Landkreis Osterholz. Noch ist es nur ein Gedankenspiel: Welche Chancen hätte der Bau einer Fußgängerbrücke über die Wümme in Höftdeich? Mit dieser Frage soll sich im nächsten Jahr eine Machbarkeitsstudie befassen. Sie gehört zu einem Antragspaket, das der Landkreis Osterholz und der Ortsamtsbezirk Blockland am Mittwoch gemeinsam auf den Weg gebracht haben. Für das EU-Programm "Leader" bilden der Landkreis und das Bremer Blockland seit 2014 die Förderregion "Kulturlandschaften Osterholz"; nun geht es für die Beteiligten um die neue Förderperiode 2023 bis 2027, und dazu erwartet das Landesamt für regionale Landesentwicklung (ARL) bis Ende April die Benennung sogenannter Starter-Projekte.

Der Antrag zum Leader-Programm 2023 bis 2027 wurde bei einem Pressetermin übergeben. Die Teilnehmenden (von links): Jutta Rühlemann, Monika Scherf, Stephan Warnken, Bernd Lütjen und Moritz Vahldiek.
Die Brückenstudie soll eines davon sein; der Vorschlag hatte bei einer Online-Umfrage im Dezember auf Anhieb etliche Befürworter gefunden (wir berichteten). Hinzu kommen die Elektrifizierung weiterer Torfkähne, ein neues Graffiti-Projekt mit Jugendbeteiligung und ein runderneuerter Internet-Auftritt der Touristikagentur Teufelsmoor-Worpswede-Unterweser (TWU). Insgesamt sollen in den kommenden fünf Jahren knapp drei Millionen Euro an Zuschüssen zur Verfügung stehen; in der nun endenden Förderperiode waren es knapp 2,5 Millionen Euro, die verteilt auf sieben Jahre in die Region geflossen sind. Das Leader-Programm lockt dabei öffentliche und private Investoren mit Zuschüssen von 30 bis 80 Prozent.
Viele Hürden in Sicht
Jana Lindemann, Leiterin des Osterholzer Amtes für Kreisentwicklung, sagte beim Pressetermin, eine Wümme-Brücke könnte für den Alltagsverkehr und für Radurlauber interessant sein. "Es gibt dafür aber noch viele Fragen zu klären, unter anderem mit dem Bundeswasserstraßenamt." Die Studie soll unter anderem Aspekte wie Grundeigentum, Finanzierung, Hochwasser- und Naturschutz ausloten, um dazulegen, ob die Hürden in den nächsten Jahren zu nehmen sind oder nicht.
Lindemann zufolge lasse sich die TWU-Website wohl ungleich schneller realisieren. Der Relaunch soll dem Fremdenverkehr in der Teufelsmoor-Region neue bundesweite Vermarktungschancen bringen. Und der Umstieg der Torfkahnschiffer Osterholz-Scharmbeck auf Elektrokähne habe bereits begonnen. Neben den Kulturlandschaften Osterholz ist nach Angaben der Amtsleiterin mit 20 weiteren Bewerbungen rechnen, die aus den elf Landkreisen zwischen Elbe und Weser stammen. Für Osterholz wäre es die dritte Fortsetzung.
Viele sind beteiligt
Die Lüneburger Landesbeauftragte Monika Scherf fand nach einer ersten Durchsicht der 115 Antragsseiten anerkennende Worte. Für das Osterholzer Papier sprächen neben Expertise, Erfahrung und Engagement die länderübergreifende Beteiligung vieler Akteure. "Der Bottom-up-Ansatz, der hier verfolgt wird, ist bemerkenswert." Damit der ländliche Raum attraktiv bleibt, müssten die Menschen sich beteiligen können, so Scherf. "Sonst fühlen sie sich abgehängt."
Die Beteiligung ist durch 37 Mitglieder einer lokalen Arbeitsgruppe (LAG) gegeben. Dort sollen, wenn Hannover zustimmt, auch künftig kommunale Vertreter mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern über die Einzelprojekte beraten – fachlich begleitet von Regionalmanager Jan Hendrik Schumacher, dessen Stelle im Kreishaus aus EU-Mitteln gespeist wird. An der Seite des LAG-Vorsitzenden Landrat Bernd Lütjen wirken als Stellvertreter die Superintendentin Jutta Rühlemann und der Kreislandwirt Stephan Warnken mit, denn, so Lütjen: "Kirche und Landwirtschaft spielen eine wesentliche Rolle im ländlichen Raum."
Nachhaltigkeit im Blick
Warnken sagte, das Landvolk sei dankbar für die Chancen, die es ohne Leader nicht gäbe. So konnten die Landwirte zuletzt mithilfe des Programms die Verwertungsmöglichkeiten von Moorgräsern untersuchen lassen. "Wir bereiten jetzt eine Fortsetzung vor", kündigte Warnken an. Rühlemann ergänzte, Themen-Vielfalt bedeute nicht Beliebigkeit. Wichtig sei ihr die Frage: "Was trägt uns gemeinsam in die Zukunft?" Leader antworte darauf mit Förderkriterien wie Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit. Neben Beiträgen zum geplanten Naturpark Teufelsmoor ist auch ein Discgolf-Parcours im Gespräch.
Als Querschnittsaufgabe gilt der Bereich Kinder und Jugend, wie ihn das Graffiti-Projekt abdeckt. Dabei sollen nach dem Vorbild der Unterführungen in Pennigbüttel weitere Tunnelwände im Stadtgebiet und in Ritterhude farbenfroh gestaltet werden. Moritz Vahldiek vom Bremer Planungsbüro Sweco, das den Leader-Folgeantrag verfasst hat, setzte hinzu, in der kommenden Förderperiode werde die Ausrichtung am demografischen Wandel und an der Ökologie höher bewertet als bisher. "Bislang mussten Antragsteller die ökonomische Tragfähigkeit nachweisen; jetzt geht es auch um den Ausschluss ökologischer Nachteile."
Pluspunkte soll es außerdem für integrative und inklusive Ansätze geben, so Vahldiek. Landrat Bernd Lütjen sagte: "Ich glaube, dass wir mit dieser Bewerbung unsere Erfolgsgeschichte fortschreiben können und dass wieder viele interessante Ideen entwickelt und umgesetzt werden."