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Trainer des FC Verden 04 Frank Neubarth: "Den Jungs gebührt die Anerkennung"

Unter der Führung von Trainer Frank Neubarth hat der FC Verden 04 eine historische Saison erlebt. Im Interview teilt er seine Gedanken zu den Erfolgen und den bevorstehenden Herausforderungen.
14.06.2024, 18:30 Uhr
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Frank Neubarth:
Von Maurice Reding

Herr Neubarth, Sie haben den FC Verden 04 als Trainer in der Fußball-Landesliga Lüneburg ungeschlagen zur Meisterschaft geführt. Es ist eine Saison für die Geschichtsbücher. In 34 Spielen haben Sie mit Ihrer Mannschaft 92 Punkte geholt und sind ohne Niederlage geblieben. Zudem hat Ihr Team 111 Tore geschossen und nur 14 Gegentreffer kassiert. Welche drei Wörter fallen Ihnen als erstes ein, um die Saison zu beschreiben?

Frank Neubarth: (überlegt) Teamgeist, Leidenschaft, Qualität.

Warum haben Sie diese drei Wörter gewählt?

Weil sie vieles ausdrücken, was uns diese Saison ausgemacht hat. Die Mannschaft hat im menschlichen Bereich sehr homogen agiert. Der Teamgeist und der Teamspirit waren außergewöhnlich gut. Dann hatten die Jungs auch einfach richtig Bock und wollten nach den beiden Vize-Meisterschaften die Meisterschaft holen. Am Ende ist es dann auch immer eine Qualitätsfrage. Da haben wir mit den Neuzugängen noch mal wirklich ins Schwarze getroffen.

Stechen die Neuzugänge wie Lukas Muszong, Jannis Niestädt oder Bastian Reiners aus einer ohnehin schon starken Mannschaft hervor?

Ja, auf jeden Fall. Man muss sagen, dass alle total eingeschlagen haben. Lukas Muszong und Jannis Niestädt sind Führungsspieler und Leader. Die beiden haben noch mal Ausrufezeichen gesetzt. Das gilt aber auch für Bastian Reiners. Als Stürmer ist es immer ein bisschen schwerer, weil du als Abwehr- oder Mittelfeldspieler die Jungs vor dir hast und mehr auf sie einwirken kannst. Du musst mit deinem Nebenmann gut kommunizieren, aber eben auch viele Dinge selber in die Hand nehmen. Basti hat eine unheimliche Mentalität, das hat uns auch gutgetan. Aber auch die jungen Spieler wie Jalte Röpe oder Bjarne Guth haben hervorragend gespielt und noch mal einen Schritt nach vorne gemacht. Sie haben von den Älteren profitiert.

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Hätten Sie vor der Saison damit gerechnet, dass Sie mit der Mannschaft so durch die Liga rauschen?

Nein, davon kann man nicht ausgehen. Das Ziel war immer klar: Wir wollten Erster werden. Aber wir wussten auch, dass der SV Lindwedel-Hope sowie der Lüneburger SK starke Gegner sind und auch nach ganz oben wollen. Die Spitze war breiter als in den Jahren zuvor.

Als Sie den FC Verden 04 2019 übernommen haben, war in der Landesliga nicht Aufstiegskampf, sondern Abstiegskampf angesagt. Letztlich ist Ihnen die Rettung gelungen. Danach ging es immer weiter nach oben. Wie haben Sie es geschafft, den Verein von einem Abstiegskandidaten zum Meister zu formen?

Es ging Schritt für Schritt. Es war ja nicht so, dass man irgendwelche verrückten Sachen im Verein gemacht hat, sondern wirklich kontinuierlich an den Rahmenbedingungen geschraubt hat. Da muss man dem Verein und dem Management ein Kompliment machen, dass sie das mit ruhiger Hand, ohne Hektik und ohne lautes Getöse gemacht haben. Sie haben immer den nächsten Schritt gemacht. Man hat dann auch geguckt, dass man im Verein oder auch im näheren Umfeld versucht, die Spieler für sich zu gewinnen. Das ist die Grundlage gewesen. Wir haben mit ganz ruhiger Hand versucht, die Dinge voranzutreiben. Die Rahmenbedingungen sind auch immer besser geworden, beispielsweise die Trainingsplätze. Das sind eben auch wichtige Bausteine.

Als Spieler haben Sie mit dem SV Werder Bremen einige Erfolge feiert. Sie haben nicht nur die Deutsche Meisterschaft geholt, sondern auch den DFB-Pokal und den Europapokal der Pokalsieger gewonnen. Welche Bedeutung hat die Meisterschaft mit dem FC Verden 04 als Trainer für Sie?

Für mich ist das eine ganz tolle Geschichte und eine Bestätigung unserer Arbeit. In erster Linie gebührt den Jungs die Anerkennung, dass sie das über die Jahre so klasse gemacht haben. Als ich hier angefangen habe, hätte ich nicht vermutet, dass ich so lange dabeibleibe. Ich habe ja schon ein paar Vereine erlebt. Im Profifußball ist alles viel hektischer und noch mehr Tagesgeschäft. Da gehen die Dinge häufig drunter und drüber, vor allem in den Vereinen, in denen ich war (lacht). Das ist jetzt ein ganz anderes Arbeiten. Ich bin immer gerne zum Training gefahren und habe mich immer auf die Jungs gefreut. Das ist nicht deren Beruf, sondern Freizeitgestaltung. Natürlich wollten wir etwas erreichen. Trotzdem ist das ja immer ein Spagat. Da muss man anders mit den Jungs umgehen.

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Sie haben im Profibereich den FC Schalke 04, Holstein Kiel und den FC Carl Zeiss Jena gecoacht. Macht es mehr Spaß, im Profi- oder im Amateurbereich zu arbeiten?

Das hat alles Vor- und Nachteile und kann man schwer miteinander vergleichen. Im Amateurbereich ist es natürlich viel entspannter. Es macht mir in Verden unheimlich viel Spaß. Natürlich ist das auch klasse, dass wir mit der Oberliga jetzt eine neue Herausforderung haben und nicht wieder in der Landesliga spielen müssen. Ich glaube, alle brauchen jetzt einen neuen Reiz und den werden wir in der neuen Saison bekommen.

Sie sprechen es an: In der Saison 2024/2025 treten Sie mit Ihrem Team in der Oberliga Niedersachsen an. Was wird nötig sein, um in der fünften Liga zu bestehen?

Es wird deutlich intensiver zur Sache gehen. Im kämpferischen und läuferischen Bereich wird das eine ganz andere Geschichte. Das gilt auch für den spielerischen Bereich, wobei ich da keine großen Sorgen habe, dass wir nicht mithalten können. Aber wir müssen unter größerem Druck die Dinge umsetzen. Das wird der Unterschied sein. Da müssen wir uns schnell dran gewöhnen und nicht zu viel Zeit vergehen lassen.

Was für eine Rolle trauen Sie Ihrer Mannschaft im niedersächsischen Oberhaus zu?

Wir sind Aufsteiger und werden mit Demut an die Geschichte herangehen. Für uns heißt es einfach, in der Liga zu überleben. Wir haben die Beispiele von Bornreihe und Ahlerstedt vor Augen, die direkt wieder durchgereicht wurden. Da brauchen wir jetzt nicht irgendwelche anderen Ziele ausgeben. Wir müssen zusehen, dass wir in der Liga bleiben.

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Die ersten Neuzugänge für die kommende Serie stehen bereits fest. Was erhoffen Sie sich von den neuen Spielern?

Dass sie die Qualität weiter anheben und dass wir in der Breite noch besser aufgestellt sind. Wie ich vorhin schon gesagt habe: Es wird intensiver zur Sache gehen. Vielleicht haben wir dann auch mal mehr Ausfälle. Das hoffen wir natürlich nicht. Aber damit muss man dann auch rechnen. Da ist einfach wichtig, dass der Kader eine entsprechende Breite hat, damit wir mögliche Ausfälle auffangen können. Der Konkurrenzkampf wird dadurch natürlich auch ein bisschen mehr angefeuert. Jeder gibt dann ein paar Prozent mehr.

In der Vorbereitung auf die kommende Saison steht für Sie und Ihr Team ein besonderes Spiel an. Der SV Werder Bremen kommt Mitte Juli für ein Freundschaftsspiel gegen Ihre Mannschaft nach Verden. Wie groß ist bereits die Vorfreude?

Natürlich freuen sich alle drauf. Das wird eine riesige Geschichte. Die Leute sehen die Profis hier vor Ort. Die Jungs sind natürlich auch alle motiviert und heiß, wie gegen den Hamburger SV im vergangenen Jahr (Verden verlor die Partie nur mit 2:3 gegen den Zweitligisten, Anm. d. Red.). Für einen Amateurfußballer ist das eine tolle Geschichte. Wir werden da ein Fußballfest haben.

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Ist es für Sie auch eine besondere Begegnung? Schließlich geht es gegen Ihren ehemaligen Verein.

Ja, natürlich. Ich habe 14 Jahre als Spieler dort verbracht und dann noch ein paar Jahre als Trainer, insgesamt also fast 20 Jahre. Das ist dann auch für mich ein besonderer Tag.

Das Interview führte Maurice Reding.

Zur Person

Frank Neubarth (61)

ist seit April 2019 Trainer des FC Verden 04. Der ehemalige Bundesliga-Profi des SV Werder Bremen bewahrte die Reiterstädter nach seinem Amtsantritt vor dem Abstieg aus der Landesliga. In den folgenden Jahren entwickelte Neubarth das Team stetig weiter. In den Saisons 2021/2022 und 2022/2023 verpasste er mit der Mannschaft den Aufstieg als Vizemeister jeweils nur knapp. Nun ist ihm die Meisterschaft mit dem FCV gelungen.

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