Bornreihe. Dieser Wechsel war auf den ersten Blick vor allem eins: logisch. Alle Osterholzer Klubs auf Bezirksebene hatten Bjarne Schnakenberg auf dem Radar, die meisten bereits seit Jahren. Zugegeben: Es wäre verwunderlich, wenn es anders gewesen wäre. Schließlich spielte Schnakenberg als A-Jugendlicher bereits regelmäßig im Herrenbereich für die TSG Wörpedorf-Grasberg-Eickedorf und etablierte sich schnell als Schlüsselspieler – als überaus treffsicherer dazu: Allein in den beiden Corona-Spielzeiten 2019/20 und 2020/21 erzielte er in 20 Spielen 22 Tore. Logisch also, dass der 24-Jährige irgendwann den Schritt weg vom Kreisligisten machen würde, oder?
So einfach ist diese Schlussfolgerung bei Bjarne Schnakenberg, der sich im vergangenen Sommer dem Landesligisten SV Blau-Weiß Bornreihe angeschlossen hat, allerdings nicht. Denn Schnakenberg und die TSG gehören eigentlich fest zusammen. Auch deshalb waren die Avancen anderer Klubs lange Zeit an dem Stürmer abgeprallt. Er vertröstete die Interessenten einige Male. "Ich habe immer gesagt: nächstes Jahr, nächstes Jahr, nächstes Jahr", erzählt Schnakenberg. Der Schritt weg von der TSG war für ihn eben wirklich kein einfacher. Sein Vater Günter ist Co-Trainer, sein Bruder Timon Kapitän. Viele Spieler kennt Bjarne Schnakenberg seit Jahren. Zudem trainiert er nach wie vor die U10 des Vereins. Viel enger kann eine Verbindung kaum sein. Und doch war da dieses Ziel, sich höherklassig zu beweisen. In der Jugend mit der JSG Wörpe schaffte es Schnakenberg bis in die Landesliga, im Herrenbereich stieg er mit Wörpedorf im Jahr 2018 in die Bezirksliga auf. Halten konnten sich der Knipser, der in der Verteidigung begann und erst im Herrenbereich Stück für Stück nach vorn rückte, und das Team allerdings nur eine Saison lang.
Dauerhaften Fußball auf Bezirksebene können im Kreis Osterholz andere Klubs eher garantieren als die TSG. Auswahl hatte Schnakenberg genug, und, was ihm viel wichtiger war, die Rückendeckung von Verein und Familie. "Mein Vater hat mir den Rücken gestärkt und gesagt 'Mach das ruhig'". Worte, die Schnakenberg junior guttaten. Einen engen Draht hat er auch zu seinem TSG-Trainer Gregor Schoepe. Der habe ihm geraten: Wenn du wechselst, dann lieber in die Landes- als in die Bezirksliga. "Und auf seinen Rat habe ich gehört", verrät Schnakenberg. Nun stürmt er für die "Moorteufel", genau wie einst Schoepe.
Die Blau-Weißen werden dankbar sein, dass Schoepe den 24-Jährigen ermutigte, die Bezirksliga zu überspringen. Zufrieden sind sie mit dem Offensivmann allemal. "Bjarne macht es bislang hervorragend. Man vergisst schnell, dass er erst seit letztem Sommer bei uns ist", stellt Frank Meyer, der die Bornreiher gemeinsam mit Nils Gresens trainiert, dem Angreifer ein sehr gutes Zwischenzeugnis aus. Das überrascht ihn allerdings nicht: "Wir hatten ihn ja ein paar Mal beim Training bei uns. Da haben wir schnell gesehen, dass er sich keine Sorgen machen muss, zu wenig Spielzeit zu bekommen." In einem Team mit Offensivkräften wie dem regionalligaerfahrenen Justin Dähnenkamp oder Urgestein Philip "Lulu" Bähr ist Schnakenberg kein Herausforderer. "Das hieße ja, er wäre hinten dran", verdeutlicht Meyer. Das sei der Angreifer auf keinen Fall. "Bei uns sollen Leute spielen, die gut sind. Und Bjarne gehört dazu."
Ein Lob, das Schnakenberg freut und das er direkt an die Mannschaft weitergibt: "Sie macht es einem leicht, sich wohlzufühlen." Er ist bei den Blau-Weißen angekommen. Auch sportlich. So sehr sogar, dass er bereits für die kommende Saison zugesagt hat. "Als einer der Ersten", wie Meyer feststellt. Er und Gresens setzen auf ihn. Am ersten Spieltag stand der Angreifer, der in Tarmstedt wohnt, in der Startelf. Seinen ersten Treffer erzielte er im Topspiel gegen Harsefeld, Doppelpacks gegen Hedendorf/Neukloster und Ottersberg folgten. Insgesamt kommt Schnakenberg auf neun Einsätze und fünf Tore. "Damit kann ich zufrieden sein", sagt er. Er hat sich schnell an das höhere Tempo und die höhere Intensität der Landesliga angepasst. "Ich glaube schon, dass ich auf dem Level ganz gut angekommen bin", bekräftigt er. Dass er nicht mehr dauerhaft so im Fokus steht wie in Wörpedorf, war ihm bewusst. "Das ist aber auch nicht schlimm", findet er. Ebenfalls neu für ihn ist, dass er nicht in jedem Spiel von Beginn an aufläuft. Dafür ist die Konkurrenz zu groß. Wobei Schnakenberg nicht von Konkurrenten spricht: "Das sind Mitspieler", verbessert er. Das Mantra der Trainer, dass jeder Spieler wichtig sei und gebraucht werde, hat er längst verinnerlicht. "Hauptsache wir halten als Mannschaft zusammen und pushen uns gegenseitig, auch wenn wir draußen sitzen. Jeder gibt alles für den Erfolg", verdeutlicht er.
Wobei er schon zugibt: Mehr Spielzeit und mehr Tore dürfen es in Zukunft schon noch sein. Erst einmal muss sich Schnakenberg allerdings gedulden. Nachdem ihm im Januar Adduktorenprobleme zu schaffen gemacht hatten, muss er nun erneut aussetzen. Beim Testspiel in Nordenham hatte er Probleme im Leistenbereich, möglicherweise ist das Schambein betroffen. "Deswegen muss ich jetzt zum Sportarzt und auch ins MRT", erklärt Schnakenberg. Ihm stehen weitere Untersuchungen bevor. "Das ist schon bitter. Das war, um es ehrlich auszudrücken, wie ein leichter Schlag in die Fresse", gibt er zu. Er wird sein Team zwangsläufig erst einmal von außen unterstützen.
In der Meisterrunde geht es für die "Moorteufel" um den Aufstieg in die Oberliga. Die fünfte Liga ist zwar keine Pflicht, "aber das klingt schon verlockend", sagt Schnakenberg. Dass die Chance auf den Aufstieg besteht, damit hätte er bei seinem Wechsel nie gerechnet. "Ich kannte ja bis auf Ottersberg und Etelsen gar keinen. Ich hatte keinen blassen Schimmer." Doch das Landesliga-Greenhorn ist Schnakenberg nicht mehr. "Jetzt bin ich gespannt, die restlichen Mannschaften kennenzulernen." Und der Rest wird im besten Fall einen noch stärkeren Bjarne Schnakenberg kennenlernen. Darüber würden sich auch seine Weggefährten der TSG freuen.