Die Gemeinde Schwanewede hat sich ein Ziel gesteckt: Bis 2045 will die Kommune klimaneutral werden. Den Weg weisen soll ein Klimaschutzkonzept. Die eigens dafür eingestellte Klimaschutzmanagerin Lisa Griem arbeitet seit November 2020 an einem, der zukünftige Aktivitäten im Bereich Klimaschutz leiten soll. Nun geht es auf die Zielgerade, noch in diesem Jahr sollen erste Maßnahmen umgesetzt werden.
Die Vorarbeit ist geleistet: Energieverbräuche und bisherige Treibhausgas-Emissionen in der Gemeinde sind bilanziert, Einsparpotenziale ermittelt und Ziele festgelegt. Ein Klimaschutzszenario ist erstellt worden. Es sieht vor, den Energieverbrauch im Vergleich zum Bezugsjahr 2018 um 57 Prozent zu reduzieren und die Treibhausgas-Emissionen um 90,8 Prozent. Bis 2045 soll der Treibhausgas-Ausstoß in der Gemeinde, der im Jahr 2018 rund 7,6 Tonnen je Einwohner betrug, unter eine Tonne pro Jahr und Einwohner sinken.
Mit diesem Ziel vor Augen hat der Gemeinderat jüngst einen Maßnahmenkatalog beschlossen. "Alle dort aufgeführten Maßnahmen sollen in den nächsten drei Jahren umgesetzt oder angeschoben werden", sagt Klimaschutzmanagerin Lisa Griem. Die größten Klimakiller mit dem höchsten Anteil am Treibhausgas-Ausstoß sind in Schwanewede der Verkehr und private Hauhalte, hatte die Bestandsaufnahme ergeben. Hier sollen erste Maßnahmen ansetzen.
Unterschriftsreife Verträge
Am weitesten gediehen sind die Pläne für ein Elektroladesäulen-Projekt. Zehn Stromtankstellen will das Unternehmen Reon aus Lilienthal auf eigene Kosten in der Gemeinde errichten. Acht Standorte hat die Politik beschlossen, sieben davon auf gemeindeeigenen Flächen. Außerdem steht ein Grundstück der Farge-Vegesacker-Eisenbahn am S-Bahnhof in Beckedorf zur Verfügung. Für zwei weitere Standorte wolle Reon zu privaten Grundstückseigentümern Kontakt aufnehmen, sagt Lisa Griem.
Zu den gemeindeeigenen Flächen gehören in der Ortschaft Schwanewede Grundstücke am Marktplatz, im Bereich Aldi/Edeka, bei der Schwan-Apotheke und im Wohngebiet Mozartstraße, in Eggestedt der Pendler-Parkplatz, in Neuenkirchen eine Fläche bei der Grundschule und in Beckedorf im Bereich des Tennis-Clubs. "Die Verträge liegen seit wenigen Tagen auf dem Tisch", sagt Bürgermeisterin Christina Jantz-Herrmann. "Uns ist vom Unternehmen gesagt worden, dass die ersten Ladesäulen ein halbes Jahr nach Vertragsschluss stehen sollen." Zur Frage, ob weitere Stromtankstellen folgen sollen, sagt die Bürgermeisterin: "Aktuell führen wir mit weiteren Anbietern keine konkreten Gespräche. Wir sind da aber sehr aufgeschlossen."
Solaranlagen für 101 Dächer
Ab 2045 will die Gemeinde Strom ausschließlich aus erneuerbaren Energien gewinnen. Im Blickpunkt steht der Ausbau von Fotovoltaik. Zu den Maßnahmen des Klimaplans gehört ein Förderprogramm für 101 Solaranlagen auf Dächern. Pro Anlage ist eine Förderung von 1000 Euro geplant. "Die ersten Anlagen sollen laut politischem Beschluss im Herbst 2023 umgesetzt sein", sagt die Klimaschutzmanagerin. Eine Förderrichtlinie soll nun Details festlegen. "Es geht unter anderem darum, ob nur Anlagen auf Privathäusern oder auch auf gewerblichen Gebäuden gefördert werden", erklärt Lisa Griem.
Die Gemeinde hat beim Fotovoltaik-Ausbau auch die eigenen Gebäude – derzeit sind es 65 – im Blick. Sieben Kommunalbauten sind laut Griem in Kooperation mit dem Verein "Bürgersonne" bislang mit Solaranlagen bestückt worden: das Rathaus, die Kindergärten Poselino, Dreienkamp und Worpsweder Straße, die Waldschule samt der großen Sporthalle und die Sporthalle in Meyenburg. "Wir prüfen, welche weiteren Gebäude geeignet sind", kündigt Bürgermeisterin Christina Jantz-Herrmann an. "Schon jetzt schauen wir bei Dachsanierungen immer auch, ob die Installation einer Fotovoltaik-Anlage möglich ist."
Sanierungsquartiere im Blick
Ein Baustein im Klimaplan ist die energetische Gebäudesanierung. 69 Prozent Energieeinsparung bis 2045 durch Fassaden- oder Dachdämmung, Fenstersanierung oder Heizungsmodernisierung ist das Ziel. Neben der laufenden Sanierung eigener Gebäude setzt die Gemeinde auf die Investitionsbereitschaft privater Hausbesitzer. Was Ritterhude für einige Straßenzüge schon vorgemacht, soll auch in Schwanewede möglich werden: die Ausweisung eines energetischen Sanierungsgebietes, als eine Art Vorbild-Quartier und Spielwiese für Maßnahmen, gefördert mit Mitteln der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Über finanzielle Anreize sollen Anwohner motiviert werden, mitzumachen. "So etwas lebt von Freiwilligkeit", betont die Bürgermeisterin.
"Vier mögliche Wohnquartiere" hat die Verwaltung laut Griem im Blick. Gesucht wurden Gebiete mit einem großen Anteil an Gebäuden aus den 1960er/1970er-Jahren mit hohem Energieverbrauch. Konkretere Angaben zu den ausgewählten Quartieren wollte sie noch nicht machen.
Der weitere Fahrplan für den Klimaplan sieht so aus: Bis 1. Mai 2022 muss das Konzept beim Fördermittelgeber, der bundeseigenen Gesellschaft ZUG, eingereicht werden. Am 7. Juli steht der Ratsbeschluss an.