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Gemeinde Stuhr Wirtschaftsförderer Lothar Wimmelmeier geht in den Ruhestand

Stuhrs Wirtschaftsförderer Lothar Wimmelmeier geht nach fast 24 Jahren im Dienste der Gemeinde in den Ruhestand. Wie er auf seine Zeit in Stuhr zurückblickt.
30.05.2024, 17:24 Uhr
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Wirtschaftsförderer Lothar Wimmelmeier geht in den Ruhestand
Von Eike Wienbarg

Lothar Wimmelmeier sitzt an seinem Schreibtisch und telefoniert. Auch an seinem vorletzten Arbeitstag ist der langjährige Wirtschaftsförderer der Gemeinde Stuhr noch gefragt wie eh und je. Am Nachmittag steht dann sogar noch ein Notartermin an. "Ich arbeite hier bis zum letzten Tag", sagt Wimmelmeier, der den Posten als Stuhrer Wirtschaftsförderer fast 24 Jahre ausgeübt hat. An diesem Freitag geht er in den Ruhestand.

Bei der Gemeinde Stuhr angefangen hat er am 1. Juli 2000. Zuvor hatte der aus Langenberg im Kreis Gütersloh stammende Wimmelmeier nach der Schule zunächst eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann absolviert. Danach studierte er Wirtschaftsgeografie in Berlin und Bremen, arbeitete beim Bausenator in Bremen und bei der Stadtmarketing-Gesellschaft der Stadt Bramsche als Referent für Wirtschaftsförderung. In Stuhr übernahm er dann die neugegründete Stabsstelle für Wirtschaft und Stadtmarketing. Zunächst alleine, wie Wimmelmeier sich erinnert. "Mein Vorgänger hat eine kurze Übergabe gemacht und mich ins kalte Wasser geschmissen", berichtet er.

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Nach und nach bekam er Mitarbeiter dazu. Wimmelmeier übernahm dann auch die Öffentlichkeits- und Pressearbeit der Gemeinde. So erinnert er sich zum Beispiel an die Umgestaltung des Internetauftritts der Gemeinde. Auch die Pressearbeit und die Begleitung von Veranstaltungen wie der Brinkumer Gewerbeschau seien immer mehr geworden. Mitte der 2010er-Jahre bekam Wimmelmeiers Stabsstelle auch den Kulturbereich dazu.

Zu einem seiner ersten Projekte im "Hauptfokus Wirtschaft" gehörte das Gewerbegebiet Brinkum-Süd. "Das wurde gerade ans Netz gegeben", erzählt Wimmelmeier. Bis auf eine Firma sei das Gebiet noch leer gewesen. In der ersten Zeit standen auch noch das Gebiet Brinkum-Mitte und der Rest von Stuhrbaum auf dem Plan. "Anfang der 2000er-Jahre waren es schwierige Zeiten, Unternehmen überhaupt zu begeistern", sagt Wimmelmeier. Vor allem die Finanzierung sei damals schwierig gewesen.

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"Damals musste man schon harte Akquise betreiben. Es war ein echter Wettbewerb auf dem Markt", erinnert sich Wimmelmeier an seine ersten Jahre in Stuhr. Schwer wurde es dann nochmals während der Finanzkrise 2008/2009, als Firmen aufgrund von Finanzierungsproblemen teils sogar kurz vor der Beurkundung der Grundstücke abspringen mussten.

Bei der Akquise von Unternehmen habe er immer auf einen "Mix" von Unternehmen, die von außen kamen, und heimischen Betrieben, die sich erweitern oder umorientieren wollten, geachtet, erklärt Wimmelmeier seine Philosophie. Gemeinsam mit der Politik seien Ziele erarbeitet worden, welche Firmen angesiedelt werden sollten. "Daran orientiert, habe ich mich abgearbeitet", sagt der scheidende Wirtschaftsförderer weiter.

Allgemein sei die Zusammenarbeit mit der Politik "gut gelaufen". Trotz mancher Kontroverse habe er immer das Gefühl gehabt, dass gemeinsam ein größerer Plan für Stuhr verfolgt wurde, sagt Wimmelmeier. "Ich habe mich durch die Politik immer sehr stark unterstützt gefühlt", berichtet er. Diskussionen seien immer "sehr sachlich und fair" abgelaufen. "Das war gut, weil ich daraus eine Verbindlichkeit abschöpfen konnte", sagt Wimmelmeier mit Blick auf die Verhandlungsposition gegenüber Firmen.

Stuhr punkte bei den Unternehmen vor allem auch aufgrund seiner Lage an der Autobahn und in der Nähe des Bremer Flughafens. Auch das Arbeitskräftepotenzial sei in der Region hoch. "Das hat mir natürlich in die Karten gespielt", sagt Wimmelmeier. Ihm sei bei jeder Ansiedlung aber auch wichtig gewesen, wie zukunftsfähig das jeweilige Unternehmen aufgestellt ist. Ganz oben auf der Prioritätenliste stand dabei die Schaffung von Arbeitsplätzen. Begrenzt sei das Wachstum in Stuhr aber wegen der noch überschaubar freien Flächen für Gewerbe. "Unternehmen, die einen sehr großen Flächenbedarf haben, den ich nicht decken kann, ziehen zwangsläufig weg", konstatiert Wimmelmeier und ergänzt: "Das kann ich nicht ändern. Das ist passiert und das wird auch wieder passieren."

In seiner Zeit sah er verschiedene Rathauschefs kommen und gehen. Angefangen bei den beiden letzten Stuhrer Gemeindedirektoren Hermann Rendigs und Rolf Döring bis hin zu den Bürgermeistern Cord Bockhop, Niels Thomsen und Stephan Korte: "In den ersten zweieinhalb Jahren hatte ich drei Chefs", erinnert sich Wimmelmeier.

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Geändert haben sich aber auch die Anforderungen der Firmen. "Das ist eine ganz andere Welt gewesen", sagt Wimmelmeier mit Blick auf seine Anfänge in Stuhr. "In den Jahren bis 2013 musste ich bei Unternehmen um Ausbildungsplätze betteln", sagt Wimmelmeier. Gemeinsam mit den Schulen habe er Initiativen gestartet, die genau das Gegenteil zu heute sind. Themen wie die Energiekosten, die Dekarbonisierung oder der Fachkräfte- und Nachwuchsmangel seien derzeit virulent.

Auch die Interessenslage im Bereich der Digitalisierung habe sich gewandelt. Anfang der 2000er-Jahre seien die Firmen über einen Internetanschluss mit zwei Mbit/s froh gewesen, 15 Jahre später seien dann die ersten Gewerbegebiete großflächig mit Glasfaseranschlüssen ausgestattet worden, so Wimmelmeier. "Damals musste man noch groß die Trommel dafür schlagen. Da hat sich die Welt komplett verändert", sagt der scheidende Wirtschaftsförderer.

Wann Wimmelmeiers Nachfolger Peer Beyersdorff, der vor Kurzem vom Stuhrer Rat auch zum Zweiten Gemeinderat gewählt wurde, seinen Job übernimmt, ist noch nicht ganz klar. "Ich werde auf jeden Fall für den Nachfolger zur Verfügung stehen", betont Wimmelmeier. Die Aufwertung der Tätigkeit mit Aufrücken in den Verwaltungsvorstand sieht Wimmelmeier als Chance, Wirtschaftsfragen noch besser in den Führungszirkel zu tragen.

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"Die meiste Zeit ist ziemlich gut gewesen", resümiert Lothar Wimmelmeier seine Jahre in Diensten der Gemeinde Stuhr. Die Bezeichnung als "Problemlöser", die die Erste Gemeinderätin Bettina Scharrelmann für Wimmelmeiers Arbeit gebraucht hatte, könne er unterschreiben. Wimmelmeier selbst bezeichnet sich als "Kümmerer". Er habe versucht, immer authentisch, ehrlich und vertrauensvoll zu bleiben.

Für seinen Ruhestand habe er eine "lange Agenda". Der entscheidende Unterschied zum Arbeitsleben sei, dass er sich jetzt die Dinge aussuchen kann, die er machen möchte. Er werde auf jeden Fall viel reisen, Sport treiben und mit dem Fahrrad unterwegs sein. Auch seine zwei Enkelkinder können sich über mehr Aufmerksamkeit freuen, sagt Wimmelmeier, der Vater von drei Töchtern ist. Vorher muss er aber noch zu einem Arbeitstermin, denn erst diesen Freitag ist Schluss für den Stuhrer Wirtschaftsförderer.

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