Osterfeuer haben in der Region Tradition. An vielen Stellen werden sie von Vereinen organisiert. Doch in den meisten Fällen halten die Freiwilligen Feuerwehren die Tradition aufrecht – mit ziemlich viel Aufwand. Schließlich ist das Osterfeuer mehr als das Abbrennen eines Holzhaufens: Treffpunkt und gesellschaftliches Ereignis für die Gemeinde, ein Schnack mit Nachbarn oder Bekannten, Händchen halten mit der Freundin.
Doch nicht alle freuen sich über die Feuer vor dem Osterfest. Immer wieder gibt es Streit um die Belästigung durch Rauch und Geruch. Meistens geht es bei den Zwisten allerdings um eine Sache: das Umschichten des Brennmaterials. Es ist vorgeschrieben und soll unter anderem verhindern, dass Tiere zu Schaden kommen, die sich in den Haufen von Ästen eingerichtet haben. Jetzt hat die Feuerwehr in Hambergen ihre Traditionsveranstaltung abgesagt. Es droht ein Ringen zwischen Traditionserhalt und Tier- sowie Naturschutz.
Wie groß die Tradition ist, zeigt eine Fahrt durch das nächtliche Kreisgebiet in der Nacht auf Ostern: Überall erhellen unzählige kleine und größere Osterfeuer die Dunkelheit. Fast mystisch wirkt die Szenerie. Und tatsächlich reichen die Ursprünge der Osterfeuer bis in die frühe Vorzeit zurück. Sie sollen den Winter und böse Geister vertreiben, lautet ein Erklärungsversuch. Später sollen die Feuer auch christliche Bedeutung bekommen haben. Sie symbolisierten angeblich den auferstandenen Jesus und sein Licht, das die Welt erleuchtet. Aber welche Bedeutung den Feuern auch zugesprochen wird: Die Flammen sind in unserer Region Tradition vor Ostern.
Tradition in Hambergen
Früher kamen etwa mehr als 1000 Hamberger zum Brennplatz in Vohrlingen. Die Zeiten sind längst vorbei. Trotzdem: Rund 500 Menschen waren es immer noch, die sich Sonnabend vor Ostern beim Feuer trafen. Das fällt nun flach. Grund für die Entscheidung seien veränderte rechtliche Bestimmungen und Beschwerden einiger Einwohner. Die Entscheidung sei nicht leicht gefallen, wie es in einer Mitteilung heißt.
Dabei gab es keine Veränderungen oder Verschärfungen bei den Vorschriften, wie Ingo Laschat, Leiter des Ordnungsamtes der Samtgemeinde Hambergen auf Nachfrage mitteilt. Städte und Gemeinden des Landkreises hätten sich allerdings drauf verständigt, die Organisatoren ausdrücklich auf die Voraussetzungen für das Abbrennen hinzuweisen. Das bestätigt auch Volker Pfeil, Ordnungsamtsleiter der Stadt Osterholz-Scharmbeck. „Sammelplatz ist nicht der Brennplatz“, formuliert er seine Vorstellung des Umschichtens.
Kritiker wollen stärkere Kontrollen
In der Realität sieht das nicht immer so aus. Auf Kritik hin schilderte der Hamberger Ortsbrandmeister einen Vorgang vor zwei Jahren wie folgt: „Das Material wurde erst am Sonnabendmorgen, am Tage des Osterfeuers, bewegt und zusammengeschoben“, erklärte Michael Wasserberg. Das Verfahren werde schon seit Jahren so angewendet. Das Brennmaterial werde erst an den beiden Wochenenden vor dem Feuer angefahren und in mehreren Stapeln an unterschiedlichen Stellen abgelegt. Am Tage des Feuers wurden sie zusammengeschoben. Ein hundertprozentiges Umschichten von A nach B sei das wohl nicht. Die starke Bewegung im Brennmaterial reiche seiner Meinung nach aber aus, um Tieren Gelegenheit zur Flucht zu geben. Das sieht Pfeil offenbar ähnlich. „Wenn ich dabei das Material verschiebe, ist Bewegung drin. Tiere können flüchten“, sagt er.
Da urteilen Kritiker allerdings anders. Sie fordern stärkere Kontrollen und Konsequenzen für Verantwortliche, die sich nicht an die Vorschriften halten. „Wir kontrollieren alle angemeldeten Feuer in den Tagen vor Ostern“, erklärt Pfeil den Ablauf. Da werde die Höhe begutachtet und geprüft, ob sich ungeeignetes Material, wie Abfälle, dicke Äste oder Baumstümpfe darin befinde. Sollte etwas auffällig sein, werde das moniert. Zudem würden die Ortbrandmeister sensibilisiert. Pfeil: „Wir thematisieren das auf einer gemeinsamen Sitzung.“ Im Übrigen seien Ortsbrandmeister Ehrenbeamte und damit seine Untergebenen, die er nicht grundsätzlich kontrollieren müsse.
Streit auch in Ohlenstedt
Im vergangenen Jahr dann neuer Streit, diesmal in Ohlenstedt: Eine Anwohnerin hatte sich mit Fotos an das OSTERHOLZER KREISBLATT gewandt. Danach soll das Feuer in Ohlenstedt noch zwei Tage nach dem Abbrennen gekokelt haben. Zudem hatte sie Knochen in der Asche entdeckt. Das wertete sie als Hinweis, dass mindestens ein Tier in den Flammen umgekommen sein könnte. Jetzt zeigte sie sich in einer weiteren Mail entsetzt darüber, dass die Stadt erneut ein Osterfeuer in Ohlenstedt genehmigt habe.
Ortsbrandmeister Manfred Fricke gibt sich auf Nachfrage zugeknöpft. Vergangenes Jahr seien einfach zu viele falsche Informationen in Medien und im Ort verbreitet worden. Er bat um Verständnis, dass er nun nichts mehr sagen wolle.
Reagiert hat die Freiwillige Feuerwehr in Ohlenstedt aber schon. Die Anfuhr von Brennmaterial ist laut Informationsblatt nur noch am Ostersonnabend möglich. Damit wäre ein Umschichten unnötig. In den Hinweisen der Verwaltung heißt es: Das Material darf erst an dem Tag, an dem das Feuer angezündet werden soll, auf die Feuerstelle gelegt werden. In Axstedt will die Feuerwehr den Brandplatz einzäunen, um eine bessere Kontrolle über die Anlieferung zu bekommen. Es ist also Bewegung in die Sache gekommen. Zukünftig werden die Osterfeuer noch stärker beobachtet werden.