Stuhr. Wenn die Mitspielenden ihre ungewollten Versprecher beibehalten, wie sie das in einer Probe gemacht haben, können sich die Besucher auf eine originelle, urkomische Theateraufführung freuen: Die Heimatbühne Stuhr hat in diesem Jahr einen „Schwank in dree Törns“ auf dem Programm mit dem Titel „Roland schall flegen“. Schon vor 29 Jahren hatte die Gruppe damit für Lachsalven gesorgt – auch in Stuer am Plauer See in Mecklenburg-Vorpommern. „Damals 1994 spielten wir dort im Fritz-Reuter-Kulturpalast“, erinnert sich Organisator Horst True schmunzelnd und blättert in seinem alten Regiebuch. „Der war so undicht, dass es durchs Dach fast genauso schlimm regnete wie draußen“, erzählt True weiter.
Das Ensemble der Laienspielgruppe war für die Tournee in den neuen Bundesländern in Privathaushalten untergekommen, berichten die Darsteller der älteren Generation. Die heutige Vorsitzende Margrit Unger und ihr Mann konnten beim Pastor in einem Bett schlafen, in dem schon Loriot genächtigt haben soll.

Die Schauspielgruppe ist auch immer wieder auf der Suche nach Nachwuchs.
Schon damals brachte die plattdeutsche Bühne immer ihre eigene Kulisse mit, für die Hermann Klee gesorgt hatte. „Er hat unendlich viele Teile gebaut, die wir bis zum Sankt Nimmerleinstag weiter brauchen können“, freut sich True. Mit den Kulissen ist die Gruppe nämlich auch heute noch unterwegs – in einem großen Anhänger, wenn sie zu ihren Aufführungen nach Bremen, Horstedt oder Ganderkesee fahren.
In dem neuen Stück „Roland schall flegen“ (Roland soll fliegen) von Hans Gnand geht es um den Veehdoktor Roland de Ries (Björn True) und seine Flugangst. Die leugnet er allerdings durchweg und behauptet, gegen das Fliegen sprächen schlicht seine Prinzipien. Denn eigentlich soll es mit einem Flugzeug nach Indien gehen, weil seine Frau Herma (Stephanie Mittelstädt) diese Reise bei einem Preisausschreiben gewonnen hatte.
Der Überbringer dieser erfreulichen Neuigkeit ist Otto Cornelius Pufahl von der Firma Kröger und Co. In dieser Rolle glänzt der Neuling Hartmut Tapper, wobei allein seine Versprecher wie „Sie missverstehen den Grund meines Besuches ganz ausgezeichnet“ für bestes Amüsement sorgen. Oder wie er ständig versucht, seinen Namen endlos zu buchstabieren. Immer wieder greift Souffleuse Margrit Unger hilfreich ein, wenn mitunter Text fehlt.
Jedenfalls gerät der Familienfrieden doch ins Wanken, da zusätzlich Tochter Anja (ebenfalls neu dabei: Rieke Wendelken-Barniske) mit einem dem Vater nicht willkommenen jungen Mann namens Hanno Haag (Kevin Ansorge) befreundet ist und den sogar heiraten will. Für zusätzliche Ärgernisse sorgt auch Lieschen Halvekatt (auch neu: Barbara Wendelken), die mit skurrilen Tierchen (aus Stoff) versehen ist: „Dann wirst du ein Indianer, weil du ja nach Indien fliegst.“
Für den Viehdoktor aber verstoße die Reise gegen die Menschenrechte, wenn man zu etwas gezwungen würde, was man nicht will. Schwägerin Tante Ubine (Erika Schleisiek) will den Frieden wieder herstellen und schlägt andere Reiseziele vor, wie die Türkei oder Dänemark. Wie sich das alles doch noch einigermaßen lösen lässt, können Interessierte bei der Premiere am Sonntag, 27. August, ab 15 Uhr – Einlass ist um 14 Uhr – bei Kaffee und Kuchen im Rathaus Stuhr an der Blockener Straße 6 erleben. Weitere Auftritte in der Region folgen dann.
Das Laien-Ensemble der Heimatbühne Stuhr würde sich auch über weitere Mitspieler freuen. Wer also Lust hat, in dieser humorvollen Gruppe bei lockerer Atmosphäre mitzumachen, kann zu einer der Vorstellungen kommen oder die Akteure bei Facebook ansprechen. „Plattdeutschkenntnisse sind bei uns keine Voraussetzung“, steht in dem Flyer zum aktuellen Theaterstück.