Syke. Wenn sich morgens viele Kinder und Jugendliche auf den Schulweg machen, ist es häufig noch dunkel. Das birgt gerade in der kalten Jahreszeit besondere Gefahren im Straßenverkehr, weiß der Syker Polizei-Chef Jan Gaebel. Wenn dann auch noch das Fahrrad schlecht beleuchtet ist oder vielleicht nicht einmal wirklich fahrtauglich, kommt es sogar noch schneller zu Unfällen. Aktionstage der Syker Polizei sollen nun Kinder auf ihrem Schulweg für Gefahren sensibilisieren.
Zu insgesamt 93 Unfällen mit Beteiligung eines Radfahrenden kam es im vergangenen Jahr im Zuständigkeitsbereich des Syker Polizeikommissariats, das sich über die Hachestadt, Bassum, Twistringen und Bruchhausen-Vilsen erstreckt. Kein kleines Gebiet. Trotzdem: Die Zahlen sind erschreckend. Für eine Person endete der Unfall sogar tödlich, 15 weitere waren schwer verletzt. "Und 20 der verletzten Personen waren unter 18 Jahre alt", berichtet Jan Gaebel.
Dabei seien die häufigsten Unfallursachen das Nicht-Beachten der Vorfahrtsregelungen oder Verkehrszeichen, der Verstoß gegen das Rechtsfahrgebot und das Fahren unter Alkoholeinfluss gewesen. Gerade zu den Stoßzeiten – von 6 bis 9 Uhr sowie von 12 bis 15 Uhr – seien vermehrt Unfälle registriert worden. Höchste Zeit, das Thema Sicherheit im Straßenverkehr für Radfahrende in den Fokus zu setzen, findet die Polizei Syke. "Es ist ein Thema, das uns persönlich sehr am Herzen liegt", betont Jan Gaebel.
Fokus auf Kinder und Jugendliche
Beim Syker Aktionstag am vergangenen Donnerstag und Freitag lag der Fokus vor allem auf Kinder und Jugendliche, die mit dem Fahrrad auf dem Weg zur Schule waren. Als die Polizeibeamten gegen 7 Uhr morgens ihre Kontrollstationen aufbauten, war es immer noch stockdunkel. An insgesamt vier Standorten hatten sich die Beamten aufgestellt, um die Fahrräder der Schülerinnen und Schüler zu kontrollieren. Dabei achteten der Syker Kontaktbeamte Dierk Westermann und sein Team auf die Beleuchtung der Zweiräder, die Verkehrstüchtigkeit, das Fahrverhalten der Kinder und Jugendlichen und ihre Erkennbarkeit im Straßenverkehr.
"Es ist kalt, regnerisch und dunkel", fasste Jan Gaebel die Lage vor Ort zusammen. Gerade in dieser Jahreszeit seien Radfahrende oft viel zu spät zu erkennen. "Da ist es toll, dass einige Schülerinnen und Schüler Warnwesten und zusätzliche Reflektoren tragen", lobte der Polizei-Chef eine Gruppe Kinder, die auf Höhe der Schlossweide die Ernst-Boden-Straße überquerte. Insgesamt kontrollierte die Polizei 110 Verkehrsteilnehmende. Viele Kinder und Jugendliche zeigten dabei ein vorschriftsmäßiges Verhalten.
Aber auch der Klassiker, wie Gaebel es nennt, war bei der Kontrolle zu finden: Ein Junge mit dunkler Kleidung war komplett ohne Beleuchtung auf seinem schwarzen Fahrrad unterwegs. Die Beamten klärten ihn über die Gefahren auf und überreichten ihm eine Checkliste. "Und für die Eltern gibt es ein Schreiben mit der Aufforderung, alle festgestellten Mängel zu beheben", erklärte Dierk Westermann. Die Polizei hofft so, dass sich die Familien aktiv mit der Checkliste auseinandersetzen und das Thema Sicherheit im Straßenverkehr auch zu Hause thematisieren.
Insgesamt wurden an den beiden Tagen 32 Verstöße festgestellt. Den Beamten ginge es nicht darum, mit ihrer Aktion Syker Familien zur Kasse zu bitten, sondern um klassische Präventionsarbeit, betonte Jan Gaebel. Innerhalb von zehn Tagen können die Kinder und Jugendlichen dann ihr überholtes Fahrrad an der Syker Polizeistelle vorzeigen. "Eine frühzeitige Sensibilisierung von Kindern und Eltern ist uns sehr wichtig", betonte der Polizei-Chef.
Spielerisch lernen
Nach ihren Kontrollen gingen die Beamten deswegen in mehrere Syker Grundschulen und besuchten die ersten Klassen. "Wir wollen die Erstklässler kindgerecht über ein sicheres Fortkommen im Straßenverkehr informieren", sagte Jan Gaebel. Mittels kleiner Experimente und Vorführungen veranschaulichte das Team die Bedeutung und die Wichtigkeit ausreichender Erkennbarkeit und Beleuchtung im Straßenverkehr.

Was braucht ein Fahrrad eigentlich alles, um sicher durch den Straßenverkehr zu kommen? Das erklärten die Polizeibeamten Dierk Westermann und Astrid Beckmann bei ihrem Besuch in der Grundschule Am Lindhof in Syke.
Was braucht ein Fahrrad eigentlich alles, um sicher durch den Straßenverkehr zu kommen? Was ist Pflicht und was kann zusätzlich beachtet werden? Diesen Fragen und einigen mehr versuchten Dierk Westermann und seine Kollegin Astrid Beckmann an der Grundschule Am Lindhof nachzugehen. Zur Demonstration hatten sie sich ein Fahrrad von einer Schülerin geliehen. Beleuchtung, Klingel, Reflektoren und Fahrradkleidung – gemeinsam mit rund 40 Kindern entdeckten sie das Vehikel. Am Ende gab es für alle Erstklässler noch eine Checkliste für ihr Fahrrad zu Hause.
"Die Neugier und Begeisterung der Kinder hat uns dabei sehr gefreut", betonte Dierk Westermann, der die gemeinsame Aktion mit den Syker Grundschulen maßgeblich organisierte. Und nicht nur die Grundschüler, sondern auch die Lehrerinnen und Lehrer freuten sich über den Besuch der Syker Polizeibeamten. "Es ist wichtig, mit den Kindern schon früh anzufangen", betonte Tina Lehmann, Rektorin der Grundschule am Lindhof. "Das war eine tolle Aktion, gerne wieder."