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Gemeindefeuerwehr Stuhr Von Autounfällen bis zum Zeltlager

Insgesamt 373 Einsatzorte gab es für die Feuerwehren der Gemeinde Stuhr im Jahr 2022. Auch die Feuerwehrbedarfsplanung beschäftigt die Stuhrer Brandbekämpfer weiter.
03.01.2023, 16:58 Uhr
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Von Autounfällen bis zum Zeltlager
Von Eike Wienbarg

Stuhr. Hinter der Gemeindefeuerwehr Stuhr liegt ein ereignisreiches Jahr. Neben einigen Einsätzen beschäftigten die Brandbekämpfer auch die ersten Projekte der Feuerwehrbedarfsplanung. Gemeindebrandmeister Michael Kalusche, sein Stellvertreter Soenke Heinken und Sprecher Christian Tümena blicken zurück und voraus.

Einsätze

Insgesamt gab es für die Stuhrer Feuerwehren 373 Einsatzorte in 2022, berichtet Kalusche. Davon waren 109 Brandeinsätze, 41 Alarmierungen über Brandmelder und 223 technische Hilfeleistungen. Allein mehr als 100 davon entfielen auf die Sturmnacht vom 18. auf den 19. Februar. "Da waren wir ziemlich gefordert", so Kalusche. "Dank der Unterstützung des Bauhofes" konnten die Einsatzkräfte die Flut an Aufgaben erledigen. Im Vergleich zu 2021 lag jedoch "alles im normalen Bereich", ergänzt Heinken.

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In Erinnerung wird den Einsatzkräften ein Tag im September bleiben. Zunächst wurden sie zu einem Unfall auf der Autobahn 1 gerufen. Ein Sprinter war auf ein Stauende aufgefahren. Der Beifahrer wurde eingeklemmt und starb. "Die Beifahrerseite gab es nicht mehr", sagt Kalusche. Später am Tag wurden dann "teilweise die gleichen Einsatzkräfte" zu einem Brand in Seckenhausen gerufen, bei dem eine 102-Jährige starb. "Das ist gerade für die Jüngeren eine spezielle Belastung", sagt Tümena. Im Anschluss an beide Einsätze wurden die Kräfte von der Notfallseelsorge betreut. "Da hat man schon Gesprächsbedarf", so Kalusche. Laut Tümena waren diese beiden Einsätze die einzigen in 2022 mit tödlichem Ausgang.

Einen anstrengenden Einsatz gab es im August. Beim Dachbrand eines Anbaus eines Verbrauchermarktes in Moordeich lag die Außentemperatur bei mehr als 30 Grad. Aufgrund der Temperaturen wurde bereits frühzeitig nachalarmiert, um die Atemschutzgeräteträger vor Kreislaufproblemen zu schützen, so Tümena.

Trotz des trockenen Jahres sei die Gemeinde weitgehend von Vegetationsbränden verschont geblieben. "Im Vergleich zum Rest des Landkreises hatten wir wenig", sagt Kalusche. Knapp an einem Großeinsatz vorbei ging es bei einem erneuten Brand auf dem Gelände eines Recyclingbetriebes in Brinkum. 2015 war dort ein Großbrand ausgebrochen, der die Stuhrer Wehren sechs Tage beschäftigte. Diesmal schlug ein Brandmelder zeitnah an. Die Einsatzkräfte konnten das Brandgut aus einer Halle fahren, draußen löschen und damit Schlimmeres verhindern. "Der Brandmelder hat sich bewährt", so Tümena.

Corona

"Die Einschränkungen durch Corona waren weitgehend vorbei", sagt Kalusche erleichtert. Die Ausbildungsdienste seien wieder in Präsenz angelaufen. Auch bei Einsätzen gab es keine Einschränkungen mehr. "Es ist eine deutliche Erleichterung, im Fahrzeug oder beim Einsatz keine Maske mehr zu tragen", sagt Tümena.

Zeltlager

Eine gravierende Auswirkung hatte Corona aber doch: So musste das Kreisjugendfeuerwehrzeltlager in Bruchhausen-Vilsen abgesagt werden. "Die Organisatoren haben sich das echt nicht leicht gemacht", sagt Kalusche. Alle Alternativen seien durchgespielt worden. Am Ende reichte es aber nicht, sodass sich die Stuhrer Feuerwehren für ein eigenes, kleines Zeltlager am Gut Varrel entschieden. Fünf Tage verbrachten Mitglieder der drei Jugendfeuerwehren vor Ort. Zwar sei die Nachfrage nicht so groß wie beim eigentlichen Zeltlager gewesen, dennoch sei die Bilanz positiv. "Es war alles ein bisschen lockerer", sagt Heinken. Im nächsten Jahr hoffen dann alle auf das Zeltlager in Weyhe.

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Einsatzkleidung

Im Jahr 2021 hatte die Feuerwehr damit begonnen, die Einsatzkleidung Schritt für Schritt von den schwarzen Jacken und Hosen auf Kleidung in Sandfarbe umzustellen. Vorrangiges Ziel war es, Schmutz besser sichtbar zu machen, um die Einsatzkräfte besser zu schützen. Mehr als 80 Prozent der Einsatzkräfte hätten bereits die neue Ausrüstung bekommen, sagt Tümena. Ende dieses Jahres soll die Umstellung dann abgeschlossen sein.

Mit dem Wechsel begann auch eine neue Routine bei der sogenannten Einsatzhygiene. So bedienen sich die Einsatzkräfte nun aus einem Pool von Kleidungsstücken. Nach Brandeinsätzen ziehen sie noch vor Ort an der Einsatzstelle die verschmutzen Kleidungsstücke aus. Diese werden dann von einer Firma in Oldenburg gereinigt. Während dieser Zeit können die Einsatzkräfte aber auf die Kleidung aus dem Pool zurückgreifen, erklärt Tümena. Als Zentrum für die Einsatzhygiene soll das Gerätehaus Seckenhausen ausgebaut werden. Ein Anhänger mit der entsprechenden Ausrüstung war bereits im Einsatz.

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Neubau der Gerätehäuser

Auf Grundlage der Feuerwehrbedarfsplanung sind neue Gerätehäuser in Stuhr und Heiligenrode vorgesehen. Gemeinsam mit der Gemeinde habe die Feuerwehr begonnen, geeignete Standorte zu suchen, sagt Kalusche. "Wir müssen schauen, wo die Gemeinde Flächen erwerben kann", sagt er und weiter: "Wir haben verschiedene Punkte mit den Ortsbrandmeistern rausgesucht." Angesprochen auf den vor Kurzem auf der Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Heiligenrode geäußerten Unmut über fehlende Informationen und Einbindung sagt Kalusche: "Das ist ein Riesenverwaltungsakt und nicht so einfach." Ziel ist laut Angaben der Gemeinde ein Baubeginn in 2024. Spätestens 2026 sollen die Arbeiten fertig sein.

Gerätewart

Mit der Feuerwehrbedarfsplanung wurde auch die Stelle für einen hauptamtlichen Gerätewart geschaffen. Dieser habe jetzt seine Arbeit aufgenommen, so Kalusche. Er ersetzt damit die ehrenamtlichen Gerätewarte, die sich sonst unter anderem um die Fahrzeuge gekümmert haben. Diese Aufgaben hätten in der Vergangenheit immer mehr Zeit in Anspruch genommen.

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Neue Fahrzeuge

Bis 2024 ist die Anschaffung von drei neuen Fahrzeugen vorgesehen. So sollen für die Wehren in Brinkum, Groß Mackenstedt und Seckenhausen ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF) und zwei Löschgruppenfahrzeuge (LF) beschafft werden. Eigentlich waren Tanklöschfahrzeuge vorgesehen. Aber: "Was bringt mir ein Wasserbomber mit nur drei Leuten Besatzung?", sagt Kalusche. Auf dem LF hätten neun Feuerwehrleute Platz, das Fahrzeug könne damit als "taktische Einheit" eingesetzt werden. 2025 sei dann ein Tanklöschfahrzeug für Stuhr vorgesehen. Auch bei Einsatzfahrzeugen sei derzeit mit längeren Lieferzeiten zu rechnen, so Kalusche. Die Gemeindefeuerwehr habe sich auch entschieden, das Beschaffungskonzept auf fünf Jahre zu begrenzen, um flexibler auf Entwicklungen reagieren zu können. Die Beschaffung soll an einen externen Dienstleister vergeben werden.

Digitalisierung

Im Zuge der Digitalisierung sollen die Feuerwehren mit Tablets ausgestattet werden. Darauf soll unter anderem das digitale Löschwasserkataster abrufbar sein. Damit können die Einsatzkräfte bereits auf der Anfahrt den Einsatz besser planen, so Kalusche. Die Feuerwehr Groß Mackenstedt hat zum Beispiel schon ein Gerät mit einem sogenannten Crash Recovery System. Durch dieses System bekommen die Feuerwehrleute Informationen zu den verunglückten Autos. Sie wissen dann bereits frühzeitig, wo sie bei dem Fahrzeugtyp zum Beispiel mit schwerem Gerät schneiden dürfen.

Notstromversorgung

Auch die Gemeindefeuerwehr beschäftigt sich derzeit mit Szenarien zum Stromausfall. "Wir haben eine Arbeitsgruppe", sagt Heinken. So sollen alle Feuerwehrhäuser mit Notstromaggregaten ausgestattet werden. Das Haus in Stuhr wird bereits über das Rathaus mitversorgt.

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Mitglieder

Ebenfalls im Zuge der Feuerwehrbedarfsplanung kümmert sich eine AG um die Mitgliederwerbung. "Einige neue Mitglieder kommen aus der Jugendfeuerwehr, wir brauchen aber auch Quereinsteiger", sagt Kalusche. Deshalb will sich die Feuerwehr zunehmend auf Veranstaltungen präsentieren. Egal welchen Geschlechts und Alter, jeder sei willkommen. Beim Übergang von der Jugendfeuerwehr gebe es aber auch immer wieder Verluste. Einige würden wegziehen, so Heinken. "Die hohen Grundstücks- und Wohnungspreise in Stuhr können sich junge Familien nicht leisten", sagt er. Er sieht aber auch noch Potenzial bei Menschen mit Migrationshintergrund. "Sie sind aber schwierig zu erreichen", so Heinken. Michael Kalusche freut sich auf jedes neue Gesicht: "Bei uns steht niemand alleine." Ansätze wie an der Oberschule Rehden, wo Feuerwehr nun ein Schulfach ist, sieht er mehr als positiv. "Da müssen sich aber auch Leute für finden", sagt er. Wer Interesse an der Mitarbeit in der Stuhrer Feuerwehr hat, kann sich per E-Mail an info@feuerwehr-stuhr.de wenden.

Wahlen

Michael Kalusche und Soenke Heinken wurden erneut für sechs Jahre an die Spitze der Gemeindefeuerwehr gewählt. Der 56-Jährige und der 51-Jährige gehen damit bereits in ihre dritte Amtszeit. Dafür versicherten die beiden sich der Unterstützung der Ortsbrandmeister. "Ich möchte nicht etwas aufhalten oder im Weg stehen", sagt Kalusche und hält fest: "Der Job ist anstrengend und zeitraubend." So leiste er neben dem Job rund 80 Stunden Arbeit als Gemeindebrandmeister. Um die Arbeit besser zu verteilen, soll ab 2024 ein zweiter Stellvertreter die beiden unterstützen. "Der Spaß überwiegt aber schon", versichern die beiden.

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