Lilienthal. Die Nacht war kurz. Gerade hatten die Lilienthaler Wölfe das zweite Playoff-Spiel beim PSV 90 Dessau mit 8:5 (4:3, 2:1, 2:1) gewonnen und damit in der "Best-of-three"-Serie ausgeglichen, da machte sich Coach Philipp Lehmann bereits an die Vorbereitung für das dritte und letztlich entscheidende Aufeinandertreffen. Gegen 1 Uhr nachts stand der Matchplan, den seine Mannschaft am darauffolgenden Sonntag so gut umsetzte, dass der Einzug ins Playoff-Finale um den Aufstieg in die 1. Floorball-Bundesliga zu keiner Zeit in Gefahr geriet. Die Lilienthaler fuhren einen mehr als deutlichen 15:2 (5:1, 7:1, 3:0)-Erfolg ein.
Bei solch einem Ergebnis werden Erinnerungen wach. An die vergangene Saison, als die Wölfe gegen Quedlinburg eigentlich im Viertelfinale ausgeschieden wären, aber trotzdem weiterkamen, weil der Gegner in Führung liegend das Floorballspielen einstellte, weil er gar nicht in die nächste Runde einziehen wollte. Oder erst kürzlich, als der TSV "Tollwut" Ebersgöns nur das erste (Heim-)Spiel bestritt, aber zum zweiten Aufeinandertreffen nach Lilienthal erst gar nicht gereist war. Wegen einer angeblichen Terminkollision.
Nun also gewannen die Lilienthaler das dritte Playoff-Spiel gegen den PSV 90 Dessau mit 15:2, nachdem sie das erste in der Verlängerung verloren und das zweite knapp mit 8:5 gewonnen hatten. Da drängt sich beinahe zwangsläufig der Verdacht auf, als seien die Wölfe auf ein Team getroffen, das sich seinem Schicksal erneut freiwillig ergeben hätte. Doch dem widersprach Trainer Philipp Lehmann. "Dessau hat sich schon gewehrt", meinte er. Lehmann wollte das Weiterkommen auch nicht am Gegner, sondern vielmehr an seiner Mannschaft festmachen. Denn die habe "das abgerufen, was sie kann", so Lehmann weiter. Wer den Lilienthaler Trainer kennt, der weiß, dass er sich selten zu solch einem Lob hinreißen lässt. Während der Zweitliga-Saison war Lehmann nur selten zufrieden zu stimmen, jetzt aber sah er das Potenzial nahezu ausgeschöpft. "80 bis 90 Prozent haben wir gezeigt, aber uns muss auch klar sein, dass es Richtung 100 gehen muss, wenn wir aufsteigen wollen", meint der Coach.
Denn es warten andere Gegner als der PSV 90 Dessau, der über sein Ausscheiden "nicht besonders traurig", so Lehmann, schien. "Unabhängig vom letzten Spiel glaube ich aber, dass Dessau im Finale keine Chance gehabt hätte. Wir sind deshalb verdient weitergekommen", meinte Coach Lehmann, der am Sonnabend beim 8:5-Erfolg noch einen durchwachsenen Auftritt seiner Mannschaft gesehen hatte. "Es war ein Sieg des Willens", meinte er ob eines stets umkämpften Spielverlaufs. Die Gäste führten bis auf den 1:2-Rückstand zu Beginn der Partie zwar fortwährend, taten dies aber nie mit mehr als zwei Toren Vorsprung. Gegen Ende des zweiten Drittels wurde die Partie zudem ruppiger. Aber alleine ein dreifaches Überzahlspiel ließen die Lilienthaler ungenutzt, um den Vorsprung weiter auszubauen. Nach zwei Zwei-Minuten-Strafen gegen Paul Röttger und Lukas Bieger kamen die Gastgeber im Schlussdrittel noch einmal bis auf ein Tor heran (5:6/44. Minute) ließen dann aber abreißen. Hannes Röttger und Marvin Eilers machten das 8:5 schließlich klar.
Wie im Rausch
Das entscheidende dritte Spiel war dagegen ein einziger Rausch. Einem 5:1 im ersten Drittel folgte sogar ein 7:1 im zweiten. Spätestens, als Hannes Röttger mit seinen drei aufeinanderfolgenden Toren auf 12:2 stellte, war die Partie entschieden. Ein Spielverlauf, der sich nach den umkämpften ersten Spielen wahrlich nicht angedeutet hatte.
Das Playoff-Finale steht damit fest: Die Lilienthaler Wölfe treffen am ersten Mai-Wochenende auf den FC Stern München. "Eine technisch gute bis sehr gute Mannschaft mit einem soliden Teamspiel. Außerdem ist es eine noch jüngere Mannschaft als wir. Wir haben auf jeden Fall mehr Erfahrung", erklärt Lehmann, dessen Team zwei Siege braucht, um direkt aufzusteigen. Sollten es die Lilienthaler nicht schaffen, hätten sie noch die Chance, gegen den Verlierer der Bundesliga-Playdowns nachzurücken.
Lilienthaler Wölfe: Urumovic, Westphal; Hoffmann, Brinkmann, Ebbinghaus, P. Schneider, J. Schneider, L. Bauer, Bieger, P. Röttger, Moes, H. Röttger, C. Bauer, Eilers, Stierle