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Verkehr Fußverkehrs-Check in Achim zeigt Barrieren und Lösungen auf

Auf Worte folgen Taten: Organisatoren und Bürger testen erste Route auf Verkehrstauglichkeit. Ein zweiter Rundgang in Bierden folgt.
10.09.2025, 16:47 Uhr
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Von Fiona Gerretz

"Ein Fußgänger ist ein glücklicher Autofahrer, der einen Parkplatz gefunden hat." Damit es nicht bei der Definition des verstorbenen Schauspielers Joachim Fuchsberger bleibt, soll der Fußverkehr in Achim gefördert werden. Nachdem vergangene Woche die Stadt Achim gemeinsam mit der Initiative Mobilotsin des Landes Niedersachsen ihre Pläne vorgestellt hat (wir berichteten), geht der Fußverkehrs-Check in die zweite Runde.

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In dieser Woche stand nun die Begehung der ersten Strecke an. Am Treffpunkt an der Südseite des Achimer Bahnhofs versammelten sich fünf Personen aus dem Organisationsteam und eine Handvoll Bürger. Roman Herzog leitete als Verkehrsplaner den Rundgang. Das Projekt soll auf das Thema Fußverkehr aufmerksam machen und Verbesserungsmaßnahmen anregen. "Das Ziel besteht darin, auch möglichst niedrigschwellige Maßnahmen vorzuschlagen, weil diese wahrscheinlicher umgesetzt werden können, als alle Gehwege umzubauen", erklärte Herzog.

Wegweiser in die Innenstadt

Die Teilnehmer waren bei der Vorstellung des Projekts noch davon ausgegangen, dass es am Bahnhof für Ortsfremde keine Wegweiser in die Innenstadt gibt. Nun freuten sie sich – ohne überhaupt einen Schritt gehen zu müssen – über den zufälligen Fund: Ein Schild zeigte den Weg in Richtung Kleine Bahnhofstraße. Allerdings verschwindet dieser aus der Unterführung kommend aus dem Sichtfeld.

Nach knapp 100 Metern stand die Gruppe dem nächsten Problem gegenüber. Obwohl der schmale Gehweg zwischen Bahnhof und der gegenüberliegenden Straßenseite über die Brücke ausschließlich von Fußgängern genutzt werden darf, fahren viele Radfahrer dort entlang. Der schmale Weg und die enge Kurve verhindern, dass Fußgänger entgegenkommende Radfahrer sehen und umgekehrt, beobachtete die Gruppe. Sofort diskutierten die Teilnehmer, wie Gefahren reduziert werden könnten: eindeutigere Schilder oder Trennlinien oben auf der Brücke waren die ersten Vorschläge. "Fußverkehr ist ein wichtiges Thema", betonte Werner Wippler, Teilnehmer und SPD-Ratsmitglied in Achim, der sich bereits länger politisch für Fußgänger einsetzt. "Eigentlich sind alle Verkehrsmittel gleichberechtigt und sollten im Einklang miteinander funktionieren."

Um auch die Barrierefreiheit zu testen, wurde die Strecke unter anderem auch mit einem Rollstuhl sowie einem Rollator befahren. Die Teilnehmer tauschten den Rollator, der lediglich als Requisite diente, untereinander aus. Trotzdem kamen beide Verkehrsteilnehmer zu demselben Fazit: Der Zugang zur Innenstadt sowie die Wege an der Ampel und dem Kreisel sind holprig. Außerdem ist der Bürgersteig nicht vollständig abgesenkt.

Spätestens die zweite Requisite zeigte, dass unterschiedliche Behinderungen verschiedene Anforderungen mit sich bringen. Ein Mensch mit einer Gehbehinderung begegnet im Verkehr anderen Herausforderungen als jemand mit einer Sehbehinderung. Gerade für blinde Menschen sind erhöhte Bordsteinkanten wichtig. So erkennen sie, wo der Gehweg endet und die Straße anfängt.

Zur Demonstration verteilte Herzog Brillen an alle Teilnehmer, die ein Restsehvermögen von zehn Prozent simulieren. Die Sicht war so verschwommen, dass die Gruppe selbst Personen und Gegenstände in der näheren Umgebung nicht mehr erkennen konnten – von weiter entfernten Schildern oder Personen ganz zu schweigen. Nur die pinken T-Shirts von zwei Teilnehmer waren noch gut zu sehen. Zu gehen, traute sich mit der Brille niemand.

Sinnvolle Kompromisse finden

"Kompromisse sind notwendig. Nicht alle Bedürfnisse sind gleich. Wenn etwas gut für den einen Verkehrsteilnehmer ist, gilt das nicht unbedingt für den nächsten", sagte Herzog. Als sinnvollen Kompromiss präsentierte der Verkehrsplaner den Zebrastreifen am Achimer Busbahnhof. Die Bordsteine sind hier höhendifferenziert: Eine Seite ist abgesenkt für Rollstühle und Rollatoren, die andere ist nicht abgesenkt für Menschen mit Sehbehinderung.

Info

Der zweite Rundgang startet am Montag, 15. September, um 17 Uhr bei der Bierdener Grundschule.

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