„Gute Nachrichten für Beckedorf, Leuchtenburg, Löhnhorst und Neuenkirchen“, vermeldet die Deutsche Glasfaser. Der Konzern will das Glasfasernetz hier wie angekündigt ausbauen, weil mehr als 33 Prozent der Schwaneweder bereits einen Vertrag unterschrieben haben. Im Ortsteil Beckedorf bleiben einige der 1429 Dorfbewohner trotzdem vom schnellen Internet abgehängt.
Allerdings ist Beckedorf offenbar nicht gleich Beckedorf. Denn Pensionär Michael Reinken wohnt zwar in diesem Ortsteil, schnelles Internet bekommt er für sein Haus an der Sandfurther Straße dennoch nicht. Die Deutsche Glasfaser hat ihm mitgeteilt, dass seine Adresse außerhalb des Netzausbaugebiets liege. Inzwischen habe er von einem Konzernmitarbeiter erfahren: „Ich bekomme keinen Glasfaseranschluss, weil mein Haus 100 Meter von der Straße zurücksteht.“ Für den Pensionär ist das ein Unding: „Glasfaser als Flickenteppich: Das kann es für die Zukunft doch nicht sein.“
„Wir versuchen, gemeindeweit flächendeckend Glasfaser-Anschlüsse anzubieten“, sagt Dennis Slobodian, Sprecher der Deutschen Glasfaser. Inzwischen sei klar, dass dies zu weiten Teilen gelingt: Noch vor dem Stichtag am 30. September habe die Deutsche Glasfaser ihr Ziel erreicht, die Nachfrage nach Glasfaser in Schwanewede zu bündeln. Der Vorteil für Anlieger: Der Konzern erhebt keine Anschlusskosten, wenn für das betreffende Grundstück ein Zwei-Jahres-Vertrag abgeschlossen wird. Der Anschluss ist damit für sich genommen für den Grundstückseigentümer kostenlos.
Im Beckedorfer Fall argumentiert das Unternehmen mit Kosten: „Das festgelegte Ausbaugebiet in Schwanewede ist das Ergebnis umfangreicher Wirtschaftlichkeitsanalysen“, erklärt Sprecher Dennis Slobodian. „Wenn einzelne Adressen und Siedlungen vom Ortskern weiter entfernt sind, bedeutet das einen erheblichen Kostenfaktor. Für zwei bis drei Haushalte müssen dann Hunderte von Metern an Tiefbaukosten gezahlt werden.“ Pro Meter Tiefbau würden rund 100 Euro fällig. Diese müssten die Eigentümer dann entweder selbst tragen oder sich an die Kommune oder den Kreis wenden, um gegebenenfalls eine Förderung zu erhalten.
Bisher haben sich vier Anwohner im Rathaus Schwanewede gemeldet, die wie Michael Reinken keinen kostenlosen Glasfaseranschluss bekommen. Vergebens. „Die Gemeinde Schwanewede bietet kein eigenes Förderprogramm an", erklärt Bürgermeisterin Christina Jantz-Herrmann. Der Breitbandausbau werde gebündelt beim Landkreis organisiert.
Ein grauer Fleck
Der Landkreis Osterholz zeigt sich erst mal erfreut, dass die Deutsche Glasfaser mehr als 20.000 Adressen im Kreis eigenwirtschaftlich mit Glasfaser erschließen wolle. Nach Abschluss dieses Ausbaus würden 90 Prozent aller Adressen im Kreis eine Gigabit-Erschließung haben. „Dies ist ein riesiger Fortschritt und kommt einer flächendeckenden Gigabit-Erschließung des gesamten Landkreises schon sehr nahe“, meint Kreis-Sprecher Sven Sonström. Auch die Sandfurther Straße in Schwanewede werde bis auf drei Einzellagen durch die Deutsche Glasfaser angeschlossen.
Die drei Einzellagen lägen jedoch in einem Bereich, der in der Fördermittel-Sprache des Bundes als „Grauer Fleck“ bezeichnet wird. „Das sind Gebiete, die nicht eigenwirtschaftlich – zum Beispiel durch Glasfaser Nordwest oder die Deutsche Glasfaser – erschlossen werden und die nicht in einer früheren Förderrunde von Bund, Land, Landkreis und Gemeinde angeschlossen wurden und deren Versorgung bei weniger als 100 Megabit pro Sekunde im Download liegt.“ Hier könne ein Ausbau durch den Bund zu 50 Prozent gefördert werden, so Sven Sonström. Die aktuelle Bundes-Förderrichtlinie zeige jedoch, dass die Kriterien zur Förderung stetig strenger werden.
Eine Aussage darüber, ob und in welchem Umfang weiterer geförderter Ausbau möglich ist und ob konkret die Einzellagen an der Sandfurther Straße davon profitieren können, wird laut Sonström erst in mehreren Monaten möglich sein. Die Kreisverwaltung wolle zunächst mit dem Breitbandzentrum Niedersachsen-Bremen und den Gemeinden prüfen, welche Adressen nach dem Ausbau durch die Deutsche Glasfaser mit weniger als 100 Megabit pro Sekunde erschlossen sind und zu welchen voraussichtlichen Kosten ein Ausbau der Adressen möglich wäre. Viel Hoffnung hat Sven Sonström nicht: „Aktuell haben sich die Aussichten für eine Finanzierung dieser Förderung stark verschlechtert, da das Land Niedersachsen angekündigt hat, seine bisherige 25-prozentige Ko-Finanzierung einzustellen." Sollte das Land diese Ankündigung umsetzen, müssten Landkreis und Gemeinden einspringen, doch bereits die Ko-Finanzierung des bisherigen Breitbandausbaus sei für Landkreis und Gemeinden eine finanzielle Kraftanstrengung gewesen: "Gemeinsam werden Landkreis und kreisangehörige Kommunen daher abwägen müssen, zu welchen Konditionen ein geförderter Ausbau vertretbar ist.“