Stuhr-Heiligenrode. Das ehemalige Klosterhof-Gelände im Herzen Heiligenrodes soll wieder mit Leben gefüllt werden. Mit einem entsprechenden Antrag der FDP-Fraktion befasste sich der Stuhrer Ausschuss für Jugend, Freizeit, Kultur und Soziales bei seiner Sitzung am Dienstagabend im Rathaus. Und auch aus den anderen Fraktionen kamen positive Reaktionen auf die Forderungen der Liberalen und die anschließenden Ausführungen der Stuhrer Gemeindeverwaltung dazu, die einstimmig empfohlen wurden.
In dem Antrag, den ihr Fraktionsvorsitzender Alexander Carapinha Hesse vorstellte, fordert die FDP die Herrichtung des Klosterhof-Geländes als öffentlichen Platz, der durch lokale Vereine, Kleingastronomie, Kleinkunst und Hobbymärkte genutzt werden kann. Dazu sollte laut den Liberalen das Gelände befestigt sowie mit einer Grundbeleuchtung und Anschlüssen für Strom, Wasser und Abwasser ausgestattet werden. Außerdem sollen vor Ort öffentliche und barrierefreie Toiletten sowie Parkplätze am Rande des Geländes geschaffen werden. Auch die Möglichkeit, gastronomische Angebote vor Ort zu betreiben, sehen die Liberalen vor.
In seiner Vorstellung blickte Carapinha Hesse auch kurz auf die Geschichte des Geländes zurück: Nach einem Brand im Juni des Jahres 2009 war die dortige Gaststätte Klosterhof komplett zerstört worden. Knapp ein Jahr später wurde auch die Brandruine abgerissen. Im Jahr 2013 erwarb die Gemeinde das Grundstück mit dem Ziel, die Fläche an einen neuen Investor zu vermarkten. "Seitdem stockt der Prozess", so Carapinha Hesse. Anlässlich einer Bachelor-Arbeit und einer Bürgerbefragung zur Teilnahme am Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" im Jahr 2017 habe es immer wieder Anregungen über eine Nachnutzung des Geländes gegeben. Über allem stand die Frage: "Wie kann dieser brachliegende Platz nutzbar für die Heiligenroder gemacht werden?" Auch habe es immer wieder Anfragen aus der Politik gegeben.
Nach wie vor biete sich vor Ort aber ein "trostloses Bild", so Carapinha Hesse weiter. Der Platz lade "nicht wirklich zum Verweilen ein". "Nach zehn Jahren sollten wir uns dem Thema mit konkreten Ansätzen annehmen", forderte der Liberale: "Wir wollen den Bürgerinnen und Bürgen ein Aufenthaltserlebnis im Ortskern Heiligenrode bieten – und das auch kurzfristig." Das Angebot solle "unkompliziert" und "niedrigschwellig" sein. "Wichtig ist uns auch die Beteiligung der Bürger und der lokalen Vereine. Heiligenrode zeichnet sich durch eine starke Dorfgemeinschaft aus", so Carapinha Hesse. Diese kurzfristige Lösung könne so lang bestehen bleiben, bis ein langfristiger Investor für das Gelände gefunden sei. "Wir reden in den letzten Jahren viel über die Ortskerne in Brinkum und Stuhr. Da fragen sich die Heiligenroder auch zurecht, was ist mit uns?", sagte Carapinha Hesse und weiter: "Wir wollen den Heiligenrodern eine Perspektive geben."
Die Gemeinde habe eine erste Beurteilung zu dem Antrag vorgenommen, berichtete anschließend Kerstin Frohburg, Fachbereichsleiterin für Bildung, Soziales und Freizeit bei der Stuhrer Verwaltung. Das Gelände liegt in einem Bebauungsplan und die beantragte Nutzung wäre dort zulässig. Für mögliche Veranstaltungen vor Ort sei jeweils eine Einzelfallprüfung notwendig. Die Herrichtung des Geländes könnte im zweiten Quartal des kommenden Jahres realisierbar sein. In einer groben Kostenschätzung sieht die Gemeinde 50.000 Euro für die Befestigung, 25.000 Euro für die Beleuchtung, 10.000 Euro für die Anschlüsse für Strom, Wasser und Abwasser, 15.000 Euro für den Bau einer Toilette und sonstige Kosten von 10.000 Euro vor. Damit liegen die Gesamtkosten bei rund 110.000 Euro, die noch nicht im Haushalt für das kommende Jahr eingestellt sind.
Die Verkehrssituation in diesem Bereich sei "ein bisschen knifflig", führte Frohburg weiter aus und blickte auch auf die Situation um die angrenzende Grundschule und die Kita am Klosterplatz. Vor Ort habe sich aber schon ein Runder Tisch zur Verkehrssituation gebildet. Der Antrag sei eine gute Gelegenheit, sich mit der "Gesamtsituation" vor Ort zu beschäftigen, so Frohburg. Das sei aber auch "erforderlich".
Stuhrs Erste Gemeinderätin Bettina Scharrelmann überbrachte dem Ausschuss eine Botschaft von Bürgermeister Stephan Korte. Dieser finde das Vorhaben sehr gut. "Wir wollen nicht nur die großen Ortsteile entwickeln, sondern allen Ortsteilen Augenmerk schenken", sagte Scharrelmann weiter. Da schließen sich auch die Planungen für das 50-jährige Bestehen der Gemeinde Stuhr im kommenden Jahr an. Diese sollen in allen Ortsteilen gefeiert werden. Auch ein Förderprogramm für sogenannte Pop-Up-Plätze (wir berichteten) soll allen Ortsteilen zugutekommen.
Aus dem Ausschuss kam Zustimmung für die Pläne der FDP und der Gemeinde. Sebastian Koch (SPD) betonte: "Es ist wichtig, dass wir alle Ortsteile im Blick haben." Der Antrag sei der erste Schritt, auch in Heiligenrode eine Entwicklung zu starten und darauf aufzubauen, ohne "übermäßig viel Geld in die Hand zu nehmen". Sigrid Rother (CDU) bezeichnete den Vorschlag als "recht charmanten Gedanken". Eine mögliche Förderung für die Vorhaben würde sie begrüßen. Ihre Fraktionskollegin Sabine Sparkuhl sprach sich auch für eine Aufwertung des Geländes aus. Zusätzlich könnten dann auch die Mühlenwiese und der dortige Reisegarten ausgeweitet werden.
Andreas Hotopp (Grüne) stand den Vorschlägen ebenfalls positiv gegenüber. Die Planungen passten gut zur Arbeit des Runden Tisches vor Ort. Die Schaffung von "ein paar Parkplätzen" könnte der Situation rund um die "Elterntaxis" entgegenkommen. Bedenken habe seine Fraktion bei der Befestigung des Geländes. Wenn die Fläche asphaltiert wird, wovon er nicht ausgehe, habe er "Bauchschmerzen". Rasengittersteine sah er aber als unproblematisch. Bei der Gastronomie favorisierte er eine Lösung, die nicht in Konkurrenz zum örtlichen Bäcker und dem Eiscafé stehe, sondern eher "ergänzend" sei.
Eine kleine Diskussion entspannte sich um die Toilettenfrage. Koch sprach sich für mehrere und vor allem barrierefreie Toiletten aus. Das unterstrich Rother mit einem Wunsch nach einem festen Toilettengebäude und der Frage nach möglichen Unterhaltungskosten, falls die Räume auch ganzjährig geöffnet sein sollten. Hotopp sprach sich für eine ganzjährige Nutzung aus. Kerstin Frohburg erklärte, dass die Planungen sich um mehrere und barrierefreie Toiletten in einem festen Haus drehen. Sollten diese ganzjährig geöffnet sein, würden 520 Euro pro Monat für die Reinigung anfallen.