Osterholz-Scharmbeck. Ein Anruf von Thorsten Westphal ist an und für sich nichts Ungewöhnliches für Julian Gelies. Westphal, der Trainer des VSK Osterholz-Scharmbeck, tauscht sich mit Gelies, dem Trainer des FC Hambergen, regelmäßig über das Fußball-Geschehen im Allgemeinen und in der Bezirksliga Lüneburg 3 im Besonderen aus. Der Anruf von Thorsten Westphal vor wenigen Tagen war jedoch anders. Vor allem beinhaltete er eine Frage, die bis dato noch nicht zutage getreten war: "Was hältst du davon, wenn wir gemeinsam den VSK trainieren?" Und Gelies, der seinen Rückzug beim FC Hambergen zum Saisonende erst eine Woche zuvor öffentlich gemacht hatte, hielt sehr viel von dieser Vorstellung. "Es hat tatsächlich nicht lange gedauert, bis ich zugesagt habe", erklärt der 34-Jährige. Damit steht fest: Westphal/Gelies gehen ab Sommer als gleichberechtigtes Trainerduo in die neue Saison.
Der lediglich auf Platz zehn weilende VSK erhofft sich mit der Verpflichtung einen neuen Impuls bei der Mannschaft freisetzen zu können. "Wir sind in der letzten Saison an unseren Zielen gescheitert, auch diese Saison können wir nur noch zu einem vernünftigen Ende bringen. Wir müssen was verändern, denn offensichtlich machen wir was nicht richtig", sagt Thorsten Westphal. Besagten Impuls macht Julian Gelies nicht zwangsläufig an seiner Person fest, sondern an der veränderten Situation als solcher. "Es ist dann eher die Magie des Neuen, die vorherrscht. Es ist alles auf dem Prüfstand, die Spieler müssen sich neu beweisen und dann gilt es auch, diese Aufbruchstimmung mit in die Saison zu tragen", sagt Julian Gelies. Was wiederum dann auch seine Aufgabe sei. Inhaltlich hat er überhaupt keine Bedenken, mit seinem neuen Trainerkollegen anzuecken. Auch das Modell mit zwei gleichberechtigten Trainern, wenngleich es für beide neu ist, bereitet ihm keinerlei Bauchschmerzen. Die Beziehung zwischen den beiden Coaches sei nicht nur von fachlicher Wertschätzung geprägt, sondern auch von einer Offenheit. "Wir können komplett ehrlich zueinander sein. Das schätze ich an Thorsten sehr", sagt Julian Gelies. Das gute Verhältnis zwischen den Trainern nahm ausgerechnet seinen Anfang, als beide erbitterte Konkurrenten im Kampf um den Aufstieg in die Landesliga waren. Seinerzeit gewann Gelies den Zweikampf mit dem FC Hambergen, nun soll er seinen Teil dazu beitragen, den VSK in die Landesliga zu führen.
Das ist jedenfalls das Ansinnen des Vereins. "Wir wollen versuchen, mit dem Duo wieder anzugreifen", sagt Abteilungsleiter Ralf Strömer. Er bezeichnet die gefundene Lösung als "Nonplusultra" und erhofft sich, das nach wie vor zweifellos vorhandene Potenzial in der Mannschaft ausschöpfen zu können. Die Verpflichtung von Julian Gelies war allerdings auch insofern notwendig, als sich Frank Müller als Co-Trainer zurückziehen wird. Müller will sich nach sieben Jahren im Herrenbereich mehr auf seine Arbeit als U16-Trainer konzentrieren und dabei als Bindeglied zwischen Jugend- und Herrenbereich fungieren. "Das ist eine wichtige Aufgabe", findet Abteilungsleiter Strömer. Umso erleichterter ist er, dass mit Julian Gelies ein weiterer kompetenter Trainer zum VSK stößt. Zudem kenne Gelies den Verein. "Er war ja schon als Jugendspieler bei uns", erzählt Ralf Strömer, und Gelies erinnert sich, dass er in der B- und A-Jugend des VSK seine "fußballerisch beste Zeit" hatte. Ein gutes Omen?
Thorsten Westphal jedenfalls ist von seinem neuen Partner überzeugt. Schon vor zwei Jahren habe der VSK-Coach den Namen "Julian Gelies" bei Abteilungsleiter Strömer ins Spiel gebracht, allerdings für den Fall, wer seine Nachfolge irgendwann übernehmen könnte. Ab Sommer machen Westphal und Julian Gelies nun gemeinsame Sache.
