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390.000 Euro mehr benötigt Bahnhof Ganderkesee: Warum der Brauhaus-Umbau noch mal teurer wird

Seit August hat der Ganderkeseer Bahnhof wieder eine konkrete gastronomische Perspektive als Bauhaus. Bis 2026 dort das erste Bier fließt, muss die Gemeinde allerdings erst einmal mehr Geld fließen lassen.
09.09.2025, 17:03 Uhr
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Bahnhof Ganderkesee: Warum der Brauhaus-Umbau noch mal teurer wird
Von Jochen Brünner

Noch wird es zwar rund ein Jahr dauern, bis in der neuen Bahnhofsgastronomie – dem im August voller Stolz präsentierten Ols-Brauhaus – das erste Bier gezapft werden kann, doch bei der Zeche muss die Gemeinde Ganderkesee erst einmal in Vorleistung treten. Wenn sich die Mitglieder des Ausschusses für Wirtschaft und Finanzen an diesem Donnerstag, 11. September, um 18 Uhr im Rathaus treffen, dann beraten sie unter anderem darüber, aus der Gemeindekasse weitere 390.000 Euro freizugeben, die nach Darstellung der Verwaltung für weitere Umbaumaßnahmen am Bahnhofsgebäude erforderlich sind.

Wie aus der Sitzungsvorlage hervorgeht, habe die neue Mieterin zwar zugesagt, in den Bahnhof auf ihre Kosten eine neue Küche einzubauen, die der Gemeinde nach Beendigung des Mietverhältnisses auch zu einem gutachtlich ermittelten Restwert überlassen werden soll. Alle übrigen baulichen Veränderungen sind dagegen Sache der Gemeinde als Eigentümerin des Gebäudes.

Mit Fahrstuhl ins Obergeschoss

Aktuell geht es unter anderem darum, einen zweiten Fluchtweg zu errichten und die Erreichbarkeit des Obergeschosses über einen Fahrstuhl sicherzustellen. Ein weiterer Lift soll einen barrierefreien Zugang zum Bahnhof gewährleisten. Weiterhin soll ein Deck für die Außenbewirtung aufgebaut und auch die Zufahrt neu gestaltet werden. Hier regen die Experten aus dem Rathaus an, die Umgestaltung der Außenanlagen durch den Kommunalservice Nordwest (KSNW) erledigen zu lassen. Die Kassenlage der Gemeinde ist aber auch weiterhin so gut, dass kein Kredit erforderlich sein wird, um die benötigten Mehrkosten zu stemmen. Diese könnten laut Vorlage durch "freie Liquidität" gedeckt werden.

Die Gesamtkosten, die die Gemeinde in das Gebäude steckt, summieren sich damit auf 885.000 Euro, denn bereits im Nachtragshaushalt 2022 hatte die Politik für Arbeiten, die über die von der Versicherung abgedeckten Kosten hinausgehen, schon einmal 495.000 Euro zur Verfügung gestellt. Die wurden unter anderem für die Sanierung und Erneuerung der Rampe sowie für den Zugang zum Keller verwendet. Dort können die Waren künftig mithilfe eines Lifts angeliefert werden. Soweit nicht alle Preissteigerungen bei den Gewerken durch die Versicherung abgedeckt werden, könnten auch Mittel aus dem Budget für Preisanpassungen im Hochbau eingesetzt werden, heißt es aus dem Rathaus.

Aus Klimaschutzmitteln hat die Gemeinde weitere Arbeiten in Auftrag gegeben, "die das Gebäude an den aktuellen Stand einer Liegenschaft anpassen – insbesondere energetisch", wie es in der Vorlage heißt. So haben die Verantwortlichen unter anderem eine Photovoltaikanlage installiert sowie eine Wärmepumpe und eine raumlufttechnischen Anlage mit Wärmerückgewinnung eingebaut. Hinzu kommt noch eine weitere erhebliche Summe, die die Versicherung nach dem Brandschaden im Herbst 2020 übernommen hat und für die unter anderem das beschädigte Dach komplett neu aufgebaut worden ist.

Höhere Mieteinnahmen

"Für die Mehrkosten, die der Gemeinde beim Bau des Bahnhofs entstehen, erhält die Gemeinde auch einen deutlich höheren Mietzins", rechtfertigt die Verwaltung die Mehrausgaben. Dies gelte nicht nur im Vergleich der Zeit vor dem Brandschaden, sondern auch gegenüber den bisherigen Planungen. Überdies werde der Gemeinde nach Abschluss der Sanierung ein modernes, wertgesteigertes Objekt zur Verfügung stehen.

Nachdem das Feuer im Herbst 2020 den Gastronomiebetrieb im alten Bahnhof jäh beendet hatte, hatte die Gemeinde mehrere Jahre nach einem neuen Pächter gesucht. Nachdem der Wunsch, dort ein Brauhaus-Konzept zu realisieren, bereits relativ früh feststand, folgten zahlreiche Gespräche mit potenziellen Bewerbern und Interessenten. Weil auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Gastronomie immer herausfordernder werden, hagelte es zunächst allerdings eine ganze Reihe von Absagen – ehe die Oldenburger Brauerei Ols schließlich als Betreiber verkündet werden konnte. Dass sich das Brauhaus als fester gastronomischer Magnet in der Gemeinde etablieren soll, zeigt die Tatsache, dass die Parteien einen langfristigen Mietvertrag vereinbart haben, der bis 2038 läuft – natürlich mit Option auf Verlängerung.

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