Osterholz-Scharmbeck. Die Skepsis war da. Genau wie der Nierenstein. Und der Urlaub längst gebucht. Nein, die Voraussetzungen waren wirklich nicht optimal, als Dustin Hirsch im vergangenen Sommer sein Abenteuer beim SV Blau-Weiß Bornreihe begann. Aufgrund einer Operation fiel der 24-Jährige im Juli gleich drei Wochen aus, dann verpasste er weitere Einheiten wegen eines Urlaubs. "Ich hatte mich deshalb darauf eingestellt, dass es erst einmal schwierig für mich werden würde", erinnert sich Dustin Hirsch.
Jetzt, knapp sieben Monate später, steht allerdings längst fest: Hirsch ist nicht mehr wegzudenken aus der Oberliga-Formation der "Moorteufel". Seit dem 15. Oktober, dem 3:1-Sieg bei Arminia Hannover, stand er durchgängig in der Bornreiher Startelf. Sein größter Vorteil ist dabei definitiv die Variabilität. Erst am vergangenen Sonntag, bei der bitteren 2:3-Heimniederlage gegen den SV Atlas Delmenhorst, spielte Hirsch zunächst im zentralen Mittelfeld, wechselte dann später auf die linke Position der Viererkette. "Wo ich spiele, ist mir eigentlich egal, Hauptsache ich kann der Mannschaft helfen", sagt er selbst. Genau so war es auch schon in den Jahren beim VSK Osterholz-Scharmbeck gewesen.
Auch dort war der lauf- und zweikampfstarke Hirsch ein echter Allrounder, kam auf der Sechser- und Achterposition, aber auch mal als Innen- und Außenverteidiger zum Einsatz. Den anvisierten Aufstieg in die Landesliga verpasste Hirsch jedoch, als dann die Anfrage aus Bornreihe kam, stand schnell fest, dass er sich in der fünfthöchsten Liga beweisen will. Das hat Dustin Hirsch längst getan – und dennoch wird er die Blau-Weißen mit Ende der Spielzeit wieder verlassen und zurück zu den Kreisstädtern gehen.
"Ich habe meine Ausbildung zum Konstruktionsmechaniker fertiggemacht und strebe eine entsprechende Weiterbildung an. Das ist mit dem Aufwand in Bornreihe einfach nicht so gut zu vereinbaren", erklärt Hirsch. Da er zudem nur fünf Minuten vom Klosterholz-Stadion entfernt wohnt, und nach wie vor einen ausgesprochen guten Draht zu VSK-Coach Thorsten Westphal und dem Rest der Mannschaft pflegt, lag der Wechsel zurück zu den Grün-Weißen auf der Hand. "Für mich war klar, dass ich entweder in Bornreihe bleibe, oder zurück zum VSK gehe." Gleichwohl hatte Dustin Hirsch natürlich auch andere Offerten, führte unter anderem mit dem TSV Ottersberg Gespräche. Bei dem designierten Landesliga-Aufsteiger spielt schließlich Bruder Patrick Hirsch. "Aber auch das kam nicht wirklich in Frage", verrät Dustin Hirsch.
Für den VSK Osterholz-Scharmbeck sprach am Ende auch noch eine andere Sache: "Wir sind noch nicht fertig hier. Und Dustin will seinen Beitrag leisten zu dem, was wir hier vorhaben,", umschreibt es Thorsten Westphal. Der Landesliga-Aufstieg mit den Kreisstädtern wäre die Krönung eines langen Projektes, dem der 24-Jährige also nur kurzzeitig den Rücken gekehrt hat. "Dustin ist für uns ein Sechser im Lotto, ein ganz feiner und aufgeräumter Junge, der den Fußball einfach liebt", sagt der VSK-Coach, der die Entwicklung seines früheren Schützlings natürlich auch im Teufelsmoor ganz genau verfolgt hat. "Er hat sich extrem entwickelt im Haifischbecken Bornreihe", lobt Thorsten Westphal.
Vor dem Aufstieg steht allerdings erst einmal der Klassenerhalt. Denn für Dustin Hirsch wäre es ein Traum, sein zweites Gastspiel bei den "Moorteufeln" mit dem Oberliga-Klassenerhalt zu beschließen. Bereits als 18-jähriger A-Junior hatte sich Hirsch in der Saison 2017/2018 einen Stammplatz beim damaligen Landesligisten erkämpft, den Verein damals aber nach nur einem halben Jahr Richtung U19-Regionalligist JFV Bremerhaven in der Winterpause verlassen. Diesmal ist nach einer Saison Schluss.
Der SV Bornreihe verliert mit Dustin Hirsch nun bereits den dritten jungen Kicker mit großem Potenzial und Bezug zum Landkreis Osterholz. Vorher hatten bereits Keno Liebschner (wechselt ebenfalls zum VSK) und Emil Tepper (zurück zum FC Hansa Schwanewede) ihren Abgang verkündet. Sorgen macht sich zumindest Hirsch aber nicht: "Bornreihe wird immer eine gute Mannschaft zusammenbekommen, denn es ist einfach etwas Besonderes, für diesen Verein zu spielen." Im besten Fall wird Dustin Hirsch noch 14 Mal in Blau-Weiß auflaufen – und das komplett ohne Skepsis, sondern ausschließlich mit großer Freude und Stolz auf das Erreichte.
