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Inhaberin hofft auf Nachfolge Aus für Brinkumer Traditionsgeschäft: Buchhandlung Leporello schließt

Die Buchhandlung Leporello in Brinkum steht vor dem Aus: Inhaberin Anne-Lene Alyanak schließt das Traditionsgeschäft im Januar, hofft aber noch auf eine Nachfolge. Was sie dazu bewogen hat.
12.09.2025, 17:28 Uhr
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Aus für Brinkumer Traditionsgeschäft: Buchhandlung Leporello schließt
Von Malte Oehl

Es habe sie viele schlaflose Nächte und Tränen gekostet, doch ihr Entschluss steht fest: "Nach ein paar Wochen Ruhe habe ich mich entschieden, damit jetzt an die Öffentlichkeit zu gehen", erklärt Anne-Lene Alyanak, Inhaberin der Brinkumer Buchhandlung Leporello. Es sei nun an der Zeit für sie, weiterzuziehen, sagt sie. Mitte Januar schließt Alyanak ihren Buchladen an der Bassumer Straße 103.

Das Traditionsgeschäft in Brinkum gibt es bereits seit 1999. Zunächst im Ortskern an der Bassumer Straße 6 eröffnet, zog der Laden 2006 schließlich in das Neubaugebiet Briseck um. Vor drei Jahren hat dann Anne-Lene Alyanak als neue Inhaberin den Laden übernommen. Nun steht das Geschäft vor dem Aus.

Hoffnung auf mögliche Nachfolge

Bevor sie die Türen Mitte Januar ganz schließt, will Anne-Lene Alyanak aber die Hoffnung auf eine mögliche Nachfolge nicht aufgeben. "Damit sich noch was bewegt und sich vielleicht welche finden", findet sie es wichtig, zu betonen, dass potenzielle Nachfolger gerne jederzeit auf sie zukommen können. Es gebe einen "sehr weiten Interessentenkreis" und ihr sei "natürlich sehr daran gelegen, dass die Buchhandlung weiter existiert".

Dabei denkt die Inhaberin auch an ihr Team, das gerne übernommen werden möchte. Eigentlich freut sich Alyanak morgens auf dem Weg zur Arbeit, "weil man mit Freunden zusammenarbeitet", sagt sie. In ihrem "Wohnzimmer", wie sie die Buchhandlung auch nennt, arbeiten neben ihr noch zwei weitere Mitarbeiterinnen. Ein "Urgestein", die quasi zum Mobiliar gehöre, und eine "junge mit viel Energie", erzählt die Inhaberin.

Viele Beweggründe für Ende

Gefragt nach den Beweggründen für ihre Entscheidung, fallen der Buchhändlerin einige Faktoren ein, trotzdem bleiben auch Fragezeichen. "Alles wird teurer", sagt sie. Und auch ihre Kundschaft überlege sich vermutlich zweimal, ob sie ihr Geld für Bücher ausgebe. Die Inhaberin erzählt, dass der Ertrag in ihren Augen einfach nicht im Verhältnis zu ihrem Einsatz stehe. Manchmal habe sie sich am Ende des Monats nur 450 Euro ausgezahlt, so Alyanak. Ihre Mitarbeiterinnen sollten aber weiter fair bezahlt werden.

Nachdem sie die Situation rund um ihr Geschäft mit verschiedenen Beratern und schlussendlich auch mit ihrem Mann diskutiert hat, habe sie eingesehen, dass es sich einfach nicht mehr rentiere.

Ich muss ja auch was verdienen und irgendwie vorsorgen.
Inhaberin Anne-Lene Alyanak

Der jüngeren Generation attestiert Alyanak außerdem eine "Leseflaute" und eine immer geringer werdende Aufmerksamkeitsspanne. Aber auch die vorrangig ältere Stammkundschaft wird weniger, zieht weg oder stirbt. "Wenn die Stammkundschaft wegstirbt", tue ihr das in doppelter Hinsicht weh, erzählt die Inhaberin sichtlich gerührt. Einerseits sei es natürlich finanziell wichtig, "weil sie regelmäßig kommen". Ihre Stammkunden seien aber auch "gute Bekannte", mit denen sie "über die Bücher privat ins Gespräch" kommt. Deshalb wisse sie auch Bescheid über "die Alltagsdramen und Geschichten" von ihren Kunden, weil eine gute Buchhändlerin in ihren Augen nur so gute Empfehlungen geben kann.

Zur Wahrheit gehört laut Alyanak aber auch, dass ihre Vorgängerin bereits jährlich Verluste gemacht habe im Vergleich zum jeweiligen vorherigen Geschäftsjahr. "Deshalb habe ich ja auch die ganzen Aktionen ins Leben gerufen", erzählt Alyanak, die bereits vorher in der Buchhandlung gearbeitet hatte und mitbekam, wie die Umsatzzahlen zurückgingen.

Zahlreiche Aktionen veranstaltet

Neben regelmäßig stattfindenden Büchertischen in verschiedenen Seniorenresidenzen veranstaltet sie auch Lesungen oder das Bilderbuchkino für Kinder in der Buchhandlung. Eine Übersicht über alle Veranstaltungen findet sich auf der Internetseite der Buchhandlung. Besonders stolz ist Alyanak auf "die Nikoläusin". "In Stuhr gibt es ja verschiedene männliche Nikoläuse, aber wir haben eine Nikoläusin, die auf Augenhöhe der Kinder sitzt." Wenn sie dann in die "strahlenden Kinderaugen" blicke, sei das für die junge Mutter ein unvergesslicher Moment.

Generell stechen aber besonders Momente aus dem Alltag für die Inhaberin heraus. Wenn sie Rückmeldungen von Kunden bekommt, wie gut ihre Empfehlung war, ist das "Balsam für die Seele", erzählt sie. Aber trotz ihrer vielen Bemühungen habe sie es "einfach nicht geschafft, neue Kunden zu generieren", und "dann ist man traurig", blickt die 42-Jährige frustriert zurück. "Natürlich hätte ich mehr machen können", sagt Alyanak, bevor sie länger überlegt. "Viel mehr geht aber auch nicht."

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Auch für die restliche Zeit hat die Inhaberin noch Einiges geplant. Ab Freitag, 2. Januar 2026, soll es eine Art Schlussverkauf geben. Nun freut sich Alyanak aber erst mal auf den kommenden Bookstore Crawl, der von Sonnabend, 1. November, an eine Woche gehen wird und in Kooperation mit Bremer Buchhandlungen abläuft. Der Bookstore Crawl funktioniere ähnlich wie ein Pub Crawl, so Alyanak. Die Teilnehmenden können eine Stempelkarte erwerben und die mitwirkenden Buchläden in dem Zeitraum besuchen, wodurch sie sich für ein Gewinnspiel qualifizieren.

Als kleine persönliche Abschiedstournee sieht Alyanak außerdem den erstmaligen Auftritt der Buchhandlung auf dem Stuhrer Weihnachtsmarkt. Dort finden Interessierte Alyanaks Waren im Innenbereich, wie sie verrät. "Wir freuen uns richtig drauf, noch mal ins Gespräch zu kommen."

Bis sie ihren Laden schließt, sollen "die Stuhrer bitte weiterhin kommen", teilt sie mit. Auch für "Leute, die nicht so gerne lesen", gebe es bei Leporello allerlei zu entdecken. Neben Tee finden Interessierte dort etwa auch Geschenkideen und eine Geschenkekiste für Kindergeburtstage, erzählt sie. Im kommenden Jahr möchte Alyanak gerne "weiter als Buchhändlerin oder im Einzelhandel arbeiten", wo sie bereits mehrere Jahre als Filialleitung tätig war. Trotz des Endes von Leporello blickt sie "optimistisch in die Zukunft" und ist gespannt, ob eine mögliche Nachfolge "etwas anders macht und wie das funktioniert".

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