Die Hansestadt spielt bei der Automobillogistik ganz vorne mit. Weil der Standort weiter wächst, gibt es viele Möglichkeiten für die Unternehmen, von dieser Entwicklung zu profitieren.
Es wird eng in Bremen. Das Mercedes-Werk wächst und wächst und konnte zuletzt seinen Platz als produktionsstärkste Fabrik innerhalb des Konzerns behaupten. Sollten die Prognosen eintreffen und 2017 in der Hansestadt tatsächlich 420.000 Autos produziert werden, dann dürfte das Bremer Werk seinen Spitzenplatz wohl erneut verteidigen können. Und auch die Weichen für die langfristige Zukunftsfähigkeit des Standorts sind bereits gestellt: Ende des Jahrzehnts sollen hier die ersten Fahrzeuge der Elektroauto-Familie EQ vom Band laufen.
Für die Zulieferer und Automobillogistiker sind das gute Nachrichten. Viele von ihnen haben sich im Gewerbepark Hansalinie direkt an der Autobahn 1 angesiedelt. Aktuell sind es mehr als 80 Firmen mit etwa 3400 Mitarbeitern. Und immer mehr Firmen zieht es offenbar in das Umfeld der Mercedes-Fabrik: Um die Nachfrage zu bedienen, hat Bremens Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) im vergangenen Jahr dafür gesorgt, dass der dritte Bauabschnitt des Gewerbegebiets vorgezogen und der zweite Bauabschnitt – der allein 55 Hektar umfasst – früher als geplant fertiggestellt wird.
Hintergrund für das beschleunigte Verfahren ist, dass das Mercedes-Werk für seine Zulieferer bereits 26 Hektar in der zweiten Baustufe reserviert hat und zwei weitere Firmen noch einmal 13 Hektar belegen wollen. Die Zeit drängt also in der Hansalinie.
Geschäfte laufen gut
Und nicht nur innerhalb der Stadtgrenzen laufen die Geschäfte rund um das Auto offenbar gut. BLG Logistics ist der größte Automobillogistiker mit Hauptsitz in der Hansestadt. In Bremerhaven betreibt das Unternehmen Europas größtes Autoterminal. Seit 2011 werden dort konstant mehr als zwei Millionen Fahrzeuge jährlich über die mehr als 1400 Autofrachter, die das Terminal pro Jahr anlaufen, verschifft.
Um die Fahrzeuge zwischenlagern zu können, gibt es allein in Bremerhaven mehr als 95.000 Pkw-Stellplätze. Auf dem Autoterminal werden aber nicht nur Fahrzeuge verschifft, sondern auch bearbeitet, repariert, umgerüstet und endmontiert.
Die BLG betreibt nicht nur das Bremerhavener Terminal, sondern transportiert für ihre Kunden Autos über die Straße, das Wasser und die Schiene. Zur Verfügung stehen dafür eine Lkw-Flotte mit 500 Autotransportern, acht Binnenschiffe, die auf dem Rhein und der Donau unterwegs sind, und noch einmal fast 1300 doppelstöckige Waggons der BLG-Autorail.
Neue Chancen für die Logistiker
Das Terminal-Netzwerk des Unternehmens besteht aus 20 Standorten in Deutschland, Italien, Kroatien, Polen, Russland, Slowenien, der Türkei und Ukraine. Die Seehafenterminals an der Küste dienen als Exporthäfen für die europäische Fahrzeugproduktion in Länder wie China, USA, Russland und Skandinavien.
Der zweite große Bremer Spieler in der Automobillogistik ist Leschaco. Deren Tochtergesellschaft Anker-Schifffahrt ist seit vielen Jahren für VW aktiv. Vor allem in Emden, wo das Unternehmen neben Volkswagen und der Emder Verkehrs- und Automotive Gesellschaft als Mitgesellschafter von Autoport Emden Fahrzeuge umschlägt. 2015 waren es nach Angaben von Autoport 1,41 Millionen Pkw, die im Emder Hafen auf Schiffe be- und entladen wurden – ein neuer Rekord. Demnach ist Emden Europas drittgrößter Automobilumschlaghafen.
Profitieren könnten die Automobillogistiker auch von einem ganz neuen Produzenten auf dem Markt: Borgward hat angekündigt, eine Autofabrik in Bremen zu bauen, ein Standort für die Fabrik steht allerdings noch nicht fest. Mit einer jährlichen Produktionszahl von etwa 10.000 Fahrzeugen im ersten Jahr kann sich der Autohersteller natürlich längst nicht mit Platzhirsch Mercedes messen. Aber Chancen bieten sich durch die geplante Neuansiedlung für die Logistiker allemal.