Die Fahrt kann beginnen: Mehrere Dutzend Landwirte aus der Region werden sich am Sonntagnachmittag in Bremen treffen, um von dort aus mit ihren weihnachtlich beleuchteten Traktoren über Oberneuland und Borgfeld durch Lilienthal bis nach Worpswede zu fahren. Mitorganisator Jens Heumann aus dem Blockland hatte in den vergangenen Tagen noch auf die behördliche Genehmigung gewartet. Mittlerweile habe er aus dem Osterholzer Kreishaus die Zusage erhalten, dass die Lichterfahrt starten kann.
Die Tour hat Format: 80 bis 90 Fahrzeuge dürften es schon sein, die sich wie eine leuchtende Perlenkette durch die Straßen ziehen werden, schätzt er. Bei der Fahrt von Bremen in den Landkreis Osterholz handelt es sich um die zweite des Wochenendes. Schon an diesem Freitag wird es einen ähnlichen Konvoi von Bremen-Nord aus bis nach Bremen geben.
Heumann hofft, dass an beiden Tagen möglichst viele Menschen an den Straßen stehen werden, um sich von der Lichterfahrt, die abermals unter dem Motto "Ein Funken Hoffnung" steigt, in weihnachtliche Stimmung bringen zu lassen. Zwar gibt es auch einige Streckenabschnitte, an denen niemand stehen wird. Anderenorts wiederum machen Anwohner die Lichterfahrt zu einem wahren Happening und platzieren sich mit Grill und Glühwein auf den Gehwegen, um den Landwirten zuzuwinken.
Leicht wird es den Teilnehmerinnen und Teilnehmer dort gemacht, wo sowieso schon was los ist. In Borgfeld etwa haben sich nach Heumanns Erinnerung im vergangenen Jahr schon Hunderte getroffen und den Fahrern auch mal eine Bratwurst im Brötchen in die Kabine gereicht. In diesem Jahr steigt dort im Ortszentrum nach Jahren mal wieder ein kleiner Weihnachtsmarkt. Gute Bedingungen also, um viele Schaulustige zu erreichen. Heumann hofft darauf, dass sich die Zuschauerinnen und Zuschauer auch selbst gut sichtbar machen, mit Leuchtwesten zum Beispiel oder mobilen Lichterketten. Das erhöhe die Sicherheit und trage zu einem stimmungsvollen Bild bei.
Die Lichterfahrten sind vor einigen Jahren in Mode gekommen. Während der Corona-Pandemie und infolge der damit verbundenen Einschränkungen hatten sich Landwirte zusammengetan, um den Menschen – kostenlos und im Freien – ein bisschen Freude zu bereiten. Die Fahrten kamen riesig an, was immer mehr Landwirte dazu motivierte, immer mehr Touren auf die Straße zu bringen. Dabei wird freilich immer mehr Sprit und auch immer mehr Strom verbraucht: Kam mancheiner vor Jahren auf seinem Bock noch mit einer simplen Lichterkette aus, werden die Fahrzeuge mittlerweile immer aufwendiger geschmückt: "Der eine oder andere gibt sich von Jahr zu Jahr mehr Mühe", weiß Heumann aus seinem Umfeld zu berichten.
Neben dem Lichterzauber, den die Landwirte ihren Mitmenschen bereiten wollen, haben sie dabei freilich auch die eigenen Interessen im Blick. Der Nebeneffekt, dass die Landwirte selbst und mit ihnen auch ihre Interessen sichtbar werden, werde gerne mitgenommen, räumt Heumann ein. Vielen werden die Bauernproteste in den ersten Monaten dieses Jahres noch in Erinnerung sein. Der Ärger der Landwirte hat sich infolge des Entgegenkommens der Politik im Frühjahr zwar ein Stück weit gelegt, vollends zufrieden sind aber die wenigsten.
Bei allem Eigeninteresse ist es Heumann aber wichtig zu betonen, dass mit den Lichterfahrten auch ein guter Zweck verbunden ist. Schon in den vergangenen Jahren waren im Zuge der Touren Spenden gesammelt worden, die im Anschluss zum Beispiel an Einrichtungen für schwerkranke Kinder weitergereicht wurden. In diesem Jahr wolle man dafür sorgen, dass das Geld in der näheren Region bleibt. Daher soll ein Teil an einige Jugendfeuerwehren gehen, um dort die Arbeit zu ermöglichen, die irgendwann mal den Menschen der Region zugutekommen könnte. Außerdem wolle man den Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bundes unterstützen, der mit seinem Team Menschen, die schwerkrank sind, letzte Wünsche erfüllt. Um das Projekt zu zeigen, soll der Wünschewagen bei der Lichterfahrt ebenfalls vertreten sein. QR-Codes, die zur Spendenkontonummer führen, wollen Heumann und Kollegen für die Fahrt auch auf Plakate drucken und an einigen Fahrzeugen sichtbar machen. Als Ziel haben die Organisatoren einen Betrag von 20.000 Euro ausgegeben.