Geht es nach Axel Spellenberg, dreht sich die Worpsweder Gemeindeverwaltung beim Thema Hallenbad-Neubau im Kreis. Der seit 2014 im Künstlerort lebende Architekt verfolgt die Entwicklungen rund um den Traum vom Neubau seit Jahren genau. Seiner Meinung nach müsse, anstatt noch länger darüber zu reden, nun begonnen werden, das Vorhaben in die Wege zu leiten. „Wir müssen jetzt anfangen“, sagt der 80-Jährige und bietet bei der Umsetzung sogar seine Hilfe an. Zum Jahresbeginn hat er sich Gedanken über die Baumaßnahmen gemacht und eine Kostenschätzung kalkuliert. Eingereicht habe er das auch im Worpsweder Rathaus, doch auf eine Antwort warte er noch heute. „Ich finde, es ist eine Sache des Respekts zu mindestens zu antworten“, ärgert sich Spellenberg.
Wie geht es weiter mit dem Worpsweder Hallenbad und wie realistisch ist es, dass in den kommenden Jahren ein Neubau verwirklicht werden kann? Diese Fragen beschäftigen die Worpsweder Politik schon eine ganze Weile. Auch wenn der Wunsch nach einem neuen Schwimmbad aufgrund der finanziell angespannten Lage derzeit eher unrealistisch ist, hat der Gemeinderat zum Jahresende mehrheitlich beantragt, dass die Planungen für einen Neubau auf den Weg gebracht werden sollen, unabhängig davon, ob sie am Ende auch umgesetzt werden können (wir berichteten). Zur Verfügung hat die Gemeinde dafür 495.000 Euro. Spellenberg hält von dieser europaweiten Ausschreibung nicht so viel. „Sind ortsansässige Architekten wie ich nicht in der Lage, den Traum vom Neubau am Leben zu halten? Muss denn erst ein ausländischer Generalplaner herhalten, dem es herzlich egal ist, dass die Gemeinde Worpswede pleite ist?“, fragt sich Spellenberg.
Kleines Bad „unrealistisch“
Ende 2023 hatte der Worpsweder Gemeinderat beschlossen, von einer kostspieligen Sanierung abzusehen und stattdessen ein komplett neues Bad zu errichten. Geschätzte Kosten: 16 Millionen Euro. Unterstützung gab es bereits aus Berlin: Der Bund will das Großprojekt mit sechs Millionen Euro fördern. Doch dieses Geld ist an einen Zeitraum gebunden. Bis zum Jahr 2027 müssen die Bauarbeiten abgeschlossen sein, nur dann gibt es die Mittel vom Bund. Derzeit werde noch geprüft, ob die Frist um ein Jahr verlängert werden kann. Unabhängig davon hält Spellenberg die Schätzung von 16 Millionen Euro Baukosten für unrealistisch. „Alternativ träumen viele von einem kleineren Bad. Aber was soll das sein? Man kann ja nicht die Bahnen im Schwimmbecken halbieren oder die Umkleidekabinen weglassen“, sagt er und ergänzt: „Ein kleines Bad ist nicht umzusetzen. Es muss schon die große Lösung her und die ist nicht für 16 Millionen Euro zu bekommen.“
Axel Spellenberg schätzt die Summe der Baukosten in seiner Planung, die der Redaktion vorliegt, auf insgesamt 19,6 Millionen Euro. Diese Summe setze sich aus den Abbruchkosten, dem Erwerb der energiesparenden Gebäudetechnik, den Baunebenkosten sowie der Schaffung der Außenanlage zusammen. Entstehen soll das Bad seiner Planung zufolge bis Frühjahr 2028 auf dem östlich an das Bestandsbad angrenzende Areal. „Ich gehe davon aus, dass eine europaweite Ausschreibung und die daraus resultierende Planung höhere Kosten mit sich bringen wird. Es können am Ende 30 Millionen Euro und mehr werden“, sagt Spellenberg.
Skepsis aus dem Rathaus
Um die Kosten von 19,6 Millionen Euro aufzutreiben, hat Spellenberg außerdem ein Finanzierungsmodell aufgestellt. Demnach könne die Gemeinde neben den bereits zur Verfügung stehenden sechs Millionen noch weitere Fördermittel beantragen und durch die Einnahmen eines möglichen Grundstücksverkaufs neben dem Neubau sei ebenfalls noch mal eine Millionensumme zu holen. Seine Rechnung umfasst unter anderem auch Spendeneinnahmen. „Es werden Spenden kommen, da bin ich mir sicher. Unsere Kinder und Schüler müssen nicht zeit- und kostenaufwändig in auswärtige Hallenbäder transportiert werde, um Schwimmunterricht und Kurse sicherzustellen. Sie werden ein neues Hallenbad bekommen, da bin ich mir ganz sicher“, sagt Spellenberg. Seiner Rechnung zufolge müsse die Gemeinde von den geschätzten 19,6 Millionen Euro lediglich acht Millionen Euro selbst finanzieren. „Ich stelle der Gemeinde meine Planung kostenlos zur Verfügung, weil das Hallenbad für mich eine Herzensangelegenheit ist“, ergänzt der Architekt.
Angesprochen auf das Konzept gerät Bürgermeister Stefan Schwenke ins Schmunzeln. Er sei zwar beeindruckt von den Ideen, die sich der Worpsweder Bürger gemacht hat, doch möchte nicht auf die einzelnen Kostenschätzungen eingehen. „Herr Spellenberg hat sich ja in der Vergangenheit schon zu so einigen Dingen geäußert. Inwieweit sein Konzept umzusetzen ist, kann ich nicht sagen“, so Schwenke und verweist auf die Projektausschreibung, die zeitnah auf den Weg gebracht werden soll. Spellenberg könne sich seiner Meinung nach einfach mit seinem Konzept bewerben. „Dann bekommt er wie jeder andere eine Eingangsbestätigung und dann prüfen wir, wer den Auftrag bekommt“, so Schwenke.