Das Reparatur- und Nähcafé der Bürgerstiftung Syke ist umgezogen. Künftig kümmern sich die ehrenamtlichen Tüftler an jedem zweiten Sonnabend im Monat im Gleis 1 im Syker Bahnhof um technische Geräte – außer Handys –, die ihren Dienst versagt haben. Der erste Reparaturvormittag am neuen Standort "hat gut geklappt", verraten Michael Hüneke und Frank Grosser von der Reparatur-Café-Teamleitung und Stiftungsvorsitzender Ralf Michel. Zusammen mit Carola Gähler von Awo-Trialog, Betreiber des Gleis 1, geben sie Einblick in die Hintergründe des Ortswechsels.
"Platzmangel", nennt Michael Hüneke den einzigen Grund für den Umzug. "Wir waren seit zehn Jahren in der Alten Posthalterei, und wir waren gern dort", betont er. Der Dank an das Posthalterei-Team, die den Reparateuren zehn Jahre "ein echtes Zuhause gegeben haben", könne daher nicht größer sein. Doch im Lauf der Jahre sei der kostenlose Reparaturservice, der vor rund zwei Jahren durch die Nähhilfe noch ergänzt wurde, immer mehr gewachsen. Die Räume in der Alten Posthalterei hingegen natürlich nicht. Das wurde im Lauf der Zeit schon bei der Annahme kaputter Toaster, Föhne oder Radios immer schwieriger. Die Geräte dort zu lagern, bis sie repariert waren und zurückgegeben werden konnten, war gänzlich unmöglich. "Der Umzug ist damit ein Ausdruck des Erfolgs des Reparaturcafés", sagt Ralf Michel. Er bestätige den Bedarf dieses Services. Und dieser bleibe auch in Zukunft kostenlos.

Inge Bölte (rechts) bietet im zeitgleich stattfindenden Nähcafé Hilfe und Unterstützung bei Näharbeiten. Sie würde sich über weitere Unterstützung freuen.
Wissend um die räumliche Situation haben sich die Organisatoren bereits im vergangenen Jahr auf die Suche nach einem neuen Standort gemacht. Und obwohl sie in Sachen Unterstützung auch bei der Stadt "offene Türen einrannten" und es zwischenzeitlich sogar Überlegungen gab, ins Jugendhaus zu ziehen, gestaltete sich die Suche nach einem passenden Domizil schwierig. Dann machte sie einer der "Zeitspender" beim Reparaturcafé auf das Gleis 1 aufmerksam. Der Kontakt zu Carola Gähler war schnell hergestellt und nach einem ersten Ortsbesuch stand fest: Das passt!
Zwei Werkstatträume
"Wir haben hier alles, was wir brauchen", sagt Frank Grosser. Das ist in erster Linie viel Platz. Neben der Begegnungsstätte, die auch über Bewirtungsmöglichkeiten verfügt, kann das Reparatur- und Nähcafé auch noch zwei Werkstatträume nutzen. Dort sind unter der Woche die Klienten von Awo-Trialog, psychisch beeinträchtigte Menschen, im Zuge der Tagesstrukturierung und Wiedereingliederung aktiv. Gemeinsam mit Ergotherapeuten, Sozialpädagogen und Arbeitstherapeuten werden sie dort kreativ tätig oder besprechen in Gruppen alltagspraktische Dinge, die sie vor Herausforderungen stellen, erläutert Carola Gähler. Doch am Wochenende sind die Räume frei. Als das Reparaturcafé mit seinem Ansinnen auf sie zukam, habe sie daher nicht zweimal überlegen müssen. "Das Gleis 1 ist doch genau der richtige Ort dafür", findet sie. Der Bahnhof ist barrierefrei, es gibt genügend Parkmöglichkeiten und er ist auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar. Vorne in der Begegnungsstätte ist ausreichend Platz für die Annahme. "Und da kommen wir ins Spiel", sagt Carola Gähler. Das Awo-Trialog-Team kann zudem den Tresen aufmachen und den Wartenden ein Heiß- oder Kaltgetränk anbieten.
Nachhaltigkeitsaspekt steht im Mittelpunkt
Derweil werden die mitgebrachten Geräte hinten repariert. "Ideal", auch unter Sicherheitsaspekten, wie Grosser sagt. Es ist zudem genügend Platz, dass die Kunden bei der Reparatur ihrer Geräte auch wieder zuschauen können. Ein nicht unwichtiger pädagogischer Aspekt, wie Hüneke findet. Schließlich sei die Nachhaltigkeit einer der wichtigsten Aspekte des Reparaturcafés. Er beobachte zum Beispiel gern, wie Großeltern mit ihren Enkeln kommen, damit diese lernen, dass kaputte Dinge nicht gleich weggeworfen werden müssen, sondern auch repariert werden können. Zudem können sich die Kunden vielleicht auch den ein oder anderen Trick abschauen, um es beim nächsten Mal selbst zu machen.
Unterstützung fürs Nähcafé gesucht
Wie es selbst geht, zeigt auch Inge Bölte im Nähcafé. Bei Problemen mit dem Reißverschlusseinnähen oder dem Umgang mit der Nähmaschine gibt sie gerne Hilfestellung. Allerdings, so betonen Hüneke und Grosser, würde sie sich sehr über Verstärkung freuen. Weitere ehrenamtliche Näherinnen und Näher sind immer willkommen, betonen sie.
Den Nachhaltigkeitsaspekt beim Reparieren und Nähen findet auch Carola Gähler wichtig. Besonders mit Blick auf die Klienten von Awo-Trialog. Gerade sie hätten eher einen "kleinen Geldbeutel". Da sei die Möglichkeit kaputte Geräte kostenlos reparieren zu lassen oder sich beim Ändern von Kleidung helfen zu lassen, ungeheuer wertvoll.
Des Weiteren kommt hinzu, dass das Reparaturcafé im Gleis 1 nun auch – "ganz wichtig" – über Lagermöglichkeiten verfügt, fügt Frank Grosser hinzu. Im Keller wurde ein Regal aufgestellt. Dort können die Tüftler nun größere, sperrigere Geräte bis zur Reparatur oder Abholung sowie die Geräte, die bei der AWG als Spende abgegeben wurden, aufbewahren. Bisher mussten diese immer hin und her geschleppt werden. Und auch die Möglichkeit, Werkzeug unterzubringen besteht. Gerade hat das Syker Reparaturcafé 3000 Euro vom Bundesumweltministerium erhalten, teilt Hüneke mit. "Die Freude darüber ist groß", unterstreicht er. Denn davon können nun ein Schrank und Spezialwerkzeuge angeschafft werden. Dann müssen die ehrenamtlichen Tüftler künftig nicht mehr ihre vollständigen Werkzeugkoffer mitbringen.
Bei all diesen Vorteilen sei der Umzug ins Gleis nicht nur eine Win-Win-Situation, sondern schon eine Win-Win-Win-Win-Situation, sind sich die Beteiligten einig. Der Vertrag wurde zunächst für ein Jahr geschlossen, doch eine Verlängerungsoption gleich mit einbezogen. Das Reparatur-Café-Team dankt Carola Gähler, dass es so "offenarmig" aufgenommen wurde und freut sich nun auf den nächsten Termin. Dieser ist am Sonnabend, 8. Februar. Die Türen des Reparatur- und Nähcafés sind von 9.30 bis 12 Uhr geöffnet. Bis 11.30 Uhr werden Geräte angenommen. Diese sollten möglichst sauber sein, samt eventueller Fernbedienungen und – wenn noch vorhanden – sollte auch die Betriebsanleitung mitgebracht werden. Repariert wird alles, "was mit zwei Händen getragen werden kann." Nicht repariert werden hingegen Handys. "Das können wir gar nicht", sagt Frank Grosser.