen: Die Nähstation liegt im hinteren Teil des Ladens. Ausgestattet mit Bügelbrett, mehreren Tischen und sieben Nähmaschinen, zwei davon auf dem Fensterbrett – der Platz im Studio reicht nicht mehr aus. Unterstützt wird Hanscomb von Elisabetta Orioni. Die 28-Jährige hat in Italien Modedesign studiert und arbeitet bereits seit zwei Jahren für Tizz & Tonic – zunächst im Praktikum, mittlerweile in Teilzeit.
Zertifiziert ist nur die Baumwolle
Aus den Stoffresten produzieren sie Accessoires: Abschminkpads, Schlafmasken, Haargummis. Masken gibt es auch. Ein Teil ihres Nachhaltigkeitsgedankens, sagt Yanna Hanscomb. „Wir nutzen keine Plastikverpackungen, produzieren kleine Mengen und nutzen alles vom Stoff.“ Zertifiziert ist nur die Baumwolle und nicht die ganze Marke – denn so eine Zertifizierung ist teuer. Yanna Hanscomb: „Weil wir alles selbst nähen, scheint es aber auch überflüssig.“
Viel Kapital haben die Unternehmerinnen nicht investiert – und auch keinen Fünf-Jahres-Plan aufgestellt. Sie wollen das Label schrittweise aufbauen – und schauen, wie die Produkte bei den Kundinnen ankommen, sagt Yanna Hanscomb. „Unser Vorteil ist, dass wir unsere Produktion anpassen können, je nachdem was gekauft wird.“ Der Kokosnuss-Print laufe in diesem Jahr besonders gut, sagt Imke Hanscomb. „Preißmäßig haben wir uns an anderen Marken orientiert. Uns war wichtig, dass das kein super Luxus wird.“ 24,95 Euro kostet ein High-Waste-Höschen, 16,95 Euro alle anderen Schnitte. Die Bralettes liegen bei 59,95 Euro.
Dass die Hanscomb-Schwestern ihr Label in Bremen und nicht Toronto gegründet haben, liegt an ihrer Herkunft. „Wir haben viel Familie in Norddeutschland. Unsere Mutter ist in Münster geboren“, erklärt Imke Hanscomb. Ob Bremen bereit sei für die knallige Unterwäsche, wurden sie besonders zu Beginn öfter gefragt. Sicher waren sie sich nicht, sagt Yanna Hanscomb. Gewagt haben sie es trotzdem. „Bremen wird langsam warm mit uns.“ Günstiger als in anderen Städten sei es auch, sagt Imke Hanscomb, und sie könnten mit ihrem Konzept besser hervorstechen.
Der Plan der Schwestern scheint aufzugehen: Im Herbst zieht Tizz & Tonic in ein größeres Studio nach Walle. Die Renovierungen laufen bereits.