Landkreis Diepholz. In zwei bis drei Wochen ist es so weit: Dann soll der Förderbescheid des Landes Niedersachsen für das geplante Zentralklinikum im Twistringer Ortsteil Borwede über 250 Millionen Euro bei der Kreisverwaltung des Landkreises Diepholz eintreffen. Das kündigte Landrat Cord Bockhop am Freitagmittag im Bassumer Krankenhaus an. Der Landrat sowie Vertreter aus Politik und Verwaltung waren in die Lindenstadt gekommen, um einen ersten Eindruck vom Innenleben des geplanten Zentralklinikums zu bekommen. Im Klinikstandort in Bassum wurde nun ein Musterpatientenzimmer errichtet, das ab 2028 – der Kreis hält an dem Eröffnungstermin fest – so in Borwede zu sehen sein könnte.
Was es mit dem Musterzimmer auf sich hat
Das Musterzimmer ist das von der Fläche her kleinste Zweibettzimmer, das einmal in Twistringen in Betrieb sein soll. Mit dem Muster soll die Praxistauglichkeit der Zimmer und Bäder geprüft werden. Getestet wird unter anderem, ob die Lichtverhältnisse stimmen, das Personal genug Platz für seine Arbeit hat oder das Bett von der Fensterseite aus am anderen Bett vorbei durch die Tür geschoben werden kann. Der Raum ist hell gestaltet. Über insgesamt 100 Einbett- und 135 Zweibettzimmer soll das Zentralklinikum einmal verfügen.

Die Baugenehmigung für das Zentralklinikum wurde am Freitag übergeben.
Welche Mängel bereits identifiziert wurden
Die Stromversorgungsleiste an der Kopfseite der Betten wurde bereits als Hindernis ausgemacht. Diese verläuft derzeit noch horizontal, sodass die Betten sich beim Hochfahren mit Geräten und Kabeln in die Quere kommen könnten, wenn sie zu nah an der Wand stehen. In der überarbeiteten Version des Zimmers soll die Leiste dann vertikal zwischen den Betten verlaufen. Außerdem sind die obersten Fächer der Schränke derzeit noch sehr hoch angesetzt, sodass kleiner gewachsene Patienten diese nur schwer nutzen könnten. Diese und mögliche weitere auftretende Mängel würden in der Überarbeitung behoben, ehe die Zimmer in die Massenproduktion gingen, versichert Uwe Lorenz, Leiter des Projekts Zentralklinikum.
Was die Schließung des Bremer Klinikums Links der Weser (LdW) für den Nordkreis bedeutet
Der Landkreis Diepholz ist weiterhin davon überzeugt, dass mit dem Zentralklinikum in Borwede die medizinische Versorgung für den gesamten Kreis gewährleistet ist. Die Schließung des LdW sei laut Landrat Cord Bockhop nicht überraschend gekommen. Ohnehin sei das Zentralklinikum in Twistringen darauf ausgelegt, den gesamten Landkreis zu versorgen und damit auch den Nordkreis, auch wenn etwa Stuhrer oder Weyher aufgrund der räumlichen Nähe derzeit noch eher Krankenhäuser in Bremen oder Delmenhorst ansteuern, anstatt die Kliniken des Landkreises zu nutzen. "Wir denken für unsere Region", erklärte Kreisrätin Ulrike Tammen und schloss damit explizit auch die Kommunen im Nordkreis mit ein. Dass sich der Landkreis an der Schließung der Versorgungslücke, die sich durch den Wegfall des LdW im Nordkreis auftun könnte, beteiligt, schloss Tammen nicht aus, aber: "Dafür ist es noch viel zu früh."
Wie weit die Wege vom Zentralklinikum zu anderen Krankenhäusern sind
Die nächsten Krankenhäuser im Westen (Vechta/Lohne, Wildeshausen) sind mit weniger als 30 Kilometern noch am geringsten entfernt. Nach Süden (Minden), Osten (Nienburg, Verden) und Norden (Bremen, Delmenhorst) sind die Wege mit teils über 60 Kilometern ziemlich weit. "Alle anderen sind einfach wahnsinnig weit weg", konstatiert Uwe Lorenz, wodurch das geplante Zentralklinikum ein großes Einzugsgebiet erfasst.
Wie ist die Versorgung bei weiteren Wegen sichergestellt?
Der Landkreis sieht die Rettungswachen im Kreisgebiet gut aufgestellt. Auf diese komme es laut Bockhop eher an, als darauf, dass das nächste Krankenhaus in unmittelbarer Nähe ist: "Wenn Not ist, brauche ich den Rettungswagen, der die Erstversorgung macht." Erst dann stelle sich die Frage, welches Krankenhaus angesteuert wird, um die richtige Weiterbehandlung zu bekommen. Mit dem Zentralklinikum sei die Antwort darauf künftig einfacher: "Da ist alles an einem Ort", so Uwe Lorenz.

Die Wege zu anderen Krankenhäusern sind von Twistringen aus ziemlich weit.
Was der Bau des Zentralklinikums für das derzeitige Klinikpersonal bedeutet
Das Zentralklinikum soll mit weniger Beschäftigten auskommen als die drei bisherigen Standorte. Insgesamt sollen zwischen 600 und 800 Menschen im neuen Zentralklinikum arbeiten, im medizinischen wie im nicht-medizinischen Bereich. Durch den Fachkräftemangel und die Fluktuation beim Krankenhauspersonal werde sich jedoch niemand um seinen Arbeitsplatz Sorgen machen müssen, versichert Cord Bockhop in Bezug auf die derzeitige Belegschaft in den Krankenhäusern in Bassum, Sulingen und Diepholz: "Es wird keiner entlassen."
Was aktuell auf dem Gelände des geplanten Zentralklinikums passiert
Derzeit finden dort archäologische Sondierungen statt. Der Bereich wurde außerdem bereits auf Kampfmittel untersucht – ohne Funde.
Wie es um die Nachnutzung der Krankenhäuser in Bassum, Sulingen und Diepholz steht
Konkrete Pläne hat der Landkreis noch für keinen der drei – dann ehemaligen – Krankenhausstandorte, erklärt Kreisrätin Ulrike Tammen. Lose Gedankenspiele, das Bassumer Rathaus ins Krankenhaus zu verlegen, gab es in der Vergangenheit bereits. Für die "Vor-Ort-Lösung" sei die jeweilige Kommune gefordert, so Tammen weiter. Der Landkreis sei jedoch mit den Städten Bassum, Sulingen und Diepholz in Gesprächen.
Wie es weitergeht
Am Freitag übergab Stephan Maaß, Fachdienstleiter Bauordnung und Städtebau beim Landkreis Diepholz, symbolisch die Baugenehmigung für das Zentralklinikum an Uwe Lorenz. Der Förderbescheid des Landes Niedersachsen werde voraussichtlich in den kommenden zwei bis drei Wochen beim Landkreis eintreffen. Die aktuelle Kostenkalkulation habe derweil weiter Bestand: 330 Millionen Euro soll das Großprojekt verschlingen, eine Viertelmilliarde Euro übernimmt das Land Niedersachsen, den Rest hat der Landkreis zu tragen. Das Projekt liege im Zeitplan, der symbolische erste Spatenstich soll im Juni oder Juli dieses Jahres erfolgen.