Hambergen. Es ist nicht mehr viel Zeit, wie Liane Lütjen sagt. Im Herbst, wenn die neue Kindergartensaison anfängt, soll die Kita Morgenstern schließen. Sie ist bei vielen Eltern beliebt. Die Kita arbeitet nach der Waldorf-Pädagogik und wurde im vergangenen Jahr nach einer zweijährigen Bewerbungsfrist offiziell als Waldorfeinrichtung anerkannt. Davon gibt es nicht viele in der Region. Der nächste befindet sich in Bilohe, doch dort gebe es kaum freie Plätze, sagen die Eltern aus der Samtgemeinde Hambergen. Ihre Kinder müssten nun in eine Einrichtung wechseln, die eine andere pädagogische Ausrichtung habe. Sie sträuben sich vehement gegen die Schließung, die im vergangenen Jahr endgültig schien. Der alte Samtgemeinderat hatte sie in einer Sitzung bestätigt. Jetzt scheint aber wieder Bewegung in die Sache zu kommen. Die Hofgemeinschaft Verlüßmoor, die hinter der Kita steht, hat ein neues Konzept vorgelegt. Auf eigenem Gelände wollen sie einen Waldkindergarten realisieren.
Kita war als Zwischenlösung gedacht
Die Argumentation der Politiker war einfach: Die Kita sei ungeachtet der pädagogischen Ausrichtung als Zwischenlösung gedacht gewesen. Der Vertrag lief zwei Jahre und wurde bereits um eine weitere Saison verlängert. "Das haben wir auch immer klar und offen so gesagt", betonte damals Samtgemeindebürgermeister Reinhard Kock. 2019 gab es ein großes Defizit bei Kindergartenplätzen, besonders in Vollersode. Zu diesem Zeitpunkt waren noch die fünf Mitgliedsgemeinden für die Kindergärten verantwortlich. Die Vollersoder Ratsmitglieder taten sich aber schwer mit einer Entscheidung für einen Neubau. Unter anderem konnten sie sich nicht auf einen Standort einigen. Obwohl einige Kinder in einer Kita in Hambergen untergebracht werden konnten, konnte der Bedarf nicht gänzlich gedeckt werden. Es entstand die Idee für eine Interimslösung in der Grundschule Hambergen-Ströhe. Die Zuständigkeit übernahm die Samtgemeinde. So war es einfacher, auch Engpässe in anderen Gemeinden abzudecken. Inzwischen hat die Samtgemeinde die Kindertagesbetreuung komplett übernommen.
Für die Kita wurde die alte Schule in Hambergen Ströhe umgebaut, die wegen geringer Schülerzahlen geschlossen worden war. Als Träger konnte die Hofgemeinschaft Verlüßmoor gefunden werden. Sie hatte schon länger einen Waldorf-Kindergarten im Sinn. Erst gab es Überlegungen, die Kita auf dem Hof in Verlüßmoor zu realisieren. Dann kam das Grundstück der ehemaligen Gaststätte Postels ins Gespräch. Ein Bauunternehmer bot an, die Kita dort zu bauen und der Gemeinde zur Verfügung zu stellen. Doch die Mehrheit im Vollersoder Rat wollte dabei nicht mitziehen. Stattdessen ging die Hofgemeinschaft auf das Angebot mit der Interimslösung in Ströhe ein, hoffte aber immer auf mehr.
Neues Konzept
Der Plan mit dem Waldkindergarten soll nun eine neue Chance sein. Ihre Pläne haben die Initiatoren an die Verwaltung der Samtgemeinde geschickt – mit der Bitte um Gespräche. Eine Unterhaltung hat es offenbar auch gegeben. Doch der neue Samtgemeindebürgermeister Gerd Brauns ist vorsichtig: "Wir haben dafür kein Mandat." Die Unterlagen habe er deshalb an die Fraktionen und Gruppen gegeben. Sie müssten entscheiden, ob die Debatte wieder aufgenommen werden kann. Die Gruppe aus Unabhängigem Kommunale Arbeitskreis (UKA), den Linken und der FDP sowie die Grünen haben bereits ihre Unterstützung angedeutet. Wie CDU und SPD sich positionieren, bleibt abzuwarten.
Die Pläne der Hofgemeinschaft sehen einen Waldkindergarten mit 15 Plätzen vor. Eine Fortsetzung in der Schule ist nicht möglich. Ein oder zwei Bauwagen mit einer Fläche von 30 Quadratmetern ist als Behausung angedacht. In nahen Gebäuden der Hofgemeinschaft seien Rückzugsmöglichkeiten bei witterungsbedingten Gefahren gegeben. "Unser Konzept enthält gemeinsame Mahlzeiten in Bio-Qualität mit den Kindern und geführte sich wiederholende Tagesabläufe", sagt Liane Lütjen. Den Kindern gebe das Vorhersehbarkeit und Sicherheit. Das Konzept sei einzigartig in der Region und würde die Wahlmöglichkeiten für Eltern erhöhen. Derzeit läuft auch noch eine Klage gegen den Landkreis, der eigentlich für die Kindertagesbetreuung zuständig ist. Die Hofgemeinschaft hält die Schließung der Kita Morgenstern für nicht gerechtfertigt.