Dass dieses Gebäude um 1800 ein Häuslingshaus war, in dem das Gesinde übernachtete, kann sich der Gast heutzutage kaum mehr vorstellen. Inzwischen entstanden hier behagliche Stuben, kommod eingerichtet mit vielen Holzelementen. Die zentrale Stelle des Restaurants Rauchfang in Scheeßel-Oldenhöfen bildet der, man ahnt es schon, offene Kamin, der eine kuschelige Wärme produziert und um den herum sich die Gäste zum Aperitif platzieren können, ehe es dann an die schön gedeckten Tische mit Stoffservietten und Tafelsilber geht. Zu dieser Behaglichkeit passt die zuvorkommende, aber nicht überkandidelte Art des Servicepersonals, das auch für einen kleinen Plausch immer zu haben ist.
Obwohl der Rauchfang in einigen Restaurantführern steht, zeigte uns schon der erste Blick in die Karte: Hier gibt es Lukullisches ohne eine Rechnung am Ende, die einem den Atem raubt. Kurzum: Auch die etwas längere Anfahrt lohnt sich schon allein wegen des exzellenten Preis-Leistungsverhältnisses. Und mit jedem Gang wurde uns dies bestätigt.
Doch von vorne. Als Gruß aus der Küche erhielten wir wenige Scheiben Brot und dazu ein Kräuterquark und eine Senfcreme, die es mir angetan hatte. Einfach lecker. Meine Begleitung entschied sich zum Start für ein halbes Dutzend Weinbergschnecken in köstlicher, würziger Kräutertunke gebacken (7,90 Euro), die stilecht in einer Keramikschale glutheiß aus dem Ofen kamen.
Nachdem sich meine Begleitung bei der Bestellung versprach und zuerst von Garnelen redete, konnte sich die Kellnerin den Witz natürlich beim Servieren nicht verkneifen. Und so locker war der Service den ganzen Abend über. Wirklich herzerfrischend und einfach positiv anders.
Hier haben die Mitarbeiter noch Spaß an der Arbeit, und das macht den Unterschied. Ich wählte die tatsächlich sahnige und fein abgeschmeckte Rahmsuppe von Sellerie mit einem Schuss Trüffelöl (7,20 Euro).
Zur Hauptspeise ließen wir uns einen chilenischen Cabernet Sauvignon (0,2 Liter für sehr annehmbare 5,80 Euro) schmecken, der mit seiner Samtigkeit auf der Zunge herrlich zur zarten Entenbrust (24,80 Euro) meiner Begleitung passte. Auf das Fleisch legte der Koch feine Orangenzesten und servierte es in einer kräftig reduzierten Balsamico-Kirschsauce.
Dazu gab es einen fein geschnittenen Wirsing in Rahm und ein würziges Kartoffelgratin. Die geschmorten Rinderbäckchen in eigener Sauce (19,50 Euro) begeisterten mich sehr. Das Saisongemüse (Blumenkohl, Brokkoli, Bohnen) schmeckte der Koch auf den Punkt ab. Das Kräuter-Kartoffelpüree hätte hingegen noch eine Prise Salz und Muskatnuss vertragen.
Gerne hätte ich mich für das Fünf-Gänge-Menü (Cremesuppe von roter Paprika mit Scampispieß, Loup de mer auf Gemüserisotto, Passionsfruchtsorbet, Lammrückenfilet unter der Kräuterkruste Rosmarinjus, Rahmwirsing, Kartoffelgratin sowie Creme brûlée und Mousse au chocolat) entschieden.
Die 59 Euro schienen mir dafür sehr fair kalkuliert. Doch das Menü wird im Rauchfang nur tischweise serviert, was mich mächtig störte. Nicht immer wollen alle an einem Tisch das Gleiche essen. Vielmehr zeichnet einen Abend im Restaurant ja aus, dass mehrere Dinge auf dem Tisch stehen, von denen man probieren kann und man die Vielfalt der Küche schmeckt.
Der Groll war aber spätestens nach den geschmorten Rinderbäckchen verflogen. Und die Desserts stimmten uns ebenfalls fröhlich. Der Apfelcrêpe „Calvados“ (9 Euro), den die Kellnerin am Tisch flambierte, geriet nicht nur deshalb zur Schau. Er ähnelte mehr einer zarten Apfeltarte, die buttrig auf der Zunge zerging. Wahrlich ein Gedicht. Meine Creme brûlée (7.90 Euro) besaß eine feine Vanillenote. Ich wünschte mir aber eine knackigere, dickere karamellisierte Zuckerschicht.
Fazit: Im Rauchfang gibt es Lukullisches ohne eine Rechnung am Ende, die einem den Atem raubt. Kurzum: Auch die etwas längere Anfahrt lohnt sich schon allein wegen des exzellenten Preis-Leistungsverhältnisses.
Weitere Informationen
Rauchfang, Oldenhöfen 3 a, 27383 Scheeßel, Telefon: 0 42 63 / 602, Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag ab 18 Uhr, an Sonn- und Feiertagen ist die Küche auch von 12 bis 14 Uhr geöffnet, teilweise barrierefrei, Internet: www.rauchfang-oldenhoefen.de