- Wie sieht die Situation im Landkreis Verden aus?
- Warum kann das Fahren im Alter zum Balanceakt werden?
- Auf welche Veränderungen sollten Senioren achten, um weiterhin fahrtüchtig zu sein?
- Welche Angebote gibt es für Betroffene?
Gerade auf dem Land spielt die Mobilität eine große Rolle. Autofahren bedeutet deswegen für viele Einwohner im Landkreis Verden immer noch ein Stück Freiheit. Gerade Senioren können mit einem Auto ihren Alltag selbstbestimmter gestalten. Doch mit den Jahren können sich auch kleine Fehler in die Fahrgewohnheiten schleichen, die große Auswirkung auf die Sicherheit im Straßenverkehr haben, warnt die Polizei.
Wie sieht die Situation im Landkreis Verden aus?
Im Kreis Verden gelten Senioren (ab 65 Jahren) neben Fahranfängern (18 bis 24 Jahre) immer noch als Risikogruppe. Das zeigen die aktuellen Unfallzahlen der Polizeiinspektion Osterholz/Verden. Während viele ältere Verkehrsteilnehmer jahrzehntelange Erfahrung mitbringen und sich oftmals besonders regelbewusst verhalten, steige im höheren Alter auch das Risiko für gefährliche Situationen im Straßenverkehr, berichtet André Geske, Verkehrssicherheitsberater der Polizeiinspektion Verden/Osterholz.
Warum kann das Fahren im Alter zum Balanceakt werden?
Positive Eigenschaften älterer Fahrerinnen und Fahrer sind laut Geske ein vorsichtiger Fahrstil, defensive Verhaltensweisen und die Neigung, Verkehrsregeln eher einzuhalten. Doch mit zunehmendem Alter veränderten sich Konzentrationsfähigkeit, Seh- und Hörvermögen sowie die Reaktionsgeschwindigkeit. "Kritische Situationen können dadurch schwieriger gemeistert werden, selbst wenn die Fahrpraxis groß ist", betont Geske. Ältere Fahrer seien zwar insgesamt seltener in Unfälle verwickelt als junge Fahranfänger, die Schwere der von ihnen verursachten Unfälle sei jedoch häufig größer. "Gründe sind zum Beispiel Fehleinschätzungen beim Überqueren von Straßen, beim Abbiegen oder beim Einparken."
Zudem nehmen viele Senioren regelmäßig verschiedene Medikamente, etwa gegen Bluthochdruck, Schmerzen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. "Manche Mittel können Müdigkeit hervorrufen, die Reaktionszeit verlängern oder Schwindel verursachen", warnt der Verkehrssicherheitsberater. In Kombination mit weiteren Medikamenten – sogenannte Polypharmazie – verstärke sich die Gefahr von Nebenwirkungen zusätzlich. Ärzte und Apotheker weisen deshalb darauf hin, mögliche Einflüsse auf die Fahrtüchtigkeit unbedingt abzuklären.
Auf welche Veränderungen sollten Senioren achten, um weiterhin fahrtüchtig zu sein?
"Fahrfitness bedeutet nicht allein, einen gültigen Führerschein zu besitzen", betont Geske. Experten raten Seniorinnen und Senioren deswegen, regelmäßig ärztliche Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen, Seh- und Hörtests zu machen und sich über die Nebenwirkungen ihrer Medikamente zu informieren. Verkehrsexperten diskutieren seit Jahren, ob verpflichtende Gesundheitschecks für ältere Autofahrer eingeführt werden sollen. Befürworter sehen darin eine Chance, Unfälle zu vermeiden, Kritiker warnen hingegen vor einer pauschalen Diskriminierung älterer Menschen. "Klar ist: Senioren sind ein wichtiger Teil der Verkehrsgemeinschaft. Sie verfügen über wertvolle Erfahrung und zeigen im Alltag oft ein hohes Verantwortungsbewusstsein", sagt Geske. Doch körperliche Einschränkungen könnten Risiken bergen. "Sicher unterwegs bleibt, wer Probleme offen anspricht, ärztliche Beratung einholt und – falls nötig – rechtzeitig alternative Mobilitätsangebote nutzt."
Welche Angebote gibt es für Betroffene?
Um sich ein bisschen Sicherheit im Straßenverkehr zurückzuerobern, gibt es im Landkreis Verden speziell für ältere Menschen Fahrtrainings. Das Projekt "Fit im Auto" soll dabei helfen, Sicherheit zu gewinnen und Gefahrensituationen besser einschätzen zu können. Das eintägige Training wird von der Landesverkehrswacht Niedersachsen in Kooperation mit örtlichen Fahrlehrern und der Verkehrssicherheitsberaterin der Polizei veranstaltet. Unter Anleitung eines Experten trainieren die Senioren dann mit dem eigenen Fahrzeug das richtige Bremsen, Einparken und Rangieren. Bei einer Slalomfahrt können sie zudem ihre Reaktionsfähigkeit testen. "Das Seminar zielt nicht darauf ab, den Führerschein der Seniorinnen und Senioren einzuziehen, sondern auf mögliche Veränderungen und Einschränkungen aufmerksam zu machen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden sensibilisiert für die möglichen Veränderungen und welche Auswirkungen dies auf den Straßenverkehr hat", sagt Polizeisprecherin Fenja Land. Anschließend geht es in Begleitung eines erfahrenen Fahrlehrers im Fahrschulwagen auf Tour durch den Landkreis.