Dass die Gemeinde Worpswede in den kommenden Jahren ein neues Hallenbad bekommt, ist nahezu ausgeschlossen. Zwar sprach sich der Gemeinderat geschlossen für einen Neubau des Bads aus, doch Haushaltsprobleme führten jetzt zu einem Umdenken (wir berichteten). Eine Entscheidung, die nicht nur bei den verantwortlichen Ratsmitgliedern für Frust sorgte, sondern auch bei der Worpsweder Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und dem ortsansässigen Schwimmbadförderverein nicht allzu gut ankam. Die Verantwortlichen bangen besonders um die zukünftige Schwimmausbildung, die mit großer Nachfrage in Worpswede angeboten wird. Denn wenn eines Tages im Hallenbad ein größerer Schaden festgestellt werden sollte, dürfte dies die Schließung bedeuten.
Gerade bei dem derzeitigen Schmuddelwetter zieht es den einen oder anderen Hobbyschwimmer aus der Region in das Worpsweder Hallenbad. Sowohl von innen als auch von außen ist dem Gebäude anzusehen, dass hier schon Generationen ihre Runden im Becken gedreht haben. So sei die 50 Jahre alte Halle bei Schneelast und starkem Wind in ihrer Statik gefährdet, und auch der Beton im Becken müsse getauscht werden. Die Lüftungsanlage müsse erneuert werden, ebenso die im Keller befindliche Badtechnik.
Zustand "katastrophal"
„So ein Hallenbad ist ein Abnutzungsobjekt. Hier finden chemische Reaktionen statt und da ist es klar, dass es nach so einer langen Zeit irgendwann dem Ende entgegengeht. So ist es aber nicht nur in Worpswede, auch andere Kommunen beobachten bei ihren Bädern den Verfall“, so Architekt Christian Bär im Herbst vergangenen Jahres. Seiner Meinung nach komme die Gemeinde Worpswede um einen Neubau eigentlich nicht herum, da von innen weitgehend alles erneuert werden müsse. „Das Hallenbad ist nun in einer Phase angekommen, wo es nicht nur optische Mängel aufweist, sondern auch in den Bereichen Hygiene und Bautechnik nicht mehr die Vorgaben erfüllt“, so Bär, der betonte: „Einmal Rohbau und zurück. Alles raus und wiederum alles erneuern ist hier wohl der wirtschaftlichere Weg als eine Sanierung. Das Bad ist in einem katastrophalen Zustand.“
Auch wenn das Hallenbad in die Jahre gekommen ist, so verzeichnet es immer noch hohe Besucherzahlen. Vor allem die Schwimmkurse sind gefragt, heißt es von der DLRG Worpswede. Deren Sprecher Moritz Lilienthal verweist auf lange Wartelisten bei den Schwimmlernkursen und Bahnenzeiten. Die Seepferdchen-Kurse seien vor allem seit der Corona-Pandemie so stark nachgefragt, dass man sein Kind bis zu drei Jahre im Voraus anmelden müsse; andere Bäder setzen auf das Windhundprinzip, so der DLRG-Sprecher: Dort führt man schon gar keine Listen mehr, weil die Nachfrage ohnehin nicht zu befriedigen wäre. Lilienthal will wissen: "Wo sollen die Kinder denn schwimmen lernen, wenn das Bad schließen muss?" Wer in Worpswede schwimmen lernen will, muss sich noch ein wenig gedulden. Als frühestmöglicher Termin wird auf der Website der DLRG der 31. Dezember angegeben.
Ein Funken Hoffnung bleibt
Neben den Schwimmkursen kämen auch die Schwimmlehrer-Ausbildung und der Breitensport zum Erliegen, warnt Johannes Michaelis vom Förderverein für das Worpsweder Hallenbad, der die Debatte um das Hallenbad in der Ratssandersitzung gemeinsam mit seinem Kollegen Peter Glötzel verfolgte. „Die Entscheidung, sich wegen des Haushalts gegen den Neubau zu entscheiden, trifft uns natürlich. Denn wenn sich die Schäden am Bad häufen, kann es passieren, dass es schneller geschlossen wird, als uns lieb ist“, sagt Michaelis. Bei all dem Frust zeigt er aber auch Verständnis für die Abstimmung der Ratsmitglieder: „Es ist einfach eine blöde Situation, der Gemeindehaushalt steht auf dem Spiel.“
Ähnlich bewertet Peter Glötzel die Situation. Trotz der Entscheidung gegen den Hallenbad-Neubau lobt er die Ratsmitglieder für ihre Äußerungen während der Sitzung. „Ich habe aufmerksam zugehört und ich freue mich wirklich, wie ernst das Thema von jedem Einzelnen behandelt wurde. Das macht doch Hoffnung, dass wir es doch noch über Umwege hinbekommen, einen Neubau zu realisieren“, so Glötzel. Er betont: „Der Wunsch nach einem Neubau ist nach wie vor groß. Ich denke, dass uns das Thema noch eine ganze Weile beschäftigen wird.“
Auch innerhalb des Rats ist man sich einig, dass sich die Gemeinde weiter nach Fördermitteln umschauen und Alternativen prüfen soll. Wie und ob es zu einem Hallenbad-Neubau kommt, ist allerdings völlig offen. Auch wenn die Chancen eher gering sind, so hoffen Michaelis und Glötzel, dass sie beim nächsten Treffen der Arbeitsgruppe Hallenbad im August über das weitere Vorgehen informiert werden und eventuell auch über einen alternativen Plan gesprochen wird.