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Hilfe für den Alltag Hausnotrufsysteme im Kreis Verden retten Leben, wenn Sekunden zählen

Ein Sturz im Badezimmer und niemand ist da: Für eine 75-jährige Verdenerin wurde der Hausnotruf zum Lebensretter. Doch viele Senioren nutzen ihn noch nicht.
08.09.2025, 16:02 Uhr
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Hausnotrufsysteme im Kreis Verden retten Leben, wenn Sekunden zählen
Von Lina Wentzlaff

Es passierte im Januar dieses Jahres. Beim Ausrutschen im Badezimmer schlug Foline B., die ihren Namen nicht vollständig in der Zeitung lesen möchte, mit dem Kopf auf den Wannenrand. Blut lief überall, ihre Hüfte schmerzte unerträglich, und sie konnte sich nicht mehr bewegen, erinnert sie sich. "Die ersten Sekunden fühlten sich wie Stunden an. Ich konnte nicht klar denken. Ich fasste mir immer wieder an den Kopf." Schwindel und Panik übermannten die 75-jährige Verdenerin.

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Seit einigen Jahren steigen die medizinischen Notfälle, zu denen der Rettungsdienst gemeinsam mit der Feuerwehr und der Polizei eilen muss, weil hilflose Personen hinter "verschlossener Tür" liegen, wie es im Fachjargon heißt. Das hat viele Gründe, und es gibt einige Lösungen. "Ein großer Teil dieser gemeinsamen Einsätze könnte aufgelöst werden, wenn der Hausnotruf als Lebensretter verstanden wird", erklärt ein Sprecher des Verdener Kreisverbandes des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).

Ein System – viele Anbieter

Solche Systeme, wie sie das DRK, aber auch andere soziale Dienste wie Johanniter, Caritas oder Arbeiter-Samariter-Bund anbieten, bestehen im Wesentlichen aus einem Knopf an einem Armband oder einer Halskette, den die Betroffenen im Notfall drücken und so den Dienst alarmieren können. Bei den Anbietern können die Haustürschlüssel der Kunden hinterlegt werden. Denn oftmals zählen in solchen Fällen Sekunden. Gerade alleinlebende Menschen werden nach Unfällen häufig erst so spät gefunden, dass Folgeschäden wahrscheinlicher werden, zeigt die aproxima-Studie "Wirkungs- und Potenzialanalyse zum Hausnotruf in Deutschland". Die 2010 veröffentlichte Fallstudie befragte Betroffene und Angehörige sowie Ärzte, Pflegebeauftragte und Mitarbeiter von Pflegekassen.

Bei Foline B. hat es einige Anläufe gedauert, bis sie den roten Lebensretter in ihrem Haushalt einführte. "Meine Kinder haben mich für den Fall, dass mir zu Hause allein etwas passiert, zum Hausnotruf überredet. Sie wohnen in Achim, ich in Verden", erklärt sie. "In den ersten viereinhalb Jahren habe ich den Knopf nie gebraucht." Doch das Ereignis im Januar belehrte sie eines Besseren. "Für mich war er eher wie eine Art Ersatzfamilie auf Knopfdruck, falls meine eigene Familie einmal nicht helfen kann", schildert die 75-Jährige.

Viele Menschen verbinden den Hausnotruf noch immer mit dauerhafter Pflegebedürftigkeit.
Jessica Böse vom DRK-Team Hausnotruf

Lange Zeit hatte sie gedacht, dass so ein Notrufsystem nur etwas für sehr alte oder pflegebedürftige Menschen sei, die regelmäßig Unterstützung benötigen. Kein Einzelfall, beobachtet Jessica Böse vom DRK-Team Hausnotruf im Landkreis Verden: "Viele Menschen verbinden den Hausnotruf noch immer mit dauerhafter Pflegebedürftigkeit. Doch es geht nicht darum, den Hausnotruf ständig zu nutzen."

Mehr Unfälle zu Hause als im Verkehr

Laut Statistischem Bundesamt passieren jedes Jahr rund drei Millionen Unfälle im Haushalt oder auf dem eigenen Grundstück. Das sind mehr als im Straßenverkehr. Auch die meisten anderen Notfälle ereignen sich zu Hause. Besonders ältere Menschen sind gefährdet. Ein Drittel der 65- bis 79-Jährigen stürzt mindestens einmal pro Jahr. Jeder 15. Sturz führt zu schweren Verletzungen, die eine sofortige Krankenhausbehandlung erfordern. Entscheidend sei, dass im Notfall sofort die richtige Hilfe alarmiert werde, betont Böse.

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Sobald ein entsprechender Notruf in der Leitstelle eingeht, können die ortskundigen Disponenten über die Freisprecheinrichtung des Hausnotrufgerätes mit der hilfesuchenden Person Kontakt aufnehmen und weitere Maßnahmen einleiten. Je nach Vereinbarung und Notlage werden beispielsweise Angehörige informiert, das örtliche Einsatzteam der Hilfsorganisation alarmiert oder der Rettungsdienst verständigt. Bei Notfällen sind die Rettungskräfte so innerhalb weniger Minuten vor Ort und bei Bedarf wird zusätzlich ein Notarzt eingesetzt.

Auch für Foline B. war dieses System im Januar die Rettung: Sie erinnerte sich an den roten Knopf an ihrem Handgelenk und drückte ihn. Sofort meldete sich eine Stimme, erinnert sie sich. "Einen Moment später standen Sanitäter um mich herum und versorgten mich. Ich war noch nie so froh, fremde Menschen zu sehen."

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