Weyhe. Vom Autositz auf den Sattel: Das will die Gemeinderatsfraktion der SPD in Weyhe schnellstmöglich bewirken. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf den Berufspendlern. Daher beantragen die Sozialdemokraten, ein Mobilitätskonzept für den Fahrradverkehr in der Gemeinde Weyhe zu entwickeln "und zügig umzusetzen", heißt es im entsprechenden Antrag. Der stößt auch bei den anderen Fraktionen weitestgehend auf Zustimmung.
Die SPD begründet den Antrag mit der Möglichkeit, durch Veränderungen im Straßenverkehr die CO2-Bilanz der Gemeinde zu verbessern und damit einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. "Ziel ist, die gefahrenen Kilometer mit Verbrennungsmotoren im Pkw-Verkehr deutlich zu senken, ohne dabei das Autofahren zu verbieten", heißt es im Antrag weiter. Von daher müssten Anreize geschaffen werden, um Autofahrern den Umstieg schmackhaft zu machen.
Doch auch an jene, die bereits auf zwei Rädern unterwegs sind, richtet sich das Vorhaben: "Radfahren muss attraktiver für die Radfahrenden werden, damit sie sicher und flott ihre jeweiligen Ziele erreichen können", finden die Sozialdemokraten. Der Verkehrsentwicklungsplan der Gemeinde Weyhe reiche dafür allerdings nicht mehr aus, es bedürfe einer statistischen Grundlage, die etwa die aktuelle Radfahrquote, die Zahl der Radfahrer und die Menge der Pendler erfasst, um das geplante Mobilitätskonzept zukunftsfähig zu machen. Auch will die Fraktion vorweg analysieren lassen, was einer Ausweitung des Radverkehrs, vor allem des Pendelverkehrs, entgegenstehen könnte.
Auch die Arbeitsgruppe Fahrradwerkstatt der SPD Weyhe hat versucht, sich mit einem Fragebogen im Sommer 2021 bereits dem Thema zu nähern. Daraus hätten sich laut Antrag sogar erste Vorhaben ergeben: So brauche es Querungshilfen, sprich Verkehrsinseln, um die Wahrnehmbarkeit von Radfahrern und deren Sichtfelder zu verbessern, etwa an der Böttcherei/Hauptstraße, Am weißen Moor/Am Weidufer, An der Beeke/Alte Poststraße. Zudem fordern die Sozialdemokraten Aufstellflächen, die Radlern ermöglichen, sich auf der Fahrbahn, etwa an einer Ampel, richtig einzuordnen. Auch dies soll der Wahrnehmbarkeit der Pedaleure, vor allem an Kreuzungen, zuträglich sein und erspare den Radfahrern umständliches Vorankommen über herkömmliche Ampelwege. Für diese Flächen schlägt die Fraktion die Kreuzungen Im Mühlengrunde/Kirchweyher Straße, An der Weide/Leester Straße und Geestfurth/Angelser Straße vor.
Die SPD-Fraktion will die Arbeit am Radverkehr mit dem Konzept erleichtern und Ideen bündeln: "In der täglichen Rats- und Verwaltungsarbeit macht es aber keinen Sinn, zu den Punkten und vielen anderen denkbaren Schwachstellen für Radfahrende jeweils Einzelanträge zu stellen", heißt es im Antrag. Von daher verlangen die Sozialdemokraten festgeschriebene Standards.
CDU und FDP befürworten Konzept
Der Unterstützung durch die CDU-Fraktion dürfen sich die Sozialdemokraten bei dem Thema schon gewiss sein: "Die Erstellung eines Mobilitätskonzeptes ist die logische Folge der Ergebnisse des Verkehrskonzeptes, welches vor Kurzem beschlossen wurde", erklärt der CDU-Fraktionsvorsitzender Claus-Peter Wessel auf Nachfrage. Die Christdemokraten regen darüber hinaus auch an, weitere Möglichkeiten auszuloten, um mehr Bürger vom Auto auf das Fahrrad umsteigen zu lassen und festzustellen, welche Verkehrsflächen in Frage kommen. Aber: "Konkrete Vorgaben werden seitens der CDU-Fraktion nicht gemacht", so Wessel weiter. Er ordnet das Mobilitätskonzept als Baustein zum "Entzerren des Querverkehrs zwischen den Gemeinden Stuhr und Weyhe" neben dem Ausbau der Linie 8 ein.
Auch die FDP-Fraktion hält ein Mobilitätskonzept für sinnvoll: "Wir finden es richtig und gut, wenn die Gemeinde Weyhe ein Mobilitätskonzept Fahrrad hätte. In diesem Fall könnte man daraus konkrete Maßnahmen für Weyhe ableiten und initiieren", so Fraktionsvorsitzender Andreas Hinderks. So, wie der Antrag der SPD formuliert ist, könnten die Freidemokraten dem jedoch nicht zustimmen, da bereits Konzept und Umsetzung feststünden: "Wir von der FDP würden es begrüßen, wenn wir zuvor über die Maßnahmen zur Umsetzung debattieren können und gegebenenfalls Verbesserungsvorschläge machen können." Als Beispiel nennt Hinderks die Hauptstraße zwischen Rathaus und Henry-Wetjen-Platz: "Während der Rushhour kann die Strecke nur auf dem Fußgängerweg befahren werden, da auf der Straße ein sicheres Fahren nicht möglich ist. Alternativen sind also gefragt, wenn Weyhe die Mobilität mit dem Fahrrad stärken möchte."
Skepsis kommt aus der Fraktion der Grünen: "Ich bin tatsächlich sehr gespannt, was die SPD mit dem Mobilitätskonzept erreichen möchte, bisher ist mir das nicht ganz klar geworden", erklärt Fraktionsvorsitzende Annika Bruck. So gebe es im Verkehrsentwicklungsplan (VEP) bereits ein "intensiv abgestimmtes Radwegenetz". Um jene Strecken zu verbessern, bräuchte es konkrete Planungen und Investitionen. Bruck verweist darauf, dass einige der geforderten Vorhaben im VEP bereits vorgesehen sind, es hapere jedoch an der Umsetzung: "Im VEP sind auch bereits Querungshilfen genannt und zur Umsetzung beschlossen, leider passiert dort aber nicht viel. Die Querungshilfe Hagener Straße/Hauptstraße, unseres Erachtens eine der wichtigsten Querungshilfen, ist bis heute nicht umgesetzt." Zudem geht ihr das Mobilitätskonzept stellenweise nicht weit genug: "Wir finden den gesamtheitlichen Ansatz des VEP, beispielsweise auch Fußgänger mitzudenken, weiterhin richtig. Anstatt noch mehr Konzepte zu produzieren und damit natürlich Arbeitskraft in der Verwaltung zu binden, wäre uns ein echter Einstieg in die Umsetzung lieber", so Bruck.
Die Gruppe Die Partei/Die Linke/Freie Wähler um den Vorsitzenden Torsten Kobelt hat sich zu dem Antrag auf Nachfrage bislang nicht geäußert.