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Postservice Postfiliale in Hambergen schließt zum Jahresende

Seit vier Jahren gibt es im Hamberger Deko-Geschäft Zauberwald einen Postschalter. Der wird viel genutzt. Trotzdem wird er stillgelegt. Warum dies passiert.
01.08.2023, 05:00 Uhr
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Postfiliale in Hambergen schließt zum Jahresende
Von Peter von Döllen

Hambergen. Als Jennifer Rieser 2019 ihren Postservice eröffnete, fiel den Hambergern ein Stein vom Herzen. Nachdem Tecklenburg die Schließung des Ladens mit Postschalter verkündet hatte, sah es zunächst düster aus. Es drohte eine Zeit ohne Post – was für viele unvorstellbar war. Jennifer Rieser war die Rettung. In ihrem Geschäft mit Deko-Artikeln, dem "Zauberwald", eröffnete sie eine Postfiliale, versorgte die Gemeinde beispielsweise mit Briefmarken und nahm Pakete an. Sie wolle das für Hambergen machen, erklärte Rieser damals, die sich mit ihrem Laden gerade erst selbstständig gemacht hatte.

Ein Selbstläufer war die Sache nicht. Investitionen waren damit verbunden. Mit der Entscheidung habe sie sich durchaus schwergetan. Aber dann ging sie das Risiko ein. Jetzt, vier Jahre später, zieht sie die Reißleine. Sie macht aus verschiedenen Gründen zu. Auch Jennys Zauberwald wird zum Jahreswechsel aus Hambergen verschwinden. Die Geschäftsfrau will sich auf ihren Laden an der Bahnhofstraße in Osterholz-Scharmbeck konzentrieren.

Erneut unsichere Situation

Damit steht Hambergen vor der gleichen Situation, wie 2019 als Tecklenburg den Laden aufgab. Wieder wissen die Bürger nicht, ob und wie es mit der Post weitergeht. Jennifer Rieser tun die Kunden leid, wie sie betont. Ihr bleibe aber kaum eine andere Wahl. Hauptgrund seien die Finanzen. Das Geschäft mit ihren Deko-Artikeln laufe gut, betont sie. Beim Postservice sehe das aber ganz anders aus. Zwar werde der gut genutzt. Daran liege es nicht. Mittlerweile zahle sie aber trotzdem drauf, müsse ihn aus den anderen Einnahmen quasi subventionieren. Sie weiß, dass in Hambergen Gerüchte im Umlauf sind, ihre Geschäftsidee mit dem Zauberwald funktioniere nicht so recht, sie müsse schließen, weil in diesem Bereich nicht genug Geld hereinkomme. Sie sei eben gescheitert. "Das stimmt nicht", sagt Rieser mit Nachdruck.

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Die Corona-Pandemie, die Inflation, aber auch der Wasserschaden nach einem Starkregen machten ihr zu schaffen. Unter anderem sind auch die Löhne gestiegen. Rieser gönnt ihren Mitarbeitern das. Aber sie müssen auch finanziert werden. Für den Deko-Bereich habe sie das im Griff. Beim Postservice habe sie darauf aber keinen Einfluss. Ohne einen Mitarbeiter, der sich allein um die Post kümmere, gehe es nicht. "Manche glauben die würden von der Post bezahlt. Das ist aber nicht so", berichtet die Geschäftsfrau. Sie bekomme einen bestimmten Sockelbetrag und etwas für jede Transaktion, etwa verschickte Pakete oder verkaufte Briefmarken. Seit ihrem Start hat sich daran nichts geändert, die gestiegenen Kosten bleiben an ihr haften.

Frust ist gewachsen

Jennifer Rieser war Soldatin und irgendwie ist sie es noch immer. "Ich bin Reservistin." Als solche kann sie einige Monate jährlich in den Einsatz und von diesem Recht hat sie auch Gebrauch gemacht, um die Postfiliale zu stützen. Sie will sich nichts vorwerfen. Aber nun reicht es einfach nicht mehr. Ursprünglich wollte sie ohne Post in Hambergen weitermachen. Doch irgendwie ist der Frust gewachsen. "Ich bin ein wenig enttäuscht von Hambergen", stellt sie fest. Es geht nicht pauschal um alle Hamberger. Schließlich sei sie ja selbst hier aufgewachsen und habe nette Kunden, die ihr Mut zusprechen, ihre Geschäftsidee loben würden. Daran liege es nicht. 

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Aber von Anfang an, mochten einige Menschen in Hambergen sie nicht. Das ist jedenfalls ihr Eindruck. Immer wieder wurde ihr Handeln kritisiert. Ein Punkt, der ihr immer noch persönlich angekreidet wird, ist die Parkplatzsituation um ihren Zauberwald herum an der Hauptstraße. Die sind in direkter Nähe rar gesät. Zwar gibt es auf der anderen Straßenseite einige Plätze, auch eigene Kundenparkplätze. Viele Kunden hielten aber direkt vor der Eingangstür, was nicht allen Hambergern schmecke. Von Verkehrschaos sei die Rede gewesen. Es kam, wie es kommen musste: Vor dem Laden wurden Halteverbotsschilder aufgestellt. Rieser hatte mit alldem nichts zu tun. Der Frust einiger Anwohner landete gefühlt aber bei ihr und ihren Mitarbeitern. Das habe auch persönlich wehgetan, nagte an ihr sowie den Mitarbeitern und brachte schließlich das Fass zum Überlaufen. 

Geänderte Öffnungszeiten

Ab sofort wird es gekürzte und veränderte Öffnungszeiten geben, die Rieser immer für einen Monat vorab festlegen und bekannt geben will. Anders gehe es leider nicht. Für ihre Mitarbeiter gibt es auch schon Lösungen, wie die Geschäftsfrau erklärt. 

Bleibt die Frage, wie es mit der Post weitergeht. Auf Anfrage bestätigt ein Sprecher der Deutschen Post die Kündigung durch Rieser. Sie strebten nun einen möglichst nahtlosen Übergang auf einen neuen Partner an und suchten derzeit einen Nachfolger. In Hambergen selbst wird gemunkelt, dass es bereits einen Interessenten gebe, der die Sache in die Hand nehmen wolle und Gespräche mit der Post führe. Bisher seien aber wohl noch keine geeigneten Räume gefunden.

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