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Washington Convention Center Wie sich Bremen auf dem Weltraum-Kongress in den USA präsentiert

Nach dem Heimspiel 2018 präsentiert sich Bremen nun in Washington auf dem Weltraumkongress. Eine Stärke Bremens soll dabei im Mittelpunkt stehen: die Nachwuchsförderung.
21.10.2019, 07:56 Uhr
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Wie sich Bremen auf dem Weltraum-Kongress in den USA präsentiert
Von Stefan Lakeband

Neue Raketen, Missionen zum Mars, Außenposten im Weltall – der International Astronautical Congress (IAC) ist normalerweise ein Ort, an dem es um die Zukunft geht. Ein Kongress, bei dem auf große Fragen, mindestens ebenso große Antworten präsentiert werden. Das war vergangenes Jahr in Bremen so, und das dürfte in diesem Jahr nicht anders sein. Und dennoch wird es unweigerlich auch einen Blick zurück geben: Die Mondlandung vor 50 Jahren war für viele, die heute in der Branche arbeiten, der Auslöser, sich überhaupt für die Raumfahrt zu begeistern.

Hinzu kommt, dass die USA nicht nur Gastgeber des diesjährigen 70. IAC sind, sondern selbst die Rückkehr zum Mond vorantreiben. Erst Ende März hat Mike Pence, Vizepräsident der Vereinigten Staaten, angekündigt, bis 2024 Menschen zurück auf die Mondoberfläche zu bringen. Pence ist es auch, der an diesem Montag bei der Eröffnungsveranstaltung des Weltraumkongresses sprechen wird – auch Bremer werden mit dabei sein.

Für die Hansestadt ist der Weltraumkongress seit Jahren ein fester Termin im Kalender. Ging es zuletzt darum, für den IAC 2018 zu werben und sich als Austragungsort ins Spiel zu bringen, stehen dieses Jahr wieder mehr die Fachthemen im Fokus – immerhin hat sich Bremen selbstbewusst zur „City of Space“ ernannt. Unter diesem Titel präsentiert sich die Hansestadt auf dem IAC.

Einen eigenen Messetand im Walter E. Washington Convention Center wird Bremen aber nicht haben. Das Land schlüpft unter das Dach des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Eine Stärke Bremens soll dabei im Mittelpunkt stehen: die Nachwuchsförderung. „Wir sprechen mit dem Motto ‚launch your career in Bremen‘ explizit junge Unternehmen und Start-ups an, denen wir gerne eine Zukunft in Bremen bieten wollen“, sagt Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke). Sie wird bis zum Ende der Woche in Washington sein, um Bremen zu vertreten. Ihr Plan: Hände schütteln, Gespräche führen und zeigen, was man in Bremen alles erreichen kann.

Viele Entscheider an einem Ort

Eines der besten Beispiele wird dann nur wenige Stände entfernt sein: das Start-up Valispace. Geschäftsführer und Mitgründer Marco Witzmann hofft vor allem, dass potenzielle Kunden auf seine Firma aufmerksam werden: „Es googelt schließlich niemand: ‚Wie kann ich mit weniger Excel-Tabellen Satelliten bauen?‘“ Genau darum geht es den Bremern aber. Als sie 2016 Valispace gründeten, wollten sie eine Plattform erschaffen, die die Entwicklung von Satelliten vereinfacht. Anstatt mehrere Excel-Dateien zu haben, an denen verschiedenen Menschen arbeiten, soll alles an einer Stelle zusammenlaufen. Dieses Ziel ist erreicht, mittlerweile hat Valispace 18 Mitarbeiter. Sechs werden das Unternehmen nun in Washington präsentieren. Ein paar Meetings habe man schon geplant, auch einige Projekte würden am Stand vorgestellt, sagt Witzmann.

„Auf dem IAC herrscht immer eine besondere Atmosphäre“, sagt auch Günther Hörbst, Sprecher von OHB. Das Bremer Raumfahrtunternehmen ist Teil des Deutschen Pavillons – unter dieser Marke zeigen sich etliche Firmen aus der Branche. Für den Satellitenbauer gehe es darum, wahrnehmbar zu sein. „Wie üblich sind wir mit etwa 30 Kollegen vor Ort“, sagt Hörbst. Darunter auch Firmenchef Marco Fuchs. Sie sollen nicht nur den kleinen Firmenstand betreuen, sondern auch Vorträge halten. Die sind – neben der Ausstellung – das Herzstück des IAC. Auf etlichen Keynotes, hunderten Fachvorträge und Präsentationen geben Forscher, Ingenieure und Manager Einblick in ihre Arbeit.

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Der IAC dürfte auch der erste größere Auftritt für die Rocket Factory Augsburg sein, ein Start-up, das zum OHB-Konzern gehört. Das junge Unternehmen hat ehrgeizige Ziele: Es will günstige Raketen bauen. „SpaceX ist eines der besten Vorbilder“, sagte Chefentwickler Stefan Brieschenk kürzlich dem WESER-KURIER. Ob der 34-Jährige in Washington auf sein Vorbild treffen wird, ist allerdings unklar. SpaceX hat – wie schon vergangenes Jahr in Bremen – auf einen eigenen Stand verzichtet. Auch Elon Musk hat sein Kommen bislang noch nicht angekündigt. Das muss aber nichts heißen, zeigt die Erfahrung.

Dennoch sei der IAC ein Ort, an dem sich alles treffe, „was Rang und Namen hat“, sagt Jens Lassmann. Der Leiter des Bremer Standorts der Ariane Group wird mit seinen Kollegen das größte Projekt des Konzerns präsentieren: die Ariane 6. Die nächste Generation der europäischen Trägerrakete soll kommendes Jahr zum ersten Mal starten. Das Unternehmen sei daher in der Vermarktungsphase. „Man muss da sein, wo die Branche ist“, sagt Lassmann. Er denkt aber noch weiter: Unter den Tausenden Besuchern werden auch zahlreiche politischen Entscheider sein. Das ist besonders für die europäische Raumfahrtindustrie wichtig: Diesen November findet die Esa-Ministerkonferenz statt. Hier kommen Politiker der Staaten zusammen, die sich an der Europäischen Weltraumorganisation beteiligen, und beschließen, auf welche Raumfahrtprojekte künftig der Schwerpunkt gelegt werden soll. Kurz: Es geht ums Geld.

Auf zum Mond

Schon vergangenes Jahr in Bremen hat sich gezeigt, dass Raumfahrt ein Gemeinschaftsprojekt ist. Auch darum wird es diese Woche in Washington gehen. Wer ein Beispiel für so eine Kooperation sehen will, der muss nur den Nachbau der Raumsonde Orion betrachten, die auf dem IAC ausgestellt wird. Das Original soll in wenigen Jahren starten – auf Wunsch der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa. Anstatt aber alles selbst zu bauen, wurden auch Aufträge nach Europa vergeben. So entsteht das Service-Modul von Orion, dass die Besatzung auf der Reise mit lebenswichtigen Dingen wie Wasser und Sauerstoff versorgt, bei Airbus Defence and Space in Bremen. Ziel von Orion: der Mond.

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Zur Sache

Bremer Ideen für den Weltraum

Wer sich für die Raumfahrt interessiert und unternehmerische Ambitionen hat, für den könnte sich der Besuch beim Start-up Weekend Bremen Space lohnen. Es findet vom 1. bis zum 3. November im Kraftwerk City Accelerator am Bahnhof statt. Ziel ist es, in 54 Stunden in Teams eine Geschäftsidee für die Raumfahrtbranche auszuarbeiten und anschließend vor einer Jury zu präsentieren. Wer mitmachen möchte, muss nicht unbedingt selbst ein Konzept mitbringen, sondern kann auch vor Ort Mitstreiter finden. Teilnehmer müssen nicht zwingend Ingenieure oder Wissenschaftler sein, auch Vertreter anderer Disziplinen sind willkommen. Weitere Informationen und Tickets unter www.startupweekend-bremen.de.

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