Den Ausbau des Glasfasernetzes in Grasberg, Worpswede und Lilienthal konnte man in den vergangenen Monaten kaum übersehen. Meter für Meter arbeiteten sich die Baufirmen durch die Straßen, um im Auftrag des Anbieters Deutsche Glasfaser die schnellen Leitungen zu verlegen. Noch im vergangenen Jahr hatte der Anbieter in Aussicht gestellt, die Arbeiten in diesem Jahr abzuschließen und die Anschlüsse bis Weihnachten freizuschalten, vielleicht sogar früher. Doch dieser Zeitplan wackelt.
Um wie viele Haushalte geht es?
Das Unternehmen Deutsche Glasfaser hat sich in der Branche vor allem mit seinen Aktivitäten im ländlichen Raum hervorgetan, in Regionen also, in denen anderen Unternehmen der Ausbau nicht wirtschaftlich erschien. Während Wettbewerber Glasfaser Nordwest und seine Partner das Netz beispielsweise im Lilienthaler Ortszentrum ausgebaut haben, hat Deutsche Glasfaser auf einige Randgebiete geblickt: So sollen beispielsweise Trupermoor, Moorende, Butendiek, Frankenburg oder Worphausen mit Glasfaser versorgt werden. In Grasberg baut das Unternehmen zwischen der Wörpedorfer Straße und der Eickedorfer Straße aus. Auch in Worpswede stehen mehrere bewohnte Straßen im Fokus. Laut dem Unternehmen kam das Anfang 2023 unterbreitete Ausbauangebot in der ganzen Region überdurchschnittlich gut an. So haben nach Angaben von Unternehmenssprecher Dennis Slobodian von rund 3000 Haushalten in Lilienthal etwa 50 Prozent einen Vertrag unterzeichnet, auch in Grasberg konnte mit der Hälfte der 1300 infrage kommenden Haushalte eine solche Quote erreicht werden. Und in Worpswede liegt das Ergebnis mit 40 Prozent der 2200 möglichen Haushalte auch noch über dem Schnitt. Insgesamt geht es also um etwa 3000 Haushalte in diesem Gebiet.
Wie weit ist der Ausbau in den einzelnen Gemeinden?
Nach Angaben des Sprechers sind die Leitungen in Grasberg und Worpswede nahezu komplett bis an die Häuser geführt. In Lilienthal sei das bei etwas mehr als 80 Prozent der Vertragspartner der Fall. Liegen die Leitungen erst einmal am Haus, müssen sie noch in das jeweilige Haus hinein geführt werden, um dort den Anschluss eines Routers zu ermöglichen, der das Signal im Haus verteilen kann. Um das Signal nutzen zu können, braucht es noch eine sogenannte Aktivierung, für die ein Techniker nach Terminvereinbarung in den Haushalt kommen muss, so Slobodian.
Steht auch die übrige Infrastruktur bereit?
Hier liegt das Problem. Wie der Unternehmenssprecher auf Nachfrage mitteilt, ist das Netz innerhalb der Gemeinden zwar weitgehend aufgespannt. So sind beispielsweise mehrere Hauptverteiler gebaut worden. Dabei handelt es sich um kleine, verklinkerte Gebäude, von denen in Lilienthal zwei, und jeweils eines in Grasberg und Worpswede errichtet wurden. Sie haben den Bauch voller Technik und nehmen das Lichtsignal von außerhalb auf, um es über die weiteren Kabel bis in die Straßen der Gemeinden weiterzuverteilen. Slobodian zufolge fehlt nun aber noch die sogenannte Backbone-Anbindung, der Anschluss an das Kernnetz also, über den die Signale zu den Hauptverteilern in denn Gemeinden kommen. Für den Ostkreis Osterholz kommt das Signal aus Osterholz-Scharmbeck. Weil es dort in der Pennigbütteler Straße aber noch Schwierigkeiten mit der Querung einer Bahnlinie gibt, verzögert sich der Prozess. Erst wenn diese Hürde überwunden ist, können die Hauptverteiler in den drei Ostkreis-Gemeinden mit Lichtsignalen versorgt werden.

Eines der neu errichteten Hauptverteiler-Gebäude von Deutsche Glasfaser in Lilienthal.
Wer ist nun am Zug?
Der Sprecher von Deutsche Glasfaser spricht davon, dass mit der Verlegung der Leitungen eine Baufirma beauftragt ist und man auf die Genehmigung zur Querung der Bahnlinie warte. Eine Sprecherin der Deutschen Bahn bestätigt, dass in ihrem Haus eine Anfrage der Deutschen Glasfaser für eine Kreuzung der Bahntrasse an einem Bahnübergang eingegangen sei. Allerdings: "Die eingereichten Unterlagen waren bisher nicht vollständig. Ohne die angeforderten Unterlagen kann die Prüfung nicht fortgesetzt und die Leitungskreuzung nicht genehmigt werden."
Also kein Anschluss bis Jahresende?
Deutsche-Glasfaser-Sprecher Slobodian gibt sich noch optimistisch: "Es kann noch klappen." Sollte die Querungsgenehmigung erst einmal vorliegen und sollten infolgedessen die Netzverbindungen zwischen Kreisstadt und Ostkreis hergestellt werden können – wovon er in den kommenden Wochen ausgehe–, brauche es in vielen Fällen nur noch einen Termin bei den Kundinnen oder Kunden, um die Arbeiten abzuschließen. "Wir hoffen, dass die Aktivierung noch in diesem Jahr erfolgen kann."